Voice-Commerce steht vor hohen Hürden
Zander Online mit B2B-Skill
von Christiane Fröhlich - 28.01.2020
Im April hat auch die Zander-Gruppe ihren Alexa Skill gestartet. Der Großhändler für Elektro- und Sanitärinstallationsmaterial bedient 60.000 Kunden in Deutschland. Über den Skill können sie 1,5 Millionen Artikel durchsuchen, sich über individuelle Preise und Lieferzeiten informieren und die Bestellung per Sprachbefehl abschließen. Vor dem Kaufabschluss liest Alexa den Warenkorb komplett vor. Die Bestellfreigabe erfolgt über eine PIN, die der Kunde im Kundenkonto selbst festlegen kann. Der Vorteil für den B2B-Händler: Alle Kunden sind registriert und die Adress- und Zahlungsmodalitäten im Shop hinterlegt. Dadurch entfällt die anspruchsvolle Dateneingabe via Sprache.
Dennoch stößt auch der Zander-Skill an seine Grenzen: Der Warenkorb kann zwar innerhalb der Anwendung per Sprache verändert werden, deutlich komfortabler ist dies aber im Online-Shop. Daher wird während des Kaufvorgangs ein identischer Warenkorb parallel im Online-Shop eingerichtet, sodass der Kunde bei Bedarf sofort darauf zugreifen kann.
Partnerschaft senkt Kosten
Zander hat den Skill im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft gemeinsam mit dem Lösungsanbieter Apinauten und dessen Plattform Apiomat entwickelt. Sie knüpft an den Online-Shop an, der komplett API-basiert ist und auf einer ERP-Lösung von Schramlsoft aus München fußt. Rund ein Jahr hat die Entwicklung gedauert: „Wir haben den Skill 20 Mal eingereicht, bis Amazon ihn akzeptiert hat“, erinnert sich Patrick Egloff, Geschäftsführer der Zander GmbH in Freiburg. Amazon habe dies mit dem Qualitätsanspruch und den Anforderungen an die User Experience begründet. Nach dem Start hat der Skill „relativ schnell eine Nutzerzahl im dreistelligen Bereich“ erreicht, so Egloff. Er rechnet hier mit einem deutlichen Wachstum. Rund die Hälfte der Nutzer bestellt auch über die Sprachanwendung.
Eine der großen Herausforderungen war, zu lernen, wie die Kunden mit Sprache operieren: Welche Begriffe und Formulierungen verwenden sie? Welche und wie viele Informationen sind im Sprachumfeld relevant? „Der Skill muss alle wichtigen Daten enthalten, darf aber nicht überfrachtet sein“, erklärt Egloff. Diese Lerneffekte sind maßgeblich für die Kosten-Nutzen-Rechnung: „Die Kosten für den Skill werden sich voraussichtlich nicht innerhalb der nächsten zwei Jahre durch Zusatzerträge amortisieren“, so Egloff weiter. Sprachanwendungen werden wohl nie als Stand-alone-Lösung existieren, sondern stets Teil einer Gesamtstrategie sein, glaubt er. Um dem Kunden aber künftig alle Vertriebswege anbieten zu können, die er sich wünscht, müsse man jetzt Erfahrungen sammeln.
Das tut Zander: Derzeit ist eine Sprachanwendung für Google Assistant in der Entwicklung - inhouse.