5G wird Schlüsseltechnik der Digitalisierung

Was Unternehmen tun sollten

von - 13.08.2018
Das Interesse an den neuen Kommunikationsdiensten und Vernetzungsmöglichkeiten ist groß. „Viele Branchen und Bereiche wie das Gesundheitswesen, der Einzelhandel und die öffentliche Sicherheit werden von den 5G-Technologien maßgeblich profitieren“, sagt John Slamecka von AT&T. Laut Ericsson planen 20 Prozent der Firmen mit über 1.000 Mitarbeitern schon dieses Jahr konzeptionelle Tests in produktionsnahen Anwendungen. Bei weiteren 38 Prozent stehen 2019 erste Tests auf der Agenda. Bis 2021 wollen 70 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern Anwendungen in der Produktion umsetzen.
Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Ericsson GmbH und Landessprecher NRW im ITK-Branchenverband Bitkom, rät auch allen anderen Unternehmen, so schnell wie möglich konkrete Projekte in produktionsnahen Anwendungen anzugehen. Denn, so Koetz: „Frühe konzeptionelle Test sind wichtig, um Herausforderungen bei der Datensicherheit, der gleichbleibenden Verbindungsqualität und der Prozessautomatisierung zu lösen.“
Dafür lassen sich Testumgebungen wie der „5G Play­ground Berlin“ von Fraunhofer FOKUS nutzen. Er bietet ein realitätsnahes 5G-Umfeld. „Unternehmen können mit uns 5G-Projekte aufsetzen, um Anwendungen und Produktprototypen auszuprobieren“, sagt Marc Emmelmann. Auf dem Campus lassen sich verschiedene Szenarien realisieren, etwa 5G-Empfang in dicht besiedelten Innenstadtbereichen oder Funkabdeckung von Innenräumen. Auf einem Parcours können 5G-Anwendungen in Fahrzeugen getestet werden, und ein mobiles 5G-Edge-Netzwerk erlaubt es, weitere Stand­orte anzuschließen.
Stefan Koetz
Stefan Koetz
Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Ericsson GmbH
www.ericsson.com/de/de
Foto: Mike Auerbach
„Frühe Tests lösen Herausforderungen bei Datensicherheit, Verbindungsqualität und Prozess­automatisierung.“
Mit der „5G Ready Trial Platform“ bietet das Institut außerdem eine schlüsselfertige Lösung der am Fraunhofer FOKUS entwickelten Software-Komponenten, die in Lizenz den Aufbau eigener 5G-Testumgebungen ermöglicht. Die Plattform arbeitet mit ausgewählten Zugangsnetzen, Geräten und Anwendungen zusammen. Integrierte Benchmarking- und Analysefunktionen erlauben es unter anderem, Netzwerkumgebungen auf Interoperabilität, Flexibilität und Effizienz zu prüfen.
Auch im 5G Lab Germany an der TU Dresden können sich Industrieunternehmen an der Forschung und Entwicklung von 5G-Anwendungsmöglichkeiten beteiligen. Die Universität arbeitet bereits mit mehr als 50 Industriepartnern zusammen. Neben Netzbetreibern und -ausrüstern wie der Deutschen Telekom, Vodafone, Ericsson und Nokia gehören Unternehmen wie die Messtechnikspezialisten National Instruments und Rohde & Schwarz sowie der Landmaschinenhersteller Claas zu den Kooperationspartnern.
Bei den Netzbetreibern finden sich weitere Laborumgebungen, die teilweise auch von Anwenderunternehmen genutzt werden können. Vodafone testet etwa in seinem „5G Lab“ in Düsseldorf Endgeräte und Antennentechnik, das „5G Mobility Lab“ in Aldenhoven bei Aachen widmet sich der Vernetzung von Fahrzeugen. „Mit modernster 4,5G-Technologie erreichen wir hier schon heute extrem kurze Latenzzeiten“, betont Guido Weissbrich.

Fazit & Ausblick

Mit 5G hat sich die Mobilfunkindustrie viel vorgenommen. Bandbreiten, Zuverlässigkeit und Latenz sollen Festnetz­niveau erreichen oder übertreffen. Trotz aller technischen, regulatorischen und organisatorischen Hürden erscheint eine Einführung bis 2020 realistisch. Ähnlich wie bei den vorangegangenen Mobilfunkgenerationen wird es aber wohl einige Jahre dauern, bis die Dienste in der Fläche verfügbar sind. Die breite Masse der privaten Nutzer wird ohnehin nur wenig von den Segnungen spüren. Noch mehr Bandbreite und eine bessere Verfügbarkeit sind zwar schön, aber nicht spektakulär.
Anders sieht es im industriellen Umfeld aus. Die Möglichkeit, mit 5G virtuelle private Mobilfunknetze zu betreiben, die Eignung für Echtzeitanwendungen und sicherheitskritische Einsatzzwecke sowie der geringe Strombedarf und die einfache Anbindung Abertausender Endgeräte wird die Entwicklung neuer digitaler Lösungen und Geschäftsmodelle massiv beschleunigen. „Die Mobilfunksysteme der 5. Generation werden für Anwendungen wie Industrie 4.0, E-Health und Smart Grid oder vernetztes Fahren den Durchbruch bringen und dadurch die Wirtschaft und die Gesellschaft nachhaltig verändern“, prognostiziert Jürgen Grützner vom VATM. Und er folgert: „5G ist mittelfristig eine Chance für Deutsch-land und Europa.“
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