Banken verlieren Monopol auf Kundendaten

Ganz neue Wettbewerber

von - 09.01.2019
Deutsche mit Konto bei nur einer Bank
Quelle: PwC (n = 1.000)
Die strategischen Implikationen der PSD2 für Europas Banken, Unternehmen und Verbraucher sind weitreichend. „Jeder Kunde muss sich Gedanken machen, wem er Zugriff auf seine Daten geben will“, betont der Bankenverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB). Retail-Banken treten erstmals in einen Wettbewerb nicht nur wie bisher gegen andere Finanzinstitute und Fintechs, sondern potenziell auch gegen beliebige andere Unternehmen, also theoretisch auch gegen die GAFAMs: Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft. Diese IT-Riesen verfügen bereits heute über leistungsstarke KI-Engines und Assistenten, die als Frontends der Datenerfassung und -bereitstellung fungieren können, nicht zuletzt Siri, Cortana, Alexa und Aloha (Facebook).
Mit Rückendeckung durch die PSD2 könnten diese Anbieter den Markt für die Kreditvergabe und andere Finanzdienstleistungen von heute auf morgen betreten und bedarfsgerecht und in Echtzeit hochindividualisierte Angebote generieren.
Diese Gefahr haben viele der Marktteilnehmer noch gar nicht auf dem Radar. In einer Umfrage von McKinsey nannten die interviewten Bankenmitarbeiter als größte Gewinner der PSD2 stattdessen die Fintechs.

Geschäftsmodelle überdenken

Die Verlierer der PSD2 sind, allen voran, die globalen Aussteller von Kredit- und Debitkarten wie Mastercard und Visa. Sie dürften künftig an der Kasse schon allein aufgrund des Surcharge-Verbots (Verbot von Extrakosten für bargeldlosen Zahlungsverkehr) den Kürzeren ziehen.
Doch auch traditionelle Banken haben allen Grund, ihre Gebührenstrukturen und ihre Geschäftsmodelle ernsthaft zu überdenken. Ansonsten droht ihnen ein Gewinnrückgang von bis zu 40 Prozent, pro­gnostiziert die Unternehmensberatung Roland Berger.
Retail-Banken zählen aber nicht automatisch zu den Verlierern der PSD2. Diese böte Banken auch eine Chance, über erweitertes Data Analytics „neue Kunden zu gewinnen“ und „das Cross-Selling-Potenzial ihrer Dienstleistungen besser auszuschöpfen“, glauben die Analysten von PwC.
Doch genau dieselben Möglichkeiten eröffnen sich natürlich auch anderen Marktteilnehmern - und erstmals auch dem Mittelstand -, die mit relativ geringem Aufwand und niedrigen Kapitalanforderungen den Markt für Kontoinformationsdienste betreten können. Während die Banken relevante Kundenberührungspunkte verlieren, können sich die neuen Anbieter an beliebigen Punkten in die Wertschöpfungskette einklinken und die Customer Journey von Grund auf neu erfinden.
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