5G wird Schlüsseltechnik der Digitalisierung

Die Technik hinter 5G

von - 13.08.2018
BMW i3
BMW i3: Selbstfahrende Fahrzeuge sind auf schnelle, zuverlässige Mobilfunknetze mit minimaler Latenz angewiesen.
(Quelle: BMW)
Die innovativen Funktionen in 5G beruhen auf dem Einsatz neuer Methoden und der Fortschreibung vorhandener Technologien sowohl auf der Funkschnittstelle als auch im drahtgebundenen Kernnetz. So wird etwa die aus dem WLAN-Bereich bekannte und auch bei LTE eingesetzte MIMO-Technik (Multiple Input Multiple Output) weiterentwickelt, um Kunden mit mehr Bandbreite versorgen zu können. MIMO-Systeme nutzen mehrere Antennen, über die sie Signale senden und empfangen. So lässt sich neben der zeitlichen Signalcharakteristik auch die räumliche zur Informationsübertragung verwenden.
Das Signal wird außerdem gegen Störungen robuster und kann gezielt auf ein Endgerät ausgerichtet werden (Beamforming). 5G verstärkt diesen Effekt durch den Einsatz sehr vieler Antennen (Massive MIMO). Aktuell werden Systeme mit bis zu 128 Antennen pro Zelle entwickelt. In Tests ließ sich dadurch die Datenrate im Vergleich zu LTE auf demselben 20-MHz-Frequenzband um das Zehnfache steigern.
Hans D. Schotten
Prof. Dr. Hans D. Schotten
Lehrstuhl für Funkkommunikation und Navigation an der
TU Kaiserslautern
www.eit.uni-kl.de
Foto: TU Kaiserslautern
„5G ist die wichtigste Innovation im Bereich Vernetzung.“
Aber nicht nur die effizientere Ausnutzung des vorhandenen Spektrums gehört zu den erklärten Zielen der 5G-Konsortien. Bei der Kommunikation zwischen Mobilfunkmast und Endgerät sollen auch neue Frequenzen zum Einsatz kommen, die mit über 24 GHz und mehr sehr viel höher liegen als in traditionellen Mobilfunknetzen. Da sich die Wellenlänge dabei im Millimeterbereich befindet, spricht man von „5G mmWave“. Hohe Frequenzen erfordern eine höhere Zellendichte. Ihre Reichweite beträgt im Freien einige Hundert Meter, im Gebäude­inneren nur wenige Meter.
Auf der anderen Seite bietet das engmaschige Netz aber auch die Voraussetzung für die geforderten Latenzen im Millisekundenbereich und die hohen Bandbreiten. „Kombiniert mit modernen MIMO-Antennensystemen erhält man so eine optimale Empfangscharakteristik“, erklärt Marc Emmelmann von Fraunhofer FOKUS.
Um die Kosten der Funkzellen zu senken, werden diese zudem technisch deutlich verschlankt, die traditionellen Masten (Remote Radio Head, RRH) sind nur noch für das Senden und Empfangen von Signalen zuständig, die Verarbeitung findet zentralisiert für mehrere RRHs statt. „So kann man zum Beispiel das Signal über mehrere Wege empfangen und eine bessere Signalcharakteristik erhalten“, sagt Emmelmann.
Die Kernnetze werden in 5G weitgehend softwarebasiert konfiguriert und betrieben. „Ich kann die nötigen Funktionen auf virtuellen Maschinen betreiben und diese dynamisch mit dem aktuellen Bedarf skalieren“, erklärt der Fraunhofer-Experte. Um die geringen Latenzen auch im Kernnetz zu erreichen, werden zudem Steuersignal und Daten getrennt übermittelt. „Soft­warebasierte Kernnetze ermöglichen außerdem Network Slicing, das den Aufbau virtueller paralleler Netze erlaubt, die kundenspezifisch und in unterschiedlichen Güteklassen auf derselben Infrastruktur betrieben werden können.“
Wichtige Abkürzungen bei 5G
Wenn man sich mit 5G beschäftigt, dann begegnet einem eine Vielzahl von Abkürzungen. Folgende Kürzel sollte man sich merken:
  • IMT-2020 (International Mobile Telecommunication System for 2020): Anforderungskatalog und Zeitplan für die Weiterentwicklung des Mobilfunks, der vom Radiocommunication Sector der International Telecommuni­cation Union (ITU-R) im Jahr 2012 entworfen und 2015 finalisiert wurde.
  • NR (New Radio): neue, eigens für 5G entwickelte Luftschnittstelle. Die Kommunikation zwischen Basisstation und Endgerät soll dabei schneller, flexibler, skalierbarer und effizienter als bisher erfolgen.
  • eMBB (Enhanced Mobile Broadband): Technologie, die datenintensiven Anwendungen wie Videostreams oder Online-Spiele mehr Bandbreite zur Verfügung stellen soll.
  • uRLLC (Ultra-Reliable and Low-Latency Communications): uRLLC soll die Voraussetzung für eine höchst zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur mit äußerst geringen Latenzen schaffen, etwa für die Kommunikation von Sicherheitsbehörden oder das autonome Fahren.
  • C-V2X (Cellular Vehicle-to-Everything): Lösungen, die sich mit den Einsatzmöglichkeiten im vernetzten Fahrzeug beschäftigen, etwa der Kommunikation zwischen Pkws oder zwischen einem Kfz und dem Endgerät eines Fußgängers.
  • mMTC (Massive Machine Type Communications): auch als Massive IoT bezeichnet – massenhafte Vernetzung von Sensoren und Aktoren in Maschinen oder im öffentlichen Raum (Smart City).
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