ERP-Systeme lernen mit KI dazu
Autonome ERP-Systeme
von Andreas Dumont - 24.09.2019
Konsequent zu Ende gedacht, führt eine fortschreitende „KI-fizierung“ letztlich zu selbstständig agierenden autonomen ERP-Systemen.
Könnte, was noch nach Science-Fiction klingt, vielleicht schon in wenigen Jahren Realität werden? Santiago Cabrera-Naranjo, Consulting Director beim Analytics-Spezialisten Teradata, glaubt daran. „Das ist tatsächlich denkbar. Denn schließlich ist Künstliche Intelligenz ein hervorragendes Instrument zur Automatisierung von Prozessen. KI hat nicht nur das Potenzial, die Interaktion des Menschen mit Maschinen durch Chatbots oder Spracherkennung zu digitalisieren, sondern sie hat auch das Potenzial, konkretere Alltagsprobleme wie Spesengenehmigung und -abrechnungen oder Inventarsteuerung im Unternehmen zu automatisieren.“
Für Godelef Kühl ist die Zukunft schon Gegenwart: „Wir haben Kunden im E-Commerce, da werden schon heute 98 Prozent der Aufträge automatisch abgewickelt und auch die Zahlungen ausgeziffert. Dort steuert der Workflow nur noch die 2 Prozent aus, wo sinnvollerweise ein Mensch die Entscheidung fällt.“
„Das ist zwar noch etwas Zukunftsmusik, aber doch ein sehr reales Szenario“, meint auch Michael Finkler. Das ERP-System sei mehr denn je das digitale Rückgrat der Unternehmen. „Es ist der zentrale Prozess- und Daten-Hub, der alle unternehmensrelevanten IIoT-Themen orchestriert und in die unternehmensweiten Kernprozesse integriert.“ Umso wichtiger sei der flächendeckende Einsatz von KI-Technologien, um tatsächlich in Zukunft selbststeuernde und -optimierende Prozesse zu schaffen.
Oliver Henrich schränkt ein: „Unternehmen werden auch im Zeitalter KI-gestützter Anwendungen nach wie vor Personal benötigen.“ Die von Ashoka Deutschland und McKinsey & Company herausgegebene Studie „The Skilling Challenge“ belege, dass durch die Automatisierung mehr Arbeitsplätze geschaffen als abgebaut werden. Es ändert sich jedoch das Anforderungsprofil. „Der Mensch wird künftig vor allem mit der Überwachung von IT-Prozessen und der Überprüfung und weiteren Auswertung der Ergebnisse beschäftigt sein, die er durch intelligente ERP-Systeme erhält.“ Routineaufgaben, die mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden und dementsprechend zeitraubend sind, werden spürbar abnehmen.
„Das ist nur eine Frage der Zeit. Wir werden autonome, selbstlernende und sich selbst verwaltende ERP-Systeme erleben“, ist sich ERP-Spezialist Dirk Thomas Wagner von Oracle sicher. „Was wir aber nicht erleben werden, ist die Ablösung des Menschen als Entscheidungsträger. Unternehmer-Spirit ist nicht durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Aber das System wird dazu die bestmögliche Entscheidungsgrundlage liefern.“