Die Paywall verdrängt die Gratiskultur

Fünf Modelle

von - 18.07.2019
Anstieg der Digital-Abos von "Die Welt"
(Quelle: IVW Paid Content )
Die Frage, ob sich die Bezahlschranken senken werden, kann also eindeutig mit Ja beantwortet werden.
Weniger eindeutig ist, welches Modell für welchen Content oder Anbieter am besten geeignet ist. Aktuell sind fünf Bezahlmodelle unterschiedlicher Härte Standard:
  • Harte Paywall: Sämtliche Inhalte sind kosten­pflichtig
  • Freemium: Inhalte sind teils gratis, teils kostenpflichtig
  • Metered Paywall: Bis zu einer Grenze sind Inhalte gratis
  • Social Payment: Nutzer spenden beliebigen Betrag
  • Hybrid: Kombination aus verschiedenen Paywall-Modellen, meist Freemium und Metered
Die rigideste Form ist die harte Bezahlschranke, bei der alle Inhalte kostenpflichtig sind und erst nach Entrichtung einer Gebühr oder Abschluss eines Abos zur Verfügung stehen. Laut dem Statistik-Portal Statista setzten im Februar dieses Jahres nur 18 deutsche Portale auf eine harte Schranke - darunter das „Handelsblatt“. Dieses Modell kommt selten zum Einsatz, weil die Gefahr besteht, Kunden und Traffic einzu­büßen. Die Website der Londoner Tageszeitung „The Times“ etwa verlor 2010 nach Einführung der harten Paywall gut zwei Drittel ihrer Leser. Die Internetzeitung „The Daily“ musste aufgrund mangelnder Akzeptanz sogar eingestellt werden. Eine Studie von UKOM/Nielsen-Marktforschern im Auftrag der Zeitschrift „Marketing“ ergab damals, dass sich auch die Leser, die sich ein Online-Abo hätten leisten können, allein durch den nötigen Registrierungsprozess von der Nutzung der Website abhalten ließen. Das sei, so die Zeitschrift, für die Werbekunden nachteilig, weil diese gerade hinter einer Paywall eine Mindestzahl wohlhabender Kunden ansprechen möchten. Dennoch: In Nischenbereichen und ausgewählten Fachmedien scheint eine Hard Paywall bessere Erfolgschancen zu haben, weil die Informationen nicht so einfach und gratis woanders konsumiert werden können.

Von jedem etwas

Z+
Z+: „Die Zeit“ setzt auf eine Kombination aus Freemium-, Metered. und Log-in-Modellen..
(Quelle: com! professional / Screenshot )
Beim hybriden Modell werden verschiedene Bezahlmodelle miteinander kombiniert - meistens das Freemium- mit dem Metered-Modell. Einige Medienanbieter experimentieren gerade mit dieser Bezahlvariante. Die „New York Times“ etwa bietet ihren Usern ein gestaffeltes Digital-Abo an: eine Basisvariante, einen erweiterten Zugriff sowie eine Luxusvariante mit der Möglichkeit, auf den kompletten Content unter Nytimes.com zuzugreifen - samt Archiv der alten Print-Ausgaben. Ähnliche Varianten bieten „The Economist“ und „Le Monde“.
In Deutschland setzt „Zeit Online“ auf ein hybrides Modell, das sich „Z+“ nennt - eine Kombination aus Freemium-, Metered- und Log-in-Modellen. Dabei werden alle Artikel aus der „Zeit“-Printausgabe auf „Zeit Online“ gehievt. 90 Prozent dieser Beiträge sind mit einem grauen „Z+“ gekennzeichnet. Wer sie lesen will, muss nichts bezahlen, nur seine Daten hinterlegen. Die Top-Angebote markiert ein rotes „Z+“. Sie kann nur lesen, wer Abonnent ist oder ein Probe-Abo abschließt. Seit dem Start von Z+ im Frühjahr 2017 verzeichnet „Zeit Online“ 600.000 bestätigte Registrierungen und 75.000 Probe-Abos, die sowohl über exklusive Inhalte für Abonnenten als auch über registrierungspflichtige Inhalte generiert wurden. Insgesamt liegt die bezahlte Digitalauflage laut Verlag jetzt bei über 100.000 Exemplaren.
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