PSD2 ist Initialzündung für mehr Wettbewerb

Plattform und Ökosystem

von - 17.09.2019
Wie in anderen Branchen auch werden Plattformen und Ökosysteme im Finanzwesen immer wichtiger. Einer der prominentesten Vertreter ist die Solarisbank. Der Provider, der sich als „erstes Technologieunternehmen mit Banklizenz“ bezeichnet, bietet „Banking as a Service“ an. Die Solaris-Plattform soll es über RESTful APIs ermöglichen, Finanzdienstleistungen nahtlos und automatisiert in andere Angebote einzubinden. Zu den Diensten gehören eine Identifizierungslösung (Know Your Customer, KYC), die bereits von einigen Volksbanken genutzt wird, und eine Online-Kreditvergabe, die Sofortkredite bis zur Auszahlungssumme von 35.000 Euro ermöglicht. Banken und Fintechs wie die polnische Bank Alior oder das Start-up Tomorrow nutzen die Plattform, um neue Digitalbankangebote schnell an den Markt bringen zu können.
Auch die Deutsche Bank setzt auf den Plattformgedanken. „Die Plattform-Ökonomie hat für die Deutsche Bank und die Bankenindus­trie in Summe eine sehr hohe Relevanz, aber auch ein sehr großes Potenzial nach oben“, weiß Frank Pohlgeers, Head Chief Digital Office Global bei der Deutschen Bank. Das Unternehmen agiert bereits heute als Kontoinformationsdienst und ermöglicht es, Konten anderer Anbieter in das hauseigene Online-Banking zu integrieren. Ein weiteres Beispiel für die Plattformstrategie des Finanzinstituts ist der „Zinsmarkt“. Kunden können darüber aus dem Online-Banking der Deutschen Bank bei anderen Finanzinstituten Anlagekonten eröffnen.
Laut Matthias Lange vom Bundesverband deutscher Banken sind vor allem zwei Plattform-Geschäftsmodelle erfolgversprechend: „Auf der einen Seite können Banken über standardisierte Schnittstellen ihre Produkte auf Plattformen vertreiben. Das können klassische Vergleichsportale oder aber perspektivisch auch andere Banken und Sparkassen sein.“ Auf der anderen Seite ließen sich Premium-Services realisieren, die über das regulatorisch Geforderte hinaus erweiterte Funktionen wie Altersverifikation oder Adressauskunft anbieten, so Lange weiter. „Anwendungsfälle im Kontext der Zahlungsauslösung können auch eine Zahlungsgarantie oder das Angebot einer Ratenzahlung darstellen.“

Fazit

Reduziertes Haftungsrisiko, weniger Gebühren, mehr Sicherheit im Online-Zahlungsverkehr - die PSD2 bringt vor allem für Verbraucher viele Vorteile. Ob die Ziele der europaweiten Marktöffnung und Innovationsförderung erreicht werden, lässt sich derzeit noch nicht abschließend bewerten.
Die Interpretation der Technischen Regulierungsstandards beschäftigt nach wie vor Aufsichtsbehörden und Unternehmen, das Fehlen einer einheitlichen europäischen Schnittstelle und die Alleingänge mancher Länder erschweren es alternativen Zahlungsdienstleistern, europaweit tätig zu werden, erhöhen die Komplexität und damit auch die Kosten. Gerade Letztere waren für die etablierten Banken angesichts der aktuellen Ertragslage eine schwere Bürde.
Auf der anderen Seite profitieren aber auch sie von den neuen Möglichkeiten. Schließlich steht es auch traditionellen Finanzinstituten frei, als alternativer Zahlungsdienstleister aufzutreten und so ihren Kunden neue und bessere Services bieten und ihre Zielgruppe erweitern zu können. Dafür müssen sie sich allerdings vom hierarchischen, von Anzugträgern dominierten Organisationsmodell verabschieden, flexibler, schneller und digitaler werden. Wie das gehen kann, hat die ING-Bank mit ihrem agilen Organisationsansatz vorgemacht.
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