Progressive Web Apps machen mobil

Chance für Shops

von - 19.09.2018
Was bedeutet das konkret für Shop-Be­treiber? Nach Auffassung von Josef Willkommer, Geschäftsführer der Agentur ­Techdivision, sollten insbesondere Shop-Betreiber, die einen Relaunch planen, die Möglichkeit im Auge behalten, auch gleich eine PWA entwickeln zu lassen. Dann könne neben dem neuen Shop-Front­end die PWA gleich als weiteres Frontend mitprogrammiert werden, sodass der Gesamtaufwand nur in überschaubarem Rahmen steige.
Prinzipiell gilt: Je mehr mobile Zugriffe ein Shop hat, desto relevanter ist es, hier eine geeignete Strategie für die Mobile-Optimierung zu erarbeiten. Auch für ­Online-Händler, die sich gegen eine native App entschieden haben, können PWAs ­eine sehr sinnvolle Alternative sein. Das gilt vor allem für Händler, die nicht über so große Bekanntheit und keine treue ­mobile Stammkundschaft verfügen. Denn für sie ist es besonders schwierig, Kunden, die vielleicht nur zwei- oder dreimal im Jahr mobil in ihrem Shop einkaufen, dazu zu bringen, eine native App zu installieren und regelmäßig zu nutzen. Da eine PWA ohne Download und Installation verwendet werden kann, können sie diese Kunden tendenziell leichter erreichen.
Was das Vorgehen und den Aufwand für die Entwicklung einer PWA angeht, sind die Agenturvertreter uneins - insbeson­dere, weil bisher erst eine überschaubare Zahl von PWAs entwickelt wurde und es daher noch an Erfahrungswerten fehlt. Willkommer empfiehlt, eine PWA nicht unbedingt aus einer bestehenden mobilen Website heraus weiterzuentwickeln, sondern sie lieber komplett neu programmieren zu lassen. Nur so könne man den grundlegenden architektonischen Unterschieden gerecht werden. Er geht davon aus, dass die Entwicklung einer PWA deutlich günstiger ist als die einer nativen App.
Josef Willkommer
Josef Willkommer
Geschäftsführer der Agentur
Techdivision
www.techdivision.com
Foto: Techdivision
„Das Thema Progressive Web App wird auch bei uns in absehbarer Zeit massiv anziehen.“
Christian Otto Grötsch von Dotsource empfiehlt dagegen, die bestehende ­mobile Seite Schritt für Schritt behutsam zu einer PWA umzubauen: „Shop-Betreiber sollten die Stellen in ihrem mobilen Shop analysieren, an denen die Abbruchquoten ­besonders hoch sind, und diese mit passenden Funktionen einer PWA ergänzen. So können sie in kurzer Zeit die besten ­Erfolge bei der Steigerung der Conversion Rate erzielen.“ Zudem könnten sie durch ein solches iteratives Vorgehen im laufenden Betrieb Erfahrungen sammeln und ihr Konzept stetig optimieren. Entwicklungsleiter Sebastian Klein nennt ein Beispiel: „Als einen ersten Schritt können Online-Händler binnen weniger Stunden das ‚Web App Manifest‘ einbinden und ihren mobilen Shop so auf den Homescreen ihrer Kunden bringen.“ Dies könne im Rahmen der normalen Website-Pflege erfolgen, sodass erst einmal kein eigenes Budget dafür ­nötig sei.
Grötsch hält PWAs nicht generell für günstiger als native Apps. Wie viel die Entwicklung kostet, hängt ihm zufolge unter anderem von der Aktualität der IT-Infrastruktur des Shops und dem gewünschten Umfang der PWA ab. Wenn ein Shop-Betreiber sich für die Entwicklung einer komplett neuen PWA entscheide, entstünden dafür ähnliche Kosten, wie sie für die Entwicklung des aktuellen Shop-Frontends angefallen seien.
Klar ist: Progressive Web Apps stehen in Deutschland noch ganz am Anfang. Vielen ist der Begriff noch nicht geläufig. Dennoch rechnen etliche Branchenvertreter mit einem deutlichen Zuwachs. „Das Thema wird auch bei uns in absehbarer Zeit massiv anziehen“, ist sich Willkommer sicher. Und Grötsch betont: „PWAs werden Standard werden.“ Einen ersten Überblick über bestehende PWAs bieten die Webseiten PWA.bar und PWA.rocks. Stöbern und Ausprobieren lohnt sich sicher.
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