Digitale Transformation

Wegbereiter für die ­Digitalisierung

von - 05.06.2017
Digitale Transformation
Foto: chombosan / shutterstock.com
Damit die Digitalisierung gelingt, müssen alle im Unternehmen an einem Strang ziehen. Wichtig ist eine realistische Einschätzung der eigenen Situation. Außerdem sollten Fehler vermieden werden.
Roboter als Jobkiller, Arbeitstage mit beruflichen Mails bis weit in den Feierabend, der rasante Umbruch bei etablierten Geschäftsmodellen: Die Auswirkungen der digitalen Revolution setzen viele Menschen unter Druck. Dennoch sind europaweit die meisten Arbeitnehmer optimistisch gestimmt. Nach einer aktuellen Ricoh-Studie glauben 95 Prozent der Befragten, dass ihre Unternehmen vom Wandel profitieren werden.
Eine klare Mehrheit wünscht sich auch, dass mehr Technologie zur Verbesserung der Kundenkommunikation eingesetzt und die entstehenden Synergien durch digitale Innovationen zur Vereinfachung von Geschäftsabläufen genutzt werden. Auch die zunehmende Automatisierung wird positiv gesehen: Die Arbeitnehmer erhoffen sich eine effizientere Zeiteinteilung und mehr Freiraum für die wesentlichen Aufgaben.
David Mills, der als CEO von Ricoh Europe die Umfrage in Auftrag gegeben hat, erwartet daher in den kommenden Jahren zwei Kategorien von Unternehmen: solche, die ihre Arbeitsabläufe optimal an die Digitalisierung angepasst haben, und solche, die „Veränderungen scheuen, wodurch ihre Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben“.
Auch Sabine Remdisch beobachtet einen epochalen Wandel: „Hierarchische Strukturen lösen sich auf, strukturelle Grenzen verschwimmen, die Symbolik verändert sich“, kommentiert die Leiterin des Instituts für Performance Management an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie forscht derzeit als Gastwissenschaftlerin an der Stanford University zum Themenfeld „Successful Leadership in the Digital Age“ und hat dazu die Leadership Garage ins Leben gerufen.

Toolbox für Manager

Handlungsfehler
Übergeordnete Strategie: Diese sollte in den einzelnen Abteilungen feststehen, bevor die digitale Transformation angegangen wird.
(Quelle: KPMG, 2016 )
Praxisnahe Tipps für die Always-on-Arbeitskultur gibt zum Beispiel eine Toolbox zur Personalführung in der digitalisierten Welt. Darin gibt die Professorin für Personal- und Organisationspsychologie Tipps für eine gelungene Transformation. Die Gesundheit steht dabei an erster Stelle, „sonst besteht die Gefahr, dass alle Beteiligten ausbrennen, weil die Work-Learn-Life-Integration misslingt“, warnt die Wissenschaftlerin.
In der digitalen Ära, so Remdisch, dreht sich auch alles um das Wir, nicht um das Ich: „Wir teilen Daten in der Cloud, wir benutzen gemeinsame Tools, um Datenaustausch zu organisieren und Wissen zu teilen, wir kommunizieren über Webkonferenzen.“
Die Führungskraft muss Mitarbeitende stark machen im Netzwerk, empfiehlt die Personalexpertin. Manager sollten demnach ihr Team mit Informationen versorgen und mit den richtigen Menschen vernetzen. „Bei der Führung auf Distanz liegt die Herausforderung darin, auch ohne Face-to-face-Kontakt Vertrauen aufzubauen, Mitarbeitende an Entscheidungen zu beteiligen und für ihre Bedürfnisse sensibel zu sein“, beobachtet Sabine Remdisch. Innovationskultur bedeutet ihrer Meinung nach, dass die Führungskraft für ein innovationsfreundliches Klima Sorge trägt: „Die Mitarbeitenden müssen zu kreativem Handeln und disruptivem Denken motiviert werden.“

Hemmnisse überwinden

Selbsteinschätzung: Die meisten Mittelständler sehen in puncto Digitalisierung einen Anfang gemacht.
(Quelle: Innovation Alliance, 500 befragte Entscheider )
Aufbauend auf diesen fundamentalen Grundsätzen müssen dann klassische Hemmnisse in der Belegschaft überwunden werden. „Silodenken, eingefahrene Strukturen und die Angst vor Veränderungen“, so beschreibt ein erfahrener Branchenkenner die Herausforderung für deutsche Betriebe. „Hinzu kommt, dass in Phasen mit vollen Auftragsbüchern sowohl die Bereitschaft als auch die Ressourcen fehlen.“
Innovative Unternehmen setzen daher zunehmend auf eine neue Managementposition – den Chief Digital Officer (CDO), der zentral für die Digitalisierungsstrategie, -planung und -umsetzung verantwortlich ist. Denn nur mit der richtigen Einstellung, da sind sich viele Beobachter einig, können Führungskräfte die digitale Transformation erfolgreich gestalten. „Der Chief Digital Officer sollte idealerweise das Mindset aus einem Digital-Unternehmen mitbringen, das von Transparenz, Kundenzentrierung und der ständigen Bereitschaft zum Wandel geprägt und weitgehend frei von Hierarchiedenken ist“, beschreibt der Experte die Anforderungen.
Die Unternehmensberatung KPMG hebt in einer aktuellen Studie zum CDO in Deutschland (Position vorhanden/Relevanz für Unternehmen) den menschlichen Faktor hervor: „Die kulturellen Voraussetzungen für die digitale Transformation zu schaffen, ist eine der schwersten Aufgaben.“
Die Analyse konzentriert sich auf die Medienwirtschaft, denn in dieser Branche ist die Digitalisierung bereits fortgeschritten. Die Kernergebnisse, die bei den Medientagen München 2016 vorgestellt wurden, lauten: Ein Drittel der befragten 110 Unternehmen beschäftigt bereits heute einen CDO. Der trägt aber nur selten die Hauptverantwortung, sondern wirkt meist vornehmlich unterstützend. Und insgesamt 37 Prozent der befragten Medienhäuser bauen digitale Geschäftsbereiche auf.
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