ERP-Systeme lernen mit KI dazu

Einsatzgebiete für ERP und KI

von - 24.09.2019
Für KI-gestütztes ERP sind viele Anwendungen denkbar, etwa in der Instandhaltung und Wartung. Insbesondere Branchen wie die Fertigungsindustrie setzen unzählige Maschinen und Anlagen ein, die sich mit Sensoren ausstatten lassen, um Daten zu generieren. So entsteht mit der Zeit ein umfangreicher Daten-Pool, der sich mit Hilfe von KI automatisiert auswerten lässt. Machine-Learning-Algorithmen, die aus Vergangenheitsdaten lernen, ermöglichen dann eine vorhersehende Instandhaltung. Wenn etwa eine hohe Temperatur in einem Maschinenteil Wartungsarbeiten erfordert, dann kann ein Algorithmus den Schluss daraus ziehen, beim Überschreiten eines Schwellenwerts automatisch einen Wartungsauftrag in der ERP-Software zu veranlassen und Techniker loszuschicken.
ERP
(Quelle: Quelle: Stat. Bundesamt)
Mit den passenden Lernalgorithmen kann Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen Vorgänge in den Unternehmen weiter automatisieren. So lassen sich beispielsweise Machine-Learning-Algorithmen mit Daten füttern, um die Verhaltensmuster der Entscheider zu erkennen, etwa wenn es um die Genehmigung von Reisekosten geht. Mit der Zeit sind diese Genehmigungen vollständig automatisierbar, und die Entscheider gewinnen Freiraum und Zeit für wichtigere Aufgaben. Für Unternehmen hat dies den zusätzlichen Vorteil, dass sie so Medienbrüche und damit auch mögliche Fehlerquellen vermeiden. Für das Beispiel der Reisekosten bedeutet dies, dass das Abtippen von Papierbelegen und Rechnungen durch systemseitige Scanvorgänge und die Auswertung der Daten durch optische Zeichenerkennung ersetzt wird. Sobald die Analyse der erfassten Daten abgeschlossen ist, erfolgt die Abrechnung automatisiert. Ein Mitarbeiter der Buchhaltung muss nur noch eingreifen, wenn das System Unstimmigkeiten feststellt oder bei einer komplizierten Abrechnung nicht mehr weiterweiß.
Ein weiteres Szenario für das Zusammenwirken von KI und ERP ist die Individualisierung der Bedienoberflächen. So erhalten die Nutzer von Amazon oder Netflix Angebote, die auf ihre Interessen und Vorlieben zugeschnitten sind. Ähnliches könnte Business-Software für die Mitarbeiter künftig leisten. Sie müssen wichtige Daten nicht mehr mühsam zusammenklicken, sondern bekommen sie auf ihrem Startbildschirm angezeigt. Zwar gibt es bereits definierte Rollen, mit denen sich die Bedienoberflächen von ERP-Systemen so konfigurieren lassen, dass sie jedem Mitarbeiter die Inhalte anzeigen, die für seine Nutzergruppe relevant sind. Mit Machine-Learning-Verfahren werden die ERP-Systeme künftig aber noch viel stärker personalisierbar sein. Sie werden aus den Aktionen der einzelnen Anwender lernen, ihre persönlichen Präferenzen ableiten und ihnen dann wirklich individuelle Bedienoberflächen präsentieren.
Die ersten ERP-Vorläufer: Sie liefen auf Rechnern wie dem IBM-System/370-145 aus dem Jahr 1970.
Foto: Oliver.obi
ERP in der Nussschale
Die Geschichte von Enterprise Resource Planning (ERP) begann mit frühen Versuchen auf Rechenmaschinen in den 1940er-Jahren.
Der Vorläufer von ERP, die sogenannte Materialbedarfs­planung (MRP), entstand Anfang der 1960er-Jahre aus einer Zusammenarbeit zwischen J.I. Case, einem Hersteller von Traktoren und Baumaschinen, und IBM. Die MRP-Lösungen der 1970er-Jahre waren unpraktisch und teuer und lediglich für große Konzerne erschwinglich, da sie nur auf leistungsstarken Großrechnern liefen.
Fünf Ingenieure gründeten 1972 in Mannheim das Unternehmen SAP (Systemanalyse und Programmentwicklung) mit dem Ziel, Standard-Software für integrierte Geschäftslösungen zu entwickeln und zu vermarkten. Seit etwa 1990 wird diese Art der Unternehmens-Software als ERP bezeichnet – ein Begriff, den das Beratungsunternehmen Gartner prägte. Die Furcht vor gravierenden Computerzusammenbrüchen zur Jahrtausendwende – Stichwort Millennium-Bug – und die bevor­ste­hende Einführung des Euro bewogen viele Unternehmen dazu, ihre ERP-Software noch vor dem Jahr 2000 zu aktualisieren oder komplett neue ERP-Systeme einzuführen. 
Bereits 2000 tauchte auch der Begriff „ERP as a Service“ auf. Aktuelle ERP-Systeme sind oft cloudbasiert und laufen auch auf mobilen Endgeräten. Sie beschränken sich nicht nur auf Fertigungs-, Lieferketten-, Finanz- und Rechnungswesen, sondern auf viele weitere Bereiche.
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