Das IoT ermöglicht ganz neue Geschäftsmodelle

Im Gespräch mit Oliver Horn, Senior Solution Architect Alliance bei Red Hat

von - 22.10.2018
Oliver Horn
Oliver Horn: Senior Solutions Architect Alliances bei Red Hat
Oliver Horn ist Senior Solutions Architect Alliances beim Software-Hersteller Red Hat und Mitorganisator des regelmäßig stattfindenden „Stuttgart Industrie 4.0 und IoT Meetup“. Im Gespräch mit com! professional gibt er Tipps für die Umsetzung von IoT-Projekten.
com! professional: Herr Horn, eine aktuelle IDC-Studie behauptet, deutsche Unternehmen seien bislang wenig innovativ im IoT-Sektor. Sehen Sie das auch so?
Oliver Horn: Ich bin nicht ganz so pessimistisch. Viele Hersteller setzen sich bereits intensiv mit IoT-Themen auseinander. Im Segment Connected Cars tut sich unheimlich viel. Im Fertigungsbereich stehen vorbeugende Wartung und ähnliche Themen schon lange auf der Industrial-IoT-Agenda. Da sind wir in meinen Augen schon ziemlich weit. Wo es allerdings wirklich Nachholbedarf gibt, ist der ganze mittelständische Bereich. Der Mittelstand ist ja eigentlich eine starke Innovations-Triebfeder. Aber im IoT-Umfeld wird viel zu wenig gemacht. Hier wird tatsächlich kaum überlegt, welche Geschäftsmodelle man mit IoT umsetzen und welche Produkte man ergänzen kann.
com! professional: Welche Rolle nimmt das Internet of Things im Business ein?
Horn: Ich glaube, dass IoT ein Teil einer größeren Geschichte ist, die in Deutschland als Digitalisierung bezeichnet wird oder in den USA als Digital Transformation. IoT als Teil des Ganzen gibt uns Mittel an die Hand, um mit der Digitalisierung näher an das Produkt zu rücken. Es wird neue Marktteilnehmer geben mit neuen Produkten, die etablierte Firmen noch gar nicht platziert haben. Es wird aber genauso weiter die bisherigen Marktteilnehmer geben, die ihre Produkte überarbeiten werden.
com! professional: Wo genau sehen Sie das Business-Potenzial von IoT?
Horn: Ich denke, es ist nicht nur neues Potenzial, sondern es ist die Frage, wohin sich der Markt entwickelt. Wenn ein Unternehmen künftig noch am Markt teilnehmen will, muss es diese Entwicklung mitmachen. Das eine traditionelle Potenzial bleibt ja so, wie es ist. Erschließen wir ein neues Potenzial, gibt es für ein Unternehmen aber einen Zugzwang, dass es mitmachen muss, um überhaupt weiter am Markt teilnehmen zu können. Das klingt etwas negativ. Positiv ist: Je früher das Unternehmen den Erwartungen der Kunden entspricht, je früher es neue Ideen entwickelt und je früher es damit am Markt ist, umso mehr Marktanteile kann es anderen wegnehmen oder den Markt insgesamt vergrößern.
com! professional: Und wie geht man IoT-Projekte am besten an?
Horn: Es ist sehr wichtig, dass ich mir konzeptionell Gedanken mache, welche Funktionalität ich haben will, was meine Kunden möchten. Auch welche Architektur ich haben möchte: Ich muss mir über die Sicherheit Gedanken machen, die Netzwerkarchitektur, wie weit ich mich für andere öffnen will, welche Kontrolle ich brauche. Bei der Umsetzung sollte man interdisziplinär vorgehen und überlegen, welche Mannschaft man zusammenstellt.
com! professional: Gibt es für die Umsetzung von IoT-Projekten irgendwelche Rezepte oder Best Practices?
Horn: Der IoT-Bereich kann sehr viel von der Open-Source-Software-Entwicklung übernehmen. In einer Open-Source-Community machen sehr viele Software-Anwender mit, die ihre Wünsche einbringen, die dann von den Entwicklern umgesetzt werden. Dieser Ansatz lässt sich sehr produktiv im IoT-Umfeld adaptieren. Einfach dadurch, dass der Kunde nicht nur als Abnehmer von Produkten gesehen wird, sondern aktiv in die Entwicklung neuer Produkte eingebunden wird. Dann kommt man auch auf innovative Ideen.
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