NFC kann und wird nicht scheitern

NFC hat den Status des Hypes hinter sich gelassen

von - 21.03.2015
Laut Gartner befindet sich NFC auf dem Tiefpunkt des Hype-Cycles 2014.
NFC im Tal der Enttäuschungen: Laut Gartner befindet sich NFC auf dem Tiefpunkt des Hype-Cycles 2014. Den Analysten zufolge wird es noch zwei bis fünf Jahre dauern, ehe die Technologie den Produktivitätsstatus erreicht.
com!: Laut Gartner hat NFC den Status des Hypes hinter sich gelassen. Jetzt gelte es, sinnvolle Einsatzszenarien zu finden. Wie sehen Sie das?
Reeh: Das Hype-Cycle-Modell von Gartner ist sicher ein interessantes Tool, um die Verbreitung technologischer Innovationen vergleichbar zu machen. Doch wird hier stark verallgemeinert. Ich denke, dass NFC als Service Enabler weniger einem eigenständigen als vielmehr verschiedenen lösungsbezogenen Innovationszyklen folgt. Wenn zum Beispiel ein Zielmarkt aufgrund von Lock-in-Effekten noch nicht reif ist für eine neue Technologie, dann lässt sich vom NFC-Standardisierungsgrad nicht einfach auf das Marktpotenzial zum Beispiel von NFC Mobile Payment schließen. Der wahre Hype um NFC muss folglich von außen kommen und steht uns wahrscheinlich erst noch bevor. Was zur Killer-Applikation avanciert ist schwer zu sagen.
Der Hype um NFC muss von außen kommen und steht uns noch bevor.
com!: Was muss denn passieren, damit wir mit dem Smartphone oder speziellen Kreditkarten bald überall kontaktlos bezahlen können? Ist eine Standardisierung nötig, wie sie Ebay-CEO John Donahoe gefordert hat?
Reeh: Im Gegensatz zu vielen anderen Systemen ist NFC bereits ein hoch standardisiertes, internationales Kommunika­tionsprotokoll für Proximity-Dienste wie Mobile Payment. Die größte Herausforderung sehe ich deshalb nicht im Bereich Standards und Interoperabilität, sondern in der Entwicklung nachhaltiger, geteilter Erlösmodelle, die insbesondere auch den stationären Einzelhandel mit einbeziehen. Optimaler Treiber wäre jedoch der Kunde, der von sich aus nach kontaktlosen Bezahllösungen verlangt. Dafür bedarf es allerdings zwingend weiterer kommunizierbarer Mehrwerte.
com!: Es scheint fast so, als wären der bargeldlose Zahlungsverkehr oder Poster, die URLs funken, derzeit die einzigen Felder, auf die sich die Anstrengungen konzentrieren. NFC wird dabei eher als Brücke zwischen verschiedenen Medien eingesetzt.
Reeh: So schlecht finde ich den Gedanken der Brückentechnologie gar nicht. Denn NFC sollte auf keinen Fall Selbstzweck sein. Da NFC als relativ simple Kommunikationstechnologie keine Wunder vollbringen kann, finde ich das He­rausstellen einer besonders einfachen und sicheren Kommunikation durchaus gut. Jeder, der NFC zum ersten Mal mit einer kontaktlosen Karte oder dem Smartphone verwendet, ist von der Schnelligkeit begeistert. Ausschlaggebend für die Gesamtbewertung ist der Nutzen für den Anwender. In diesem Sinn verstehe ich NFC gern als Brücke zwischen verschiedenen realen und virtuellen Diensten.
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