Wie Holacracy gelingen kann

Holacracy als Hype

von - 12.01.2018
"Holacracy ist auf jeden Fall ein Hype. Es besteht sogar ein Markenschutz dafür, obwohl man eine Organisationsmethode so eigentlich nicht schützen kann", sagt Jens Meissner, Professor für Organisationale Resilienz am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie von der Hochschule Luzern. Vergleichbare Arbeitsmethoden gebe es seit den 1970er-Jahren.
Neu sei hingegen der Einbezug von Technik, wie digitale Werkzeuge für Planung und Management. Kollegen kommunizieren via Slack, organisieren über die Cloud Projekte mit Trello oder dokumentieren ihr Wissen auf firmeninternen Wikis.
Einig sind sich beide Wissenschaftler darin, dass sich Holacracy insbesondere für Unternehmen lohnt, die sich in einem Umfeld bewegen, in dem man schneller mit Innovationen auf den Markt kommen will als die Mitbewerber. Etwa Firmen, deren Geschäftsmodell digital getrieben ist und die daher rasch wachsen müssten, um am Markt zu bestehen, erklärt Meissner. Das professionelle soziale Netzwerk Xing setze etwa auf sogenanntes Speedprogramming. "Nur auf diese Weise konnte das Unternehmen so schnell wachsen", verdeutlicht Meissner.

Quelloffene Verfassung

Für Holacracy besteht zwar ein Markenschutz. Wobei zu ergänzen ist, dass die Verfassung für Holacracy Open Source ist, wie Gerhard Andrey, Co-Gründer des IT-Dienstleisters Liip, anmerkt. In der Verfassung ist auch nicht der bestimmte Einsatz von Technik vorgesehen.
Prinzipiell können die Governance Records auch mit Papier und Stift durchgeführt werden, wie Scheuerer ergänzt. Die Holacracy-Verfassung steht auf Github bereit. Die Plattform dürfte allerdings vor allem IT-affinen Menschen ein Begriff sein.

Ausprobieren, wo es klappt

Die Kosten für die Suche nach Know-how innerhalb der Organisation könne beispielsweise teuer werden, sagt Professor Meissner. Weil Teams Wissen und Informationen zwar ablegen, andere Teams diese womöglich aber nicht finden.
Etwa, weil jeder Kreis eine eigene Ablagestruktur pflegt. Teamleader oder Vertreter müssen dann nach dem Pull-Prinzip vorgehen. "Das verursacht hohe Transaktionskosten in Form von Suchkosten", befürchtet Meissner. Er empfiehlt, auszuprobieren und zu schauen, wo das Modell Wirkung zeigt. 
Scheuerer sieht das Problem eher theoretisch, weil dieses auch in traditionellen Hierarchien entstehen kann. Dies habe aber zunächst nichts mit Holacracy zu tun.
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