Sicherheit

Quantencomputer hebeln die IT-Security aus

von - 09.01.2018
Quanten Computing
Foto: The World in HDR / shutterstock.com
Quanten-Computing stellt die Sicherheitsverantwortlichen vor große Herausforderungen. Schon in wenigen Jahren werden die Systeme in der Lage sein, komplexe Verschlüsselungen zu knacken.
Quanten-Computing ist mehr als ein Hype – und wird in nicht allzu ferner Zukunft vielen Sicherheitsverantwortlichen Kopfzerbrechen bereiten. Denn mit der geballten Rechenleistung der Supercomputer lassen sich auch komplexe Verschlüsselungsverfahren aushebeln. Die gute Nachricht: Unternehmen können sich rüsten. Der Markt bietet Verschlüsselungslösungen wie Hardware-Sicherheitsmodule (HSM), die schon heute auf das Post-Quantenzeitalter vorbereitet sind.
Malte Pollmann
Malte Pollmann
CEO bei Utimaco
www.utimaco.de
Foto: Utimaco
„Es ist gefährlich, das Thema auf die lange Bank zu schieben. Es ist notwendig, sich bereits heute auf das Zeitalter der Quantenrechner und der Post-Quantenkryptografie vorzubereiten.“
Quantenrechner gelten als die Supercomputer von morgen. Neben Forschungseinrichtungen arbeiten Unternehmen wie Atos, D-Wave Systems, Google, IBM, Intel oder Microsoft an Quantentechnologie oder haben bereits solche Systeme vorgestellt. Ein Quantencomputer rechnet etwa 100- bis 1.000-mal schneller als ein konventioneller Supercomputer. Dies gilt allerdings vor allem für Aufgaben, bei denen eine große Zahl von Kombinationsmöglichkeiten auftritt. Ein klassisches Beispiel ist die Simulation von Verkehrsströmen in Großstädten: Es gilt, die Bewegungen von Millionen von Fahrzeugen zu berücksichtigen. Laut David Schatsky, Experte des Beratungshauses Deloitte, zählen zudem das Risikomanagement sowie das Ver- und Entschlüsseln von Daten zu den zentralen Anwendungsfeldern von Quantenrechnern.
Wann Quantencomputer auf breiter Basis zum Einsatz kommen werden, ist unter Fachleuten umstritten. Für die Sicherheit ist dieser Zeitpunkt auch weniger relevant. Viel wichtiger ist, wann der erste Quantencomputer einsetzbar ist, um einen gängigen Algorithmus zu knacken – danach ist der Algorithmus nicht mehr vertrauenswürdig und damit entwertet. Die Schätzungen bei der Frage, bis wann solche Systeme im kommerziellen Bereich Fuß fassen, reichen von fünf bis zu fünfzehn Jahren.
Gegen den kurzfristigen Einsatz spricht der Preis: Ein Quantenrechner von D-Wave kostet um die 15 Millionen Dollar, also knapp 13 Millionen Euro. Allerdings: Quantenrechner sind vergleichsweise einfach aufgebaut. Das heißt, jeder Interessierte mit den nötigen Ressourcen hat die Möglichkeit, eigene Quantencomputer als Angriffswerkzeug zu nutzen – von denen die Welt nicht immer etwas erfahren muss.
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