Zu Gast beim Forschungrechner SuperMUC

Nachfolger kommt 2019

von - 30.10.2017
Die Verhandlungen für den Nachfolger des LRZ-Supercomputers laufen bereits. Der neue Rechner soll den Namen SuperMUC NG tragen, wobei NG für Next Generation steht.  Bei der Konfiguration des für 2019 geplanten Systems gilt es in erster Linie, möglichst genau den Rechenanforderungen der Wissenschaftler gerecht zu werden. „Das ist eine spannende Frage, da wir jetzt also wissen müssen, was wir in den nächsten fünf Jahren rechnen wollen“, so Kranzlmüller. Darüber hinaus haben auch die Gespräche für den Rechner schon begonnen, der auf den SuperMUC NG folgen soll. Hierbei werde man sich bereits in Richtung Smart Exa­scale bewegen, was abermals einen gehörigen Sprung nach vorn bei der Rechenleistung sowie bei der Speicher -und Kommunikationsleistung bedeute.
Kranzlmüller: „Interessanterweise können Wissenschaftler ihren künftigen Rechenbedarf relativ gut abschätzen.“ Prinzipiell gehe es jedoch immer darum, mit einem neuen System Berechnungen vornehmen zu können, die mit der bisherigen Technologie noch nicht möglich gewesen wären. Und der Rechenbedarf der Wissenschaftler ist in vielen Bereichen stets höher als das technisch Mögliche.
Wie hoch die reine Rechenleistung in PetaFLOPS beim kommenden Garchinger Supercomputer ausfallen wird, spielt hingegen eine untergeordnete Rolle. In der Liste der schnellsten Supercomputer der Welt, der Top 500, wird sich das System sicherlich wieder einen der vorderen Plätze sichern. „Wie weit vorne, dass sehen wir dann. Das hängt davon ab, ob jetzt die Kollegen in China und den USA neu in­stallieren und wann genau hier der Installationszeitpunkt ist. Wir sind sicher glücklich, wenn wir unter den besten zehn sind, aber das ist nicht das eigentliche Ziel“, sagt Kranzlmüller. „Für uns zählt nur, dass unsere Wissenschaftler wieder die Arbeiten verrichten können, die sie wollen. Und das, was die Wissenschaft berechnet, folgt nicht unbedingt den Kennzahlen der Top 500.“

Wissenschaft im Fokus

Im Zentrum sämtlicher Überlegungen des LRZ steht also stets die Wissenschaft, für die die
gesamte Anlage auch zu 100 Prozent genutzt wird. Eine kommerzielle Nutzung des Supercomputers ist nicht möglich. „Man kann bei uns keine Rechenzeit kaufen“, betont der LRZ-Leiter. „Wenn jetzt ein kommerzieller Partner mit einem unserer wissenschaftlichen Kunden an irgendeinem Projekt zusammenarbeitet, dann kann es natürlich sein, dass Modelle simuliert werden, die durchaus für den Industriepartner spannend sind. Aber der Sinn und Zweck der Anlage ist immer die Wissenschaft.“
Wer den SuperMUC im LRZ für Berechnungen nutzen möchte, muss zunächst eine wissenschaftliche Fragestellung formulieren. Dadurch gebe es die Möglichkeit für eine Zusammenarbeit mit den Kollegen an den Münchner Universitäten, die sich dann um Rechenzyklen bewerben können. Und diese Zyklen sind sehr gefragt. Die Wissenschaftler wenden sich an das LRZ, sobald die Rechenleistung der herkömmlichen Systeme der Universitäten nicht mehr ausreicht.
SuperMUC in Zahlen
Betriebssystem: Suse Linux Enterprise Server
Prozessoren: 156.000
Rechenleistung: 6,8 PetaFLOPS
Parallel Storage: 15 PByte
NAS Storage: 3,5 PByte (plus 3,5 PByte Replication)
Memory: 536,56 TByte
Nicht alle Berechnungen müssen im LRZ aber direkt am Supercomputer ausgeführt werden. „Wir bieten viele Zwischenlösungen mit Spezialarchitekturen, zum Beispiel für Big Data oder Machine-Learning-Anwendungen. Dazu haben wir etwa ein eigenes Cluster für diesen Anwendungsbereich.“ Ebenfalls bedeutend sei das Zentrum für Virtuelle Realität und Visualisierung (V2C) des LRZ. Dieses bietet Kunden die Möglichkeit, wissenschaftliche Daten in irgendeiner Form grafisch darzustellen und zu untersuchen. Gleichzeitig werde hier aber auch Selbstforschung betrieben, um das Potenzial künftiger VR-Technologien auszuloten.
Von den Erkenntnissen, die aus den Berechnungen des Super­MUC und der Anlage selbst hervorgehen, profitiert neben der Wissenschaft aber auch die Industrie. Denn die Wissenschaft bewegt sich selbstverständlich auch in Bereichen, die später einmal interessant für einen kommerziellen Einsatz werden. Beispielsweise sei das energieeffiziente Rechnen für die Automobilindustrie sehr interessant. So benötigen etwa autonome E-Fahrzeuge viel Rechenleistung, um den Straßenverkehr exakt zu analysieren. Je effizienter dieses Rechensystem ist, desto höher wird die Reichweite des Autos ausfallen. Damit trägt das LRZ in Garching mit den dort durchgeführten Untersuchungen aktiv zur Entwicklung neuer Technologien bei, die über kurz oder lang auch im kommerziellen Sektor Einzug halten.
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