NFC kann und wird nicht scheitern

Der konkrete Nutzen von NFC in Unternehmen

von - 21.03.2015
Zugangskontrolle: Smartphones mit NFC können den Träger authentifizieren.
Zugangskontrolle: Smartphones mit NFC können den Träger authentifizieren.
com!: Wie sieht es denn derzeit mit dem konkreten Einsatz von NFC in Unternehmen aus?
Reeh: Die Einsatzmöglichkeiten von NFC im Unternehmensumfeld sind heute schon überaus vielfältig. Im Industrie- und Produktionsumfeld kommen für viele Prozesse bereits RFID-Lösungen zum Einsatz. Radio Frequency Identification ist die technische Grundlage für NFC (induktive Kopplung aktiv-passiver Systeme auf 13.56 MHz) und dient, wie der optische Barcode, zur automatischen Objekt­identifikation.
Lange Zeit entwickelten sich beide Anwendungsgruppen getrennt voneinander. Seit ein paar Jahren erkennen wir jedoch eine deutliche Zunahme von Verbundprojekten. Durch die Kombination von end-to-end-implementierten RFID-Systemen und kostengünstigen NFC-Smartphones lassen sich beispielsweise weitverzweigte Access-Lösungen realisieren.
Sobald NFC als Zugangskontrolle genutzt wird, lassen sich schnell weitere Einsatzmöglichkeiten finden, zum Beispiel die automatische WLAN-Konfiguration von mitgebrachten Geräten oder das Bezahlen am Snackautomaten und in der Kantine. Grundsätzlich könnte auch der Beamer im Konferenzraum mit NFC versehen werden und Tablets könnten die richtige Konfiguration für den Zugriff selbstständig ab­lesen.
com!: Welche Einsatzmöglichkeiten von NFC in Unternehmen finden Sie besonders spannend?
Reeh: All jene Ansätze, die das NFC-Smartphone, gewissermaßen als PDA 2.0, in den Mittelpunkt der persönlichen Arbeitsabläufe stellen. Bei gegebener Rechenleistung kann ich meinen kompletten Office-Alltag über das Smartphone abbilden und mich jederzeit gegenüber der digitalen physischen Firmenumgebung (für Screen Mirroring, Druckjobs und Ähnliches) authentifizieren.
Stromversorgung per Induktion: Weil NFC-Tags keine eigene Stromversorgung haben, muss der Kommunikationspartner die Energie mit Hilfe von Magnetwellen zur Verfügung stellen.
Stromversorgung per Induktion: Weil NFC-Tags keine eigene Stromversorgung haben, muss der Kommunikationspartner die Energie mit Hilfe von Magnetwellen zur Verfügung stellen. Die treffen auf die Induktionsschleife des Tags und erzeugen so Strom. Das Tag benötigt etwa 1 Watt, um seine gespeicherten Daten zu senden.
Auch die Kontrolle von Maschinen mit proprietären Steuerungsprogrammen wird mittels Konverter über die sichere NFC-Schnittstelle die Effizienz, Flexibilität und Visibilität von Industrieanlagen weiter erhöhen. Mit einem unternehmensübergreifenden Rechtemanagement via NFC-Token auf dem Smartphone sind solche Arbeiten dann auch beim B2B-Kunden denkbar.
com!: Groß sind auch die Erwartungen an das Internet der Dinge. Eine Schlüsselrolle für den Erfolg soll NFC  spielen. Halten Sie das für realistisch?
Reeh: Das Internet der Dinge wird zweifelsohne einer der Wettbewerbstreiber des nächsten Jahrzehnts. Den Ansatz, Menschen im (Berufs-)Alltag durch smarte Hintergrundprozesse aktiv zu unterstützen, finde ich mit Blick auf die zunehmende Informationsflut, immer kürzere Innovationszyklen und nicht zuletzt den demografischen Wandel sehr unterstützenswert.
Zu unterscheiden sind dabei vollautomatisierte, medienbruchfreie Prozesse, die zum Beispiel mittels RFID und Sensorik Umweltinformationen untereinander austauschen, und Prozesse, die genau gegenteilig das Aktivwerden des Nutzers durch NFC für Informations- und Kontrollaufgaben vorsehen. Voraussetzung bei all diesen Überlegungen ist aber, dass der Nutzer zuvor sein Einverständnis für die Einbindung von RFID & Co gegeben hat.
com!: Wenn NFC scheitert, scheitert dann auch das Internet der Dinge?
Reeh: Auf keinen Fall. Das Internet der Dinge ist mehr ein Konzept als eine konkrete, singuläre Technologie. Und wenn wir – Stand heute – von Big Data und der komplexen Informationsgewinnung im Data Mining reden, so ist dies nichts im Vergleich dazu, wenn erst jedes einzelne Objekt auf der Welt mit einer eigenen IP-Adresse ausgestattet ist und miteinander kommunizieren möchte. Der Weg hin zu einer beherrschbaren Orchestrierung dieser IT-Landschaft wird aber noch eine lange Zeit in Anspruch nehmen.
NFC dagegen werden wir viel früher umfangreich zu Gesicht bekommen. NFC wird also nicht scheitern und kann das auch gar nicht mehr. Schließlich haben wir mit weltweit über 1 Milliarde genutzten Kontaktloskarten und NFC-Smart­phones im dreistelligen Millionenbereich eine hoch attraktive technologische Basis für smarte Lösungen und Geschäftsmodelle der Zukunft.
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