Tech-Nodes

Wo bleibt die Enterprise Search?

von - 28.03.2016
Enterprise Search
Foto: Mathias Vietmeier
Die Google-Suche ist längst nicht der Weisheit letzter Schluss. Ein Kommentar von Hartmut Wiehr, dem Tech-Nodes-Kolumnisten von com! professional.
Mit dem Aufkommen des Internets verbreitete sich auch das Schlagwort von der „Informationsgesellschaft“. In der Tat bietet das World Wide Web mit seinen Abermilliarden an Seiten eine schier unerschöpfliche und unüberschaubare Menge an Quellen. Als unverzichtbares Hilfsmittel für die moderne Informationsgesellschaft haben sich deshalb schnell auch eine Reihe von Suchmaschinen entwickelt. Durchgesetzt hat sich vor allem Google mit seinem auf extremer Geschwindigkeit und einem Maximum an Fundstellen aufgebauten Ansatz.
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor mit Wohnsitz in Italien
Doch die Ergebnislisten von Google sind in einer Weise vorstrukturiert, die es in sich hat: Viele Klicks irgendwo schieben eine Information, ein Produkt oder eine Website nach oben, nach Rezepten, die sich die Suchmaschinen-Betreiber ausdenken und die von findigen SEO-Spezialisten (SEO = Search Engine Optimization) überlistet werden – tatsächlich oder auch nur in deren Einbildung.
Suchergebnisse mit Google & Co. haben also weniger oder gar nichts mit Inhalt oder Bedeutung zu tun, sondern vor allem mit Masse: Viele frühere Klicks führen zu neuen Klicks und neuen Ranglisten. Google Search hat insofern auch nur wenig zu tun mit einer Recherche im eigentlichen Sinn zu Sachverhalten, über die man etwas wissen möchte.
Der amerikanische Publizist Nicholas Carr hat in seinem Aufsatz „Macht Google uns dumm?“ behauptet, dass das Internet unsere Seh- und Denkgewohnheiten negativ beeinflusst und sich in den Nervenzellen des Gehirns niederschlägt. Man verliere seine Konzentrationsfähigkeit, könne keine längeren Texte mehr lesen und begnüge sich mit oberflächlichen Informationsbrocken.

Unternehmen brauchen mehr

Eine Suche für Unternehmen muss dagegen objektiv und rational sein. Von den vielen Ansätzen für Enterprise Search haben sich bislang aber nur wenige halten können. So wurde Omnifind von IBM bis 2011 in mehreren Enterprise-Varianten angeboten und ist in IBM Watson Content Analytics eingegangen. Laut IBM ist Enterprise Search vor allem damit konfrontiert, dass es keine einheitliche Datenstruktur in den Unternehmen gibt: Etwa 80 Prozent der Informationen sind unstrukturiert und in E-Mails, Kundenkorrespondenz, Notizen, Dokumenten, Anwendungen, Social Media oder als Datenbanktexte abgelegt.
Eine effektive Suche braucht deshalb nicht zuletzt eine performante Hardware-Basis, was jedoch hohe Ausgaben erfordert. Im Cloud-Zeitalter eigentlich eine große Gelegenheit für Enterprise Search as a Service – sofern der Schutz der Unternehmensdaten ausreichend berücksichtigt wird.
Von Google kommt in puncto Enterprise Search bislang nur wenig. Es bietet lediglich eine lokale Search Appliance an, sein Kerngeschäft bleibt das Consumer-Umfeld. Und Start-ups wie Synata, die neue Wege bei Enterprise Search zu gehen versuchen, stehen erst am Anfang. Es wäre höchste Zeit für eine „Premium Search“, die wirklich auf die Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtet ist. Geld und Marktmacht dafür hätte Google jedenfalls genug.

Weitere Infos

  • www.synata.com
    Alternative Suchtechnologie speziell im Bereich Enterprise Search
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