Das leistet die Fabrik der Zukunft schon heute

Individualität statt Massenware

von - 12.10.2017
Losgröße 1. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Ansatz, der mit Industrie 4.0 Wirklichkeit werden soll: Produkte, die auf die individuellen Anforderungen von Kunden zugeschnitten sind und dennoch bezahlbar bleiben. Im Konsumsektor bietet etwa der Sportartikel-Hersteller Nike seinen Kunden an, sich Schuhe nach ihren Vorstellungen „zusammenzubauen“. Sie können die Farben und Materialien von Sohle, Korpus, Lasche und Schnürsenkeln selbst festlegen – natürlich gegen Aufpreis. Dafür erhalten die Käufer einen „personalisierten“ Schuh, der aus dem Einerlei heraussticht.
Industrie 4.0 in den Unternehmen
Wachsende Verbreitung: Über 40 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland setzen bereits Industrie-4.0-Anwendungen ein.
(Quelle: Ernst & Young, rundungsbedingt nicht 100 Prozent )
Individuelle Lösungen sind jedoch nicht nur bei Konsumenten zunehmend gefragt, sondern auch im Business-to-Business-Bereich. Siemens beispielsweise hat für Unternehmen aus der Nahrungsmittelindustrie und der Kosmetikbranche Konzepte für spezielle Verpackungsmaschinen und Abfüllsysteme entwickelt. Mit ihnen können Unternehmen auch Kleinstserien zu akzeptablen Preisen herstellen – von Milchprodukten bis zu Pflegemitteln.
Eine Schlüsselrolle spielen dabei „digitale Zwillinge“ der Produkte, Verpackungen, Produktionsprozesse und Maschinen. Mittels Software wird der gesamte Entwicklungs- und Fertigungsvorgang im Vorfeld simuliert. Das gilt auch für die Produktionsanlage. So lassen sich schon im Vorfeld Schwachpunkte identifizieren und beseitigen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigte Siemens auf der Hannover Messe Indus­trie anhand einer Anlage, mit der sich Milchshakes herstellen lassen. Der Kunde legt fest, wie viele Getränke er nach welchem Rezept in welcher Verpackung haben will. Die Fertigungsanlage erfüllt diesen Wunsch.
Eine solche auftragsgesteuerte Produktion ist bereits bei einigen Unternehmen im Einsatz. Der Kosmetikhersteller Dr. Kurt Wolff verwendet beispielsweise Abfüll- und Verpackungsmaschinen von Optima Consumer, die mit Steuerungen und Software von Siemens ausgestattet sind. Zudem ist die Anlage mit einem Multi-Carrier-System ausgerüstet, das ermöglicht, unterschiedliche Waren- oder Werkstückträgerwagen einzusetzen. Kurt Wolff ist damit in der Lage, auch einzelne Carrier in die Anlage einzuschleusen und das System mit einem geringeren Aufwand als zuvor auf unterschiedliche Produktarten oder Packungsformate einzustellen, etwa Shampoos.
Das Bielefelder Unternehmen füllt, verschließt, etikettiert und kartoniert auf der Anlage im ständigen Wechsel und in unterschiedlichen Gruppierungen seine Shampoo-Serien Plantur und Alpecin. Dabei werden neun unterschiedliche Flaschenformate verwendet. Mit Industrie-4.0-Technik hat Wolff damit ein kostspieliges Problem gelöst. Das aufwendige Umrüsten von Produktionsanlagen entfällt, wenn unterschiedliche Produkte hergestellt oder verpackt werden müssen.
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