Weniger Schreibarbeit durch Textroboter

Strukturierte Daten als Basis

von - 26.06.2019
Neben Geschwindigkeit und Individualisierung sind die Kosten ein wichtiger Faktor. So lassen sich mit einem Textroboter auf längere Sicht Kosten reduzieren -­vorausgesetzt, die zu generierende Textmenge ist groß genug. Christian Meyer, Geschäftsführer von Unaice, geht davon aus, dass für den wirtschaftlichen Einsatz eines Textroboters mindestens 500 bis 1.000 Produkte im Shop vorhanden sein sollten.
„Während ein händisch geschriebener Text im Schnitt zwischen 14 und 25 Euro kostet, müssen Händler dann nur noch mit 8 Cent pro Text rechnen“, ­erklärt er. Dazu komme ein einmaliger Programmieraufwand. Insgesamt, so Meyer, mache sich die Investition nach rund drei Monaten bezahlt.
Input für jeden Textroboter sind die Produktdaten, die im Shop meist in Excel-Tabellen, Produktdatenblättern oder Datenbanken vorliegen. Sie werden über eine API in die Software eingespielt. Über diese Schnittstelle gelangen die fertigen Texte auch zurück in den Shop.
Wie gut die Inhalte der Textroboter sind, hängt ganz entscheidend von der Qualität dieser Daten ab. „Die Daten müssen gut strukturiert sein“, bestätigt AX-Semantics-Chef Alkan. Denn automatisch generierte Texte sind nur dann gut, wenn eine definierte Textstruktur vorliegt.
Wenn zum Beispiel die Beschreibung eines Produkts ­Größe und Farbe enthalten soll, müssen die Basisdaten diese Parameter enthalten. Das Format spielt dagegen eine untergeordnete Rolle: „Je genauer die Daten, desto besser. Ob diese aber in einem sauber strukturierten Excel vorliegen oder in einem XML- oder JSON-Feed, ist zunächst weniger entscheidend“, ergänzt Sebastian Golly, Leiter des Bereichs Textgenerierung bei Retresco, ebenfalls Anbieter eines Textroboters.

Unterschied nicht erkennbar

Für Mytheresa standen Flexibilität und Schnelligkeit ganz oben auf der ­Wunschliste, als der Luxuslabel-Shop die automatisierte Betextung seiner Shop-Katego­rien ins Auge fasste - aber auch die Leserlichkeit der ­Texte war dem Unternehmen wichtig. Der Shop-Betreiber ist überzeugt davon, dass der Unterschied zwischen den automatisierten Texten und der manuellen Betextung nur schwer auszumachen ist.
Mytheresa hat sich für die Lösung von AX Semantics entschieden, die von ­Unaice als Systemhaus umgesetzt wurde. Bis zu 500.000 Texte schafft der Textroboter laut Unaice in einer Stunde. Zudem könne die Software die Texte nüchtern, emotional oder speziell auf den Kundennutzen ausgerichtet ausgeben - je nach Zielgruppe und Ausrichtung des Shops. Ein weiterer, großer Vorteil für Unaice-Geschäftsführer Meyer: Der Textroboter übersetzt die ­Inhalte bei Bedarf in 26 Sprachen. Denn gerade bei einer Expansion ins Ausland sind sprachlich einwandfreie Shop-Texte essenziell.
Meyer nennt ein Beispiel: „Der Möbelhändler Home24 hatte für seinen Auslandsauftritt 13 Monate kalkuliert. Durch den Einsatz des Textroboters war er in gerade einmal zwei Monaten damit durch.“ Arbeitslos seien die insgesamt elf Texter bei Home24 deshalb nicht. Sie peppen laut Meyer stattdessen zum Beispiel die Texte der Top-Produkte auf.
Ebenso wie AX Semantics arbeitet auch der Berliner Tool-Anbieter 2txt Natural Language Generation mit der linguistischen Textgenerierung. Damit lassen sich laut Unternehmen vielfältige, individualisierte Texte generieren. Der Textroboter wird als Software as a Service angeboten und kostet ab 600 Euro pro ­Monat. AX Semantics verlangt 279 Euro je Nutzer und 8 Cent pro Text. Ähnliches berechnet Unaice als Lizenznehmer von AX Semantics.
Lösungsanbieter Retresco will keinen konkreten Betrag nennen. Dort kommt nach eigener Aussage ein auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmtes Lizenzmodell zum Einsatz. Das Berliner Unternehmen bietet zwei Varianten an: Die Selfservice-Plattform Textengine.io ermöglicht nach einem Einführungstraining das selbstständige Generieren von Texten in einem Web-Interface und ohne Entwicklerkenntnisse. Für die Kunden, die ihre Texte lieber nicht selbst generieren möchten, steht der Managed Service Textengine Pro zur Verfügung. Dabei werden die Kunden so lange von einem Expertenteam begleitet, bis sie selbst übernehmen wollen.
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