Das IoT ermöglicht ganz neue Geschäftsmodelle

Smart Services

von - 22.10.2018
Ein zweiter Hauptpfeiler des IoT sind - neben den eigentlichen smarten Produkten - datengetriebene Geschäftsmodelle. Sie werden oft als Smart Services oder Sensor as a Service bezeichnet. Unternehmen verkaufen dabei das Produkt nicht mehr direkt an den Kunden, sondern bieten dem Kunden die Produktfunktionalität als Dienstleistung an. Ein Druckerhersteller verkauft also nicht mehr nur seine Geräte samt Zubehör, sondern macht sein Geschäft zusätzlich mit Druckaufträgen (Print as a Service). Besonders im 3D-Druckbereich sind solche Modelle üblich.
IoT-Projekte und - Budgets
IoT in deutschen Unternehmen: Vor allem die Bank- und Versicherungsbranche sowie die Maschinen- und Anlagenbauer planten für 2018 zahlreiche IoT-Projekte.
(Quelle: IDC (Januar 2018) n = 444)
Smart Services gehen aber noch weiter, als Produkte nur in äquivalente Dienste zu transformieren: Beim Smart Service liegt der Fokus auf der intelligenten Nutzung von Daten auf Basis der vom Smart Product gesammelten Rohdaten. Oft werden die Daten über Cloud-Plattformen mit anderen Daten kombiniert und analysiert. Das Ergebnis sind Smart Data - aufbereitete Daten, aus denen sich Wissen generieren lässt und die die Basis sind für individuelle Dienstleistungen. Die Taxi-App Uber beispielsweise arbeitet rein datenbasiert und vermittelt ohne ein dafür konstruiertes Produkt Fahrgäste an reguläre Taxis sowie private Fahrer.
Der Vorreiter für diese „Datenveredelung“ war Google. Die Google-Algorithmen analysieren das Nutzerverhalten großer Gruppen auf verschiedenen Webseiten und deren Content, um die Positionierung von Suchergebnissen zu verbessern. Dies wird mit spezifischen Daten zum einzelnen Nutzer für eine noch höhere Qualität der Suchresultate kombiniert.
Smart Services sollten laut Jens Pöppelbuß, Juniorprofessor für industrienahe Dienstleistungen an der Uni Bremen, vor allem drei Kriterien genügen: Erstens ist es notwendig, dass eine Verbindung zum Smart Product beziehungsweise der installierten Basis von Maschinen und Anlagen zur Übermittlung von Daten gewährleistet ist. Zweitens muss der Dienstleistungsanbieter über die Fähigkeit zur Interpretation der gesammelten Daten verfügen, das heißt, er muss den Kunden und das Kundengeschäft verstehen. Nur so werden aus gesammelten Daten wertvolle Informationen und nützliche Angebote. Und schließlich muss der Dienstleistungsanbieter auf die generierten Informationen auch in geeigneter Weise reagieren und eine nutzenstiftende Wirkung für den Kunden erzielen, indem er beispielsweise proaktiv die Wartung des Smart Products einleitet.

Beispiele für Smart Services

Einfache Smart Services wurden bereits in die Praxis umgesetzt. Bekannte Beispiele sind das Tracking von Paketen mit einer Smartphone-App, das Buchen eines Autos über einen Carsharing-Anbieter oder die Anzeige von Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr. Im Gesundheitswesen kann ein Smart Service dazu beitragen, die Behandlungsqualität zu verbessern, indem Patientendaten an die betreuenden Ärzte übertragen werden. Diese Dienstangebote werden umso attraktiver und nutzerfreundlicher, je stärker eine übergreifende Vernetzung zwischen ihnen stattfindet.
Smart Services sind aktuell besonders im Verkehrswesen en vogue. Bosch stattet beispielsweise Parkplätze mit Sensoren aus, sodass Privatpersonen mit Hilfe einer App zu freien Parkplätzen gelotst werden und sich so die mühsame Suche sparen. In diesem Fall ist der Sensor nicht wie bei Business-Modellen auf Basis von Smart Products Eigentum des Kunden, sondern des Service-Anbieters. Ein kalifornisches Unternehmen installiert in Städten und auf privaten Grundstücken Sensoren, die die Belegung von Parkplätzen erkennen – allerdings auch mit dem Zweck, die erhobenen Daten an interessierte Dritte zu verkaufen. Die Autofahrer erhalten die Informationen über eine App gratis.
Frank Riemensperger
Frank Riemensperger
Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland und Mitglied im Vorstand des
Digitalverbands Bitkom
www.accenture.com/de-de
„Wer zwar ein tolles ­Produkt herstellt, aber dazu keine digitalen ­Services anbietet, muss schnellstens umdenken.“
Systematisiert man die Anwendungsbereiche, ergeben sich laut Jens Pöppelbuß vor allem die folgenden Bereiche, in denen Smart Services eingesetzt werden können:
Personenbezogene digitale Dienstleistungen, beispielsweise zur Messung sportlicher Leistungen oder des gesundheitlichen Zustands, Stichwort: Quantified Self.
Digitale Dienstleistungen im Kontext der Heimautomatisierung, etwa zur Überwachung und Steuerung von Unterhaltungselektronik und Energieverbrauch, Stichwort: Smart Home. Digital unterstützte kommunale und Verwaltungsdienstleistungen in urbanen Räumen, Stichwort: Smart City.
Logistik- und Mobilitätsdienstleistungen und deren intelligente Vernetzung, Stichwort: Smart Mobility.
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