Wie sicher ist Power-LAN?

Risiko Übersprechen

von - 22.08.2012
Die zweite Frage, die immer wieder heiß diskutiert wird, lautet: „Können Daten von Ihrem Stromkabel auf das des Nachbarn überspringen, wenn beide Kabel im Hausschacht nebeneinanderliegen?“
Dieses Phänomen nennt man Übersprechen. Dabei ist das Power-LAN- Signal auch auf einem Kabel zu empfangen, das mit dem Stromkabel des Power-LAN-Adapters gar nicht verbunden sein muss. Es reicht aus, wenn dieses andere Stromkabel im Hausschacht zehn Meter parallel verläuft. Dann kann es passieren, dass Ihre Daten auf das Stromkabel des Nachbarn überspringen.
Das funktioniert so: Sobald Strom durch ein Kabel fließt, entsteht ein Magnetfeld. Dieses Magnetfeld ist recht schwach und hat nur eine geringe Ausdehnung. Aber es ist stark genug, um ein zweites, direkt parallel verlaufendes Stromkabel zu beeinflussen.
Das Stromkabel, durch das Ihre Daten fließen, wird wegen des erzeugten Magnetfelds zu einer Sendeantenne. Das dazu parallel verlaufende Kabel wird zu einer Empfangsantenne.
Ob es zum Übersprechen kommt, hängt letztlich davon ab, wie viele Meter die Kabel parallel verlaufen. Im Fall von Power-LAN müssen es rund zehn Meter sein. Jeder weitere Meter erhöht die Chance auf ein Übersprechen. Verhindern können Sie diesen Effekt nicht. 

Exkurs: Drehstrom

Das Übersprechen kann übrigens auch sehr nützlich sein. Normalerweise sind in Wohnungen Stromkabel mit drei Adern verlegt. Eine Ader führt den Strom und wird Phase genannt. Die zweite Ader leitet den Strom weg und heißt Nullleiter. Die dritte Ader ist die Erdung. Das Power-LAN-Signal steht immer nur auf der stromführenden Ader, also der Phase, zur Verfügung.
Vom Stromzähler im Keller führt aber in der Regel kein dreiadriges, sondern ein fünfadriges Kabel zum Sicherungskasten in der Wohnung. Dabei handelt es sich um Drehstrom oder auch Dreiphasenwechselstrom. Eine der fünf Adern des Kabels leitet den Strom weg und ist der Nullleiter. Eine weitere Ader ist die Erdung. Die drei restlichen Adern führen alle Strom — es gibt also drei Phasen, die L1, L2 und L3 genannt werden. Vom Sicherungskasten aus werden die drei Phasen L1, L2 und L3 in die Zimmer der Wohnung verteilt. So könnte die Phase L1 etwa in das Schlaf- und Arbeitszimmer, die Phase L2 in das Wohnzimmer und die Küche und die Phase L3 in den Flur und das Badezimmer führen. Jede Phase bildet dabei einen eigenen Stromkreis.
Fünfadriges Stromkabel: Solche Kabel führen vom Stromzähler in die Wohnung. Braun, schwarz und grau sind die Phasen, blau ist der Nullleiter und gelb-grün ist die Erdung.
Fünfadriges Stromkabel: Solche Kabel führen vom Stromzähler in die Wohnung. Braun, schwarz und grau sind die Phasen, blau ist der Nullleiter und gelb-grün ist die Erdung.
Wenn Sie nun einen Power-LAN- Adapter im Arbeitszimmer in die Steckdose stecken, dann ist das Signal ganz sicher auch im Schlafzimmer empfangbar. Denn beide gehören zum gleichen Stromkreis der Phase L1. Im Wohnzimmer oder der Küche kommt das Power-LAN-Signal aber nicht an, da diese an einem anderen Stromkreis hängen, dem der Phase L2. Das Power-LAN- Signal ist also immer nur auf derselben Phase zu empfangen. Wie die Verschaltung aber tatsächlich bei Ihnen vor Ort aussieht, hängt ganz davon ab, wie der Elektriker die Stromverkabelung vorgenommen hat.
In manchen Einfamilienhäusern sind die Phasen auch auf die einzelnen Stockwerke verteilt. So führt die Phase L1 in den Keller, die Phase L2 ins Erdgeschoss und die Phase L3 ins Obergeschoss. Der Versuch, zum Beispiel ein Power-LAN zwischen dem Erd- und dem Obergeschoss aufzubauen, müsste dann eigentlich fehlschlagen, weil die Geschosse getrennte Stromkreise haben.
Und dennoch funktioniert Power-LAN in einer Wohnung bei Zimmern, die an unterschiedlichen Stromkreisen hängen. Denn die drei Phasen laufen im Kabel vom Sicherungskasten zum Stromzähler einige Meter parallel zueinander. Dabei findet das Übersprechen statt. In diesem Fall nützlicherweise: Das Power-LAN-Signal steht in der gesamten Wohnung zur Verfügung.

Phasenkopplung

Ob sich in einer Wohnung oder einem Haus ein Power-LAN aufbauen lässt, kann letzlich nur ein Test vor Ort zeigen. Wenn die Phasen nicht lange genug parallel verlaufen, dann findet das Übersprechen nicht statt.
In solchen Fällen hilft dann nur der Einbau eines Phasenkopplers im Sicherungskasten. Dieser koppelt die drei Phasen so, dass das Power-LAN-Signal definitiv auf allen drei Phasen zur Verfügung steht. Darüber hinaus kann ein Phasenkoppler die Qualität des Power-LANs in vielen Fällen sogar noch verbessern.

Phasenkoppler: Power-LAN optimieren

Phasenkoppler: Er verteilt das Power-LAN-Signal auf alle drei Phasen.
Phasenkoppler: Er verteilt das Power-LAN-Signal auf alle drei Phasen.
Phasenkoppler helfen, wenn sich ein Power-LAN gar nicht einrichten lässt oder es nur mit geringer Leistung arbeitet. Power-LAN-Signale sind immer nur auf einer Phase verfügbar. Phasenkoppler verteilen das aufmodulierte Power-LAN-Signal von der einzelnen auf alle Phasen. Es gibt sie für 50 bis 100 Euro im Fachhandel.
Ein Phasenkoppler muss fest im Sicherungskasten montiert werden. Beachten Sie, dass Sie die Montage nicht selbst erledigen dürfen. Sie muss, unter anderem aus Brandschutz- und Versicherungsgründen, unbedingt von einer Fachkraft durchgeführt werden, etwa einem Elektriker.

Wieso heißt es eigentlich Übersprechen?

Der Begriff Übersprechen stammt aus der Nachrichtentechnik. Er bezeichnet einen Effekt, der früher bei analogen Telefonen auftrat. So konnte man andere Gespräche leise mithören, obwohl man gar nicht Teilnehmer des Gesprächs war. Weil die Telefonleitungen in der Erde viele Meter parallel zueinander laufen, „sprachen“ die Unterhaltungen auf die daneben liegenden Leitungen über.
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