Markus Fuchshofen von Bonprix im Interview
Ich glaube eher an Algorithmen mit Kuration
von
Daniela
Zimmer - 12.02.2018
Foto: Billion Photos / shutterstock.com
Seit 20 Jahren betreibt Bonprix einen Online-Shop. Jetzt geht es an die Kür. Neben einem gut durchdachten Online-Auftritt wird auch der Mobilbereich immer wichtiger.
Vielleicht liegt es an hanseatischer Zurückhaltung, aber dass die Otto-Tochter Bonprix hinter Amazon, Otto, Zalando und Notebooksbilliger.de laut Umsatz-Ranking von EHI Retail Institute und Statista der fünftgrößte Online-Händler in Deutschland ist, haben die meisten Menschen hierzulande vermutlich nicht auf dem Schirm. 2016 wuchs das E-Commerce-Geschäft von Bonprix um 20 Prozent. 80 Prozent des Gesamtumsatzes in Höhe von 1,5 Milliarden Euro werden über das Web erwirtschaftet.
Drei Millionen Menschen aus aller Welt besuchen täglich die internationalen Bonprix-Shops. Und auch die App wurde inzwischen mehr als drei Millionen Mal heruntergeladen.
com! professional spricht mit Bonprix-Manager Markus Fuchshofen über die aktuellen Wachstumstreiber und die Entwicklung in der Zukunft. Er ist seit 1. Juli 2016 verantwortlich für E-Commerce-Marketing, Medienproduktion, Vertrieb Deutschland, die Frankreich-Gruppe sowie den Bereich Marke und Werbung.
com! professional: Herr Fuchshofen, mit 20 Prozent E-Commerce-Wachstum müssen Sie sich nicht hinter Zalando & Co. verstecken. Worauf führen Sie das Wachstum zurück?
Markus Fuchshofen: Was ich eigentlich noch viel interessanter finde, ist die Tatsache, dass, wenn Sie sich den durchschnittlichen Verkaufspreis von Bonprix-Mode ansehen, der bei rund 20 Euro liegt, in Stücken gemessen keiner in Deutschland mehr Mode verkauft als wir. In Sachen Reichweite und Menge von Transaktionen ist Bonprix also noch mal größer als in jeder Umsatzstatistik. Und auf internationaler Basis haben wir jeden Tag drei Millionen Kunden in unseren Shops.
Wo kommt das her? Wir haben natürlich hohe Marketing-Investments. Auch das Thema Katalog spielt immer noch eine große Rolle, was wir als Vorteil sehen. Jeder Marketingkanal sorgt für einen gewissen Impact bei den Kunden. Und je mehr Marketingkanäle ich bedienen kann, umso mehr kann ich in einer so zerfaserten Kommunikationswelt taktieren. Ein weiterer Treiber ist Mobile. In der letzten Herbst-/Winter-Saison hatten wir auf der Transaktionsebene gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum von 100 Prozent. Das haben wir inzwischen voll in die Organisation, ins Marketing und die Qualität der digitalen Touchpoints integriert.
com! professional: Die Standardfrage an jeden Katalogversender lautet: Wie viel trägt der Katalog zum Umsatz bei?
Fuchshofen: Die eine Frage ist, wie viel Geld gebe ich aus, und die andere ist, wie viel Umsatz ich dem Kanal zurechne. Und das ist in jedem Land, in dem wir präsent sind, anders. Wir haben für alle Länder die gleiche Methodik, wie wir Marketing machen. Aber der jeweilige Anteil im Marketing-Mix ist in jedem Land stark abhängig vom Nutzerverhalten. Die Niederlande sind inzwischen Pure Player, da gibt es kaum noch Kataloge. Aber in einigen Ländern hat der Katalog noch immer 50 Prozent Impact.
com! professional: Modekataloge wie die von Impressionen oder Conley’s sind ja auch ein ideales Inspirationsmedium.
Fuchshofen: Natürlich gibt es am Markt viele Beispiele für sehr gelungene und inspirierende Kataloge. Aber die Frage ist, wo geht die Inspiration hin? Oft lassen sich die Verbraucher von einem Anbieter inspirieren, kaufen dann aber woanders. Denn was sehe ich in den Katalogen? Markenprodukte! Und am Ende google ich oder gehe auf die größte Produktsuchmaschine Amazon und kaufe dort.