Effizienz und Sicherheit
Management per KI erobert das Rechenzentrum
von
Anna
Kobylinska
Filipe
Pereira Martins - 12.06.2019
Foto: Gorodenkoff / shutterstock.com
KI macht Rechenzentren zuverlässiger und wirtschaftlicher. Durch wachsende Komplexität entziehen sich die Zentren ohnehin oft dem menschlichen Fassungsvermögen.
Trotz Stromausfall auf Nummer sicher: Im Rechenzentrum des Co-Location-Anbieters Root Data Center überwacht eine KI die Betriebsbereitschaft der Backup-Generatoren.
(Quelle: Root Data Center)
Anomalien am Klang erkennen
Der Co-Location-Betreiber Root Data Center aus Montreal zum Beispiel hat in Zusammenarbeit mit dem Start-up Litbit aus dem kalifornischen San José eine KI-basierte Lösung namens Dac zur Überwachung der Notstromgeneratoren entwickelt: einen KI-Agenten für die klangbasierte Anomalie-Erkennung.
Dac erkennt seinen Erfindern zufolge Anomalien der Betriebsbedingungen bei beliebigen Belastungsstufen der betreffenden Geräte anhand ihrer Klang- und Vibrationsmuster. Die Ultraschall-Hörfähigkeiten von Dac sollen eine 10-fach höhere Frequenz abdecken als die des menschlichen Gehörs und dank dieser Fähigkeit Funktionsprobleme mit Geräten im gesamten Rechenzentrum aufzeigen können. Dac soll beispielsweise das Geräusch fehlerhafter Netzteile und problematische Schwingungsmuster in Racks erkennen. Und mit seiner Infrarotkamera soll das System auch losen elektrischen Anschlüssen oder austretendem Wasser auf die Spur kommen.
Die Dac-Anwendung ist laut Root Data Center darüber hinaus in der Lage, die Parameter der Kühlsysteme bedarfsgerecht und in Echtzeit gemäß den Wetterbedingungen einzustellen und das
Kapazitätsmanagement von Systemen im gesamten Rechenzentrum zu koordinieren. Das KI-System analysiert hierzu Hunderttausende von Datenpunkten pro Sekunde.
„Wir haben ein Mikrofon in das Generatorgehäuse eingebaut, das die Geräusche möglicher mechanischer Probleme mitschneidet“, erklärt AJ Byers, der Geschäftsführer von Root. Die KI-Technologie von Litbit analysiert anschließend den Ton und das Infrarot-Video, um mögliche Diskrepanzen vom Sollzustand zu erkennen. „Das System kann ein Quietschen oder Klopfen hören oder ein Kugellager aufspüren, das nicht mehr funktioniert.“ Bei Abweichungen sendet es eine Benachrichtigung an das Network Operations Center des Hosters.
Um eine Vorstellung vom Sinn und Zweck von Dac zu vermitteln, vergleicht AJ Byers die darin zum Einsatz kommende klangbasierte Anomalie-Erkennung mit der VESDA-Technologie (Very Early Smoke Detection Apparatus), die von Xtralis, einer Tochter des Honeywell-Konzerns, vermarktet wird. VESDA misst die Luftqualität mit Lasern und kann Rauch eines Brandes erkennen, bevor er für das menschliche Auge sichtbar ist.