Das IoT in der Blockchain

Framework für Sharing Economy

von - 11.06.2017
Sesam öffne dich: Slock.it hat unter anderem den Prototypen eines intelligenten Türschlosses entwickelt, dessen Steuerung über die Blockchain erfolgt.
(Quelle: Slock.it)
„Was man abschließen kann, das kann man auch vermieten“, beschreibt Christoph Jentzsch die Idee hinter Slock.it. Mit dem Framework, das das Unternehmen entwickelt, sollen sich nahezu beliebige vernetzte Dinge im Internet of Things vermieten lassen. Unter anderem kann Slock.it damit intelligente Tür- oder Vorhängeschlösser in die Blockchain integrieren. Smart Contracts regeln dann Punkte wie den Kautionspreis oder die Kosten, die für die Nutzung anfallen.
Eines der ersten in die Tat umgesetzten Projekte, bei dem das Framework zum Einsatz kommt, ist Share & Charge, das zusammen mit der RWE-Tochter Innogy entwickelt wurde. Share & Charge will das zentrale Netzwerk für sämtliche Arten von Ladestationen werden. In einem ersten Schritt möchte Innogy Fahrern von Elektroautos Zugang zu den vielen bislang nur privat genutzten Ladestationen ermöglichen, die es in Deutschland gibt. Die Besitzer der Ladestationen profitieren dann ihrerseits von einer besseren Auslastung ihrer Infrastruktur.
Slock.it hat zusammen mit Innogy für Share & Charge bereits eine Smartphone-App für iOS und Android entwickelt, mit der sich Strom-Tankstellen vermieten und finden lassen. Bislang besteht das Netz vor allem aus den mehr als tausend Ladestationen, die Innogy selbst betreibt. Es soll aber möglichst schnell um privat betriebene Ladestationen erweitert werden.
Ethereum
Quelle: CoinMarketCap
Das Slock.it-Framework würde sich Christoph Jentzsch zufolge auch eignen, um die boomende Paketzustellung zu verbessern. So könnte der Paketbote mit Hilfe der Blockchain Zugang zu einem für die Allgemeinheit versperrten Raum erhalten, in dem er die Pakete ablegt. Jentzsch denkt dabei sogar schon an den Kofferraum von Autos, den ihre Besitzer für die Paketzustellung vermieten könnten.
Als weiteres Szenario nennt Jentzsch die Plattform Airbnb, auf der Privatleute ihre Wohnung an Interessenten aus der ganzen Welt vermieten können. Allerdings dürfte nicht jeder die Vermietung seiner Wohnung der Blockchain und einer anonymen App überlassen wollen. Nicht ohne Grund bietet Airbnb umfangreiche Möglichkeiten für Vermieter und Mieter, sich gegenseitig zu bewerten und Vertrauen aufzubauen. Dieses Problem würde sich laut Jentzsch durch höhere Kautionen oder Whitelists mit überprüften Interessenten lösen lassen. Hier bleibt abzuwarten, ob die Vermieter mitspielen.
Noch mehr Sicherheit soll deswegen eine Zusammenarbeit mit SafeShare Insurance bringen. Das Unternehmen mit Sitz in London hat sich auf Versicherungsleistungen für die Blockchain spezialisiert. Laut Stephen Tual, Mitgründer und Chief Operating Officer (COO) von Slock.it, braucht man diese Leistung insbesondere bei höherwertigen Objekten, die vermietet werden sollen. „Mit SafeShare zahlt der Nutzer nur für die Versicherung, die er wirklich benötigt.“
Auch die Experten von Roland Berger sind überzeugt, dass sich Versicherungsfälle mit Hilfe der Blockchain effizient regeln lassen. Versicherungen könnten zum Beispiel im Liefer- und Speditionsverkehr anhand der Fahrer- und Fahrzeugdaten maßgeschneiderte Policen anbieten, die festhalten, wie eine Ware verladen und transportiert wird und wer bis zu welchem Zeitpunkt haftet. Über intelligente Sensoren könnten Schäden erfasst und der Versicherung gemeldet werden. „All das erhöht die Kundenzufriedenheit, senkt die Kosten, die den Versicherern für verschiedene Dienstleister entstehen, und lässt sich gut mit anderen digitalen Lösungen, die heute schon entstehen, kombinieren“, so Wolfgang Hach. Darüber hi­naus ermögliche es die Blockchain, Dokumente unveränderbar, mit Zeitstempel und nachverfolgbar digital zu speichern. Dadurch ließen sich Zahlungen schneller anstoßen und Warenlieferungen beschleunigen.
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