Der E-Commerce sucht dringend Azubis
Großes Lernpensum
von Daniela Zimmer - 04.12.2019
An die „innovativen Leute“ stellt die Ausbildung einige Ansprüche. „Bewerber müssen eine hohe Lernbereitschaft aufweisen und Spaß daran haben, sich mit verschiedenen Tools auseinanderzusetzen. Sie müssen sich auch viel mit Zahlen beschäftigen und eine Vorstellung davon haben, welche Artikel wie laufen. Da spielen auch Data-Themen eine Rolle und diese Daten müssen interpretiert werden“, sagt Oliver Gödde. Madlen Schaller-Bock, Marketing-Leiterin bei der Online-Apotheke Mycare, bringt es noch klarer auf den Punkt: „Im Grunde suchen wir die eierlegende Wollmilchsau“, sagt sie.
Im Bildungsplan stehen für die drei Ausbildungsjahre Themen wie Unternehmenspräsentation, Sortimentsplanung, Beschaffung, Vertragsabschlüsse, Werteströme, Rückabwicklungsprozesse, Servicekommunikation, Online-Marketing, Wertschöpfungsprozesssteuerung, kennzahlengestützte Vertriebsoptimierung und die Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Einflüsse bei unternehmerischen Entscheidungen.
Alle Inhalte wurden zusammen mit dem Handel definiert. Die Frage ist nur, wer sie den Azubis jetzt vermittelt. Denn der klassische Berufsschullehrer dürfte vom E-Commerce auch nicht mehr verstehen als der traditionelle Händler.
Hinter vorgehaltener Hand wird zu genau diesem Punkt auch immer wieder Kritik laut. Unternehmen erzählen von Lehrern, die lediglich einen Tag lang bei ihnen hereinschnupperten und jetzt den jungen Leuten beibringen sollen, wie Online-Handel funktioniert.
Katharina Weinert lässt dies nicht auf dem Lehrerkollegium sitzen. „Für die Berufsschullehrer gab es verschiedene Schulungsangebote“, erklärt sie. In Bayern beispielsweise gab es richtige Qualifizierungsbausteine. „Media Markt hat sich hier sehr engagiert und allen Schulen angeboten, vor Ort Praktika zu machen und sich zu informieren. Und solche Lernortkooperationen werden vielerorts von den Unternehmen und Berufsschulen gelebt“, unterstreicht Weinert.
Außerdem würden gerade im ersten Ausbildungsjahr sehr viele kaufmännische Inhalte vermittelt. „Das können die Lehrkräfte aus dem kaufmännischen Bereich ohnehin. Die wissen, wie Vertragsschlüsse funktionieren, auch online“, sagt sie.
Auch Gödde-Ausbildungsleiter Schmitz ist von der Berufsschule seines Azubis, dem Erich-Gutenberg-Berufskolleg in Köln, überzeugt. Sie sei mit modernem Equipment wie VR-Brillen und Spielekonsolen ausgestattet und auch die Lehrer hätten sich gut verkauft. „Sie haben in der Regel eine hohe IT-Affinität und kooperieren mit den Universitäten. Wir haben einen guten Eindruck“, lobt er das Personal der Berufsschule.