IBM Watson soll Menschen unterstützen

AI-Entwicklung aus Deutschland

von - 04.05.2017
com! professional: Und das alles kommt aus Deutschland. Die weltweite Watson-IoT-Zentrale befindet sich seit Kurzem in München. Wieso hat sich IBM ausgerechnet für die bayerische Landeshauptstadt entschieden?
Hildesheim: Eine Vielzahl von Gründen spricht für München, etwa die beiden Exzellenz-Universitäten. Zudem gibt es ein starkes wirtschaftliches Umfeld mit führenden Unternehmen, die zum Austausch einladen. Vor allem auch im Hinblick auf Industrie 4.0, die Fabrik der Zukunft sowie deren intelligente Anbindung an das Internet (Internet of Things) bietet der Standort enorme Vorteile.
com! professional: Und wo stehen die Server? Besonders Kunden in Deutschland sind beim Datenschutz sensibel.
Hildesheim: Der Kunde entscheidet, wo seine Daten bleiben und was mit ihnen geschieht. Zudem haben wir unter anderem in Frankfurt ein eigenes Rechenzentrum für unsere deutschen Kunden. Watson-Services unterstützen ebenfalls eine End-to-End-Verschlüsselung der Kommunikation sowie eine getrennte Datenhaltung auf Kundenwunsch.
com! professional: Bei allen Vorteilen, die Watson bietet – avanciert das Universalgenie nicht zum Jobkiller und übernimmt immer mehr Aufgaben, für die bisher gut ausgebildetes Fachpersonal gebraucht wurde?
Hildesheim: Unser System ist darauf ausgelegt, als Assistent die Menschen zu unterstützen, nicht zu ersetzen. Watson soll uns ermüdende, stupide und – in Kombination mit Robotics – körperlich anstrengende Arbeiten abnehmen. Natürlich werden sich durch intelligente Systeme viele Berufsbilder verändern. Aber von einem Jobkiller kann nicht die Rede sein.
com! professional: Mittlerweile benötigen Computer keine menschliche Mithilfe mehr, um aus dem unerschöpflichen Wissensvorrat eigene Schlüsse zu ziehen. Da denkt man sofort an HAL 9000, die fiktive neurotische Intelligenz aus Stanley Kubricks „Odyssee im Weltraum“. Wird die Maschine irgendwann Mensch?
Hildesheim: Zunächst einmal: Wir wollen keine menschliche Intelligenz einfach nur replizieren oder klonen. Aber unsere Intelligenz hängt eben auch davon ab, wie viel wir beispielsweise lesen können – und da sind uns schon zeitliche Grenzen gesetzt. Hier kommt Watson ins Spiel: Kognitives Computing soll unser Bewusstsein weiter schärfen und erweitern, unser Wissen vertiefen und ergänzen – entweder im Kontext einer Konversation oder um neue Dinge zu entdecken, neue Ideen zu entwickeln oder neue Perspektiven einzunehmen, an die zuvor niemand gedacht hat.
Unser Ziel ist es nicht, die menschliche Intelligenz 1:1 abzubilden und die Maschine irgendwann zu einem menschenähnlichen Abbild zu machen. Das macht für uns keinen Sinn. Wir stellen uns vielmehr die Frage, für welche Aufgaben Menschen gern die Unterstützung durch ein lernendes System hätten und wo es uns nützlich sein kann, mit seiner Hilfe Probleme zu lösen. Daher haben wir uns auch bestimmten ethischen Richtlinien verpflichtet, die einen HAL 9000 unmöglich machen.
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