Wegbereiter für die ­Digitalisierung

Keine Lust auf Wandel?

von - 05.06.2017
„Der CDO kann nur Plan B sein“, fasste indes Patrick Fischer bei der Präsentation der CDO-Studie seine Erfahrungen zusammen. Der Geschäftsführer von Sport1 Media betonte, dass vielmehr alle Beschäftigten die Digitalisierung leben müssten. Dabei ist die Offenheit für neue Technologien seiner Meinung nach unabhängig vom Alter oder Geschlecht. „Es gibt Mitarbeiter, die haben einfach keine Lust auf die digitale Transformation.“
Aufzuhalten ist die Entwicklung jedoch nicht: „In Deutschland hat sich einiges getan“, weiß Markus Humpert, Bereichsleiter Digitale Transformation beim Digitalverband Bitkom. Nach seinen Beobachtungen nimmt die Zahl der CDOs stetig zu. Allerdings dürften derzeit nur etwa 6 bis 15 Prozent der Unternehmen einen CDO oder einen vergleichbaren Wegbereiter beschäftigen. Humpert fordert: „Der Wandel muss noch stärker in der Unternehmensführung verankert werden.“
Agri Check
Agri-Check: Die App soll Agrarbetriebe digital unterstützen.
(Quelle: Google Play )
Einen Überblick über die Aktivitäten in der DACH-Region gibt das Creative-Commons-Projekt CDO-Kompass.de, das der Digitalisierungsberater Oliver Merx mit seinem Sohn Leon Anfang 2016 gegründet hat. Inzwischen listet die Datenbank der jungen Online-Plattform knapp 240 Chief Digital Officers auf. Bis Ende 2017, prognostiziert Merx, wird es rund 350 Manager in dieser leitenden Position geben.
„Bei größeren Unternehmen und Konzernen in Deutschland erwarten wir einen Trend hin zu multiplen, dezentral vernetzten CDOs.“ General Electric in den USA beispielsweise zählt zu den international aufgestellten Konzernen, die ihre Digitalisierung auf mehrere Schultern verteilen. Im Mittelstand, so Merx, ist der CDO allerdings noch die Ausnahme. „Im Unternehmenssektor droht derzeit eine digitale Spaltung“, warnt denn auch die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem aktuellen Jahresgutachten.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) drohten abgehängt zu werden. Neben Finanzierungsbeschränkungen machen die Experten auch hausgemachte Hürden aus: „Nicht alle KMUs scheinen die Bedeutung der anstehenden Veränderungen wahrzunehmen“, urteilt das angesehene Gremium, das die Einrichtung eines bundesweiten Programms „KMU Digital“ fordert. Im Plattform-Geschäft, dem laut Digital Economist Holger Schmidt „zentralen Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie“, dürfte der Zug abgefahren sein. Nur Zalando kann hierzulande mit Amazon, Ebay und Google mithalten.
Haben deutsche Unternehmen und Branchen in die digitale Spur gefunden, eröffnen sich jedoch zahlreiche Chancen. So rührt Baywa-Chef Klaus Josef Lutz seit Jahren die Trommel, um das Smart Farming zu etablieren: Der Kuhstall der Zukunft beispielsweise ist voll durchdigitalisiert. Die App Agri-Check des bayerischen Agrarkonzerns wurde allein mehr als 50.000-mal für Android-Betriebssysteme geladen. Sie liefert Landwirten auf einen Blick die wichtigsten Informationen für ihren Betrieb: Wettervorhersagen, Pflanzenbauberatung, aktuelle Marktdaten und auch Katastrophenwarnungen. Zudem ist die App der direkte Draht zu den Baywa-Beratern vor Ort und stellt besondere Angebote in der Region vor. Langfristig, so die Hoffnung, kann die landwirtschaftliche Digitalisierung zum Umweltschutz beitragen und die Effizienz steigern.
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