Case-Study

Eine Progressive Web App für die Lübecker Bucht

von - 21.02.2020
Lübecker Bucht
Foto: Tourismus-Agentur Lübecker Bucht
Die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht begleitet seine Gäste mit Echtzeitinformationen. Dafür kommt unter anderem eine Progressive Web App (PWA) zum Einsatz.
PWA für das Fahrrad
Reise-App: Zeitgenaue, ortsbezogene Informationen.
(Quelle: Tourismus-Agentur Lübecker Bucht )
Wer kommt nicht gern ans Meer, um zu entspannen? Die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht hat eine dank­bare Aufgabe: Sie macht touristisches Marketing für die Orte entlang der Lübecker Bucht. Dazu zählen Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt in Holstein. Falls es den Touristen doch nicht genug sein sollte, einfach am Strand zu sein und aufs Meer zu blicken, ist in den Orten immer was geboten: Feste, ein Rennradwochenende, Fackelwanderungen, das Haffkruger Punschtreffen.
Die Gäste wollen natürlich auch wissen, wo ein schönes Café oder die nächste Apotheke ist, weiß André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur: „Wir informieren über das Web und sind auf Social Media aktiv“, sagt er, „doch wenn der Gast vor Ort ist, hatten wir bisher keine Möglichkeit, ihn mit lokalen ­Informationen in Echtzeit zu versorgen“ - etwa darüber, welche Veranstaltungen gerade während seines Aufenthalts stattfinden. Gäste und Einheimische suchen zwar über ihr Smartphone nach diesen Informationen, doch die Ergebnisse, die Suchmaschinen liefern, bleiben an der Oberfläche. „Veranstaltungen, die bei uns vor Ort stattfinden, tauchen in Google nicht auf“, weiß Rosinski.
Was tun? Um die Menschen vor Ort mit detaillierten Infos versorgen zu können, hat sich die Tourismus-Agentur entschieden, eine mobile App entwickeln zu lassen. Deren Aufgabe: Einheimische und ­Gäste zuverlässig über all das zu informieren, was in den Gemeinden gerade los ist. Der englische Begriff für solche zeit­genauen, ortsbezogenen Detail-informa­tionen ist „hyperlocal“. Im deutschen ­Digitalmarke-
ting ist diese Bezeichnung noch relativ neu. „Gäste erwarten eine Wettervorhersage, Hinweise auf Veranstaltungen oder wo man einkaufen kann. Es geht darum, den Gast vor Ort gut zu lenken. Das alleine ist schon eine Kunst“, fasst Rosinski zusammen.
Die Tourismus-Agentur hatte drei Agenturen zum Pitch eingeladen. Zwei boten die Erstellung von nativen Apps für ­Android und iOS an, die Digital­agentur Hmmh punktete mit der Idee ­einer Progressive Web App (PWA), einer Symbiose aus einer klassischen Webseite und einer mobilen App. Ihr Vorteil: Da die App keine klassische native App ist, sondern eine Webseite, kann sie ohne Installation schnell auf dem Homescreen des ­Geräts abgelegt werden und benötigt als reine Webanwendung zudem kaum Speicher.
Auf die Funktionen von nativen Apps wie Push-Nachrichten, Geolokalisierung oder Zugriff auf die Kamera muss dennoch nicht verzichtet werden. Besteht gerade keine Internetverbindung, lässt sie sich offline nutzen. Gäste können auf den Veranstaltungskalender, auf Outdoor-Routen oder ihre individuellen Merklisten auch dann zugreifen, wenn sie kein Netz haben.

Ohne Download

Nutzer finden zudem leichter Zugang zur App als bei herkömmlichen mobilen Apps. Denn sie rufen einfach die URL Luebecker-Bucht.guide über den Browser ihres Smartphones auf. Die Suche und das Herunterladen der App wird damit überflüssig. „Es gibt so viele Apps in den App Stores. Würden die Gäste unsere App wirklich finden und herunterladen?“, beschreibt Rosinski die Überlegungen im Vorfeld.
Ein weiterer Pluspunkt der PWA: Der Pflegeaufwand ist für die Tourismus-Agentur insgesamt niedriger, weil nicht zwei native Apps inklusive der Anbindung an die unterschiedlichsten Datenbanken aktuell gehalten werden müssen.
Argument Nummer drei: Die Kosten für die Umsetzung waren nur halb so hoch wie für eine native App. „Gerade bei einem Projekt mit Gelegenheitsnutzern als Zielgruppe zeigt sich, dass niedrige Entwicklungskosten in keinem Gegensatz zu einem maximalen Return on Investment stehen“, betont ­Marius Bruns, als Unit Director bei Hmmh für die Entwicklung der App verantwortlich. In relativ kurzer Zeit hatte die Digital­agentur das Projekt mit dem Methoden-Framework Scrum umgesetzt. „Mitte Januar 2019 haben wir losgelegt und zur ersten Urlaubssaison an Ostern ist die App live gegangen“, blickt Bruns zurück. Um sicherzustellen, dass ­alles so funk­tioniert wie geplant, testeten Urlauber die App zwei Tage lang.
Ihr Design wurde so angelegt, dass mehrere Tourismus-Agenturen Elemente ihrer eigenen Corporate Identity inte­grieren können. Denn die PWA für die Lübecker Bucht entstand in Kooperation mit der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH. „Die Kollegen haben eine andere Datenbank als wir“, erläutert Rosinski.
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