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Was die IT mit dem Auto macht – und mit uns

von - 25.05.2015
Selbstfahrendes Auto
Foto: Mathias Vietmeier
Das Auto wird vollgepackt mit Sensoren und IT – zur Freude des Silicon Valley und der Hacker. Ein Kommentar von Hartmut Wiehr, dem Tech-Nodes-Kolumnisten von com! professional.
Nicht nur die Deutschen lieben ihr Auto über alles. Fast überall rund um den Globus ist es mehr als nur ein Fortbewegungsmittel: Es bringt uns scheinbar komfortabler als Bus, Bahn oder Flugzeug von A nach B, wir können einsteigen, ohne zu warten, losfahren und stoppen, wann wir wollen, wir sind Herr der Lage. Das Auto lässt uns freie Menschen sein, und wenn es etwas größer ist als das des Nachbarn – umso besser..
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor mit Wohnsitz in Italien
Doch nichts bleibt beim Auto, wie es ist. Die IT und das Internet streben nichts Geringeres an als eine Revolution des Autos. Das betrifft zum einen den Einbau von immer mehr Sensoren, die dem Fahrer melden, wo und in welcher Situation er sich gerade befindet und welche Macken sein fahr barer Untersatz hat. Möglich sind schon heute IT-gestützte Meldungen zur Performance des Motors, zur Sicht nach vorn, zu Chassis, Bremsen und Reifendruck. Außerdem kommen Sensoren ans Steuerrad, die uns – die Fahrer – beobachten, ob wir womöglich Ermüdungserscheinungen zeigen, nervös oder ärgerlich sind, und in welchem Rhythmus unser Herz schlägt.
Und wenn etwas passiert, dann ist eine Fahrt in die nächste Werkstatt nur dann sinnvoll, wenn sie über das nötige elektronische Kontroll- und Reparatur-Equipment verfügt. Der gute alte Mechaniker mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung gehört zu den aussterbenden Berufen. Laut der Consulting-Firma EY machen die Software-Investitionen bereits ein Viertel der Herstellungskosten eines Autos aus.
Das Silicon Valley will uns noch mehr Annehmlichkeiten verschaffen. Schon jetzt ist es bei einigen Modellen möglich, direkt nach einem Unfall vollautomatisch Hilfe herbeizurufen. Versicherungsunternehmen, Telefongesellschaften, Werbe- und Anzeigenagenturen – alle wittern sie neue Geschäftsmöglichkeiten rund um das digitalisierte Auto.

Das Auto als Hackers Liebling?

Der nächste Push soll mit den selbstfahrenden Autos kommen – die ersten Modelle werden bereits für das Ende des Jahrzehnts erwartet. Ganz vorn mit dabei sind Silicon-Valley-Giganten wie Google oder Apple. Medien- und Anzeigenleute bekommen feuchte Augen, wenn sie an das Potenzial der vom Lenken befreiten Autofahrer denken.
Zukunftsmusik, sicher. Nicht zuletzt die traditionelle Autoindustrie ist nämlich nicht so erfreut von diesen Aussichten. Sie will eigentlich viel lieber Blech verkaufen wie bisher und keine selbstfahrenden Autos produzieren.
Ausnahmsweise ergreifen wir hier Partei für die Autoindustrie. In einem fahrerlosen Auto zu sitzen, dessen IT-Ausrüstung so wenig vor Hacker-Angriffen geschützt ist wie alle üblichen stationären und mobilen Geräte? Nein, danke! Dann schon lieber langsam und sicher unterwegs sein mit einem altmodischen Auto, über das man selbst die Kontrolle hat. Oder lieber gleich mit der Deutschen Bahn und einem echten Lokomotivführer im Cockpit, gern auch ein streikfreudiges GDL-Mitglied.

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