Digitalisierung ist für den Mittelstand ein IT-Thema

Halbherzige Investitionen

Die für die digitale Transformation erforderliche Investitionsbereitschaft ist bislang jedoch nur gering ausgeprägt. Knapp die Hälfte der Mittelständler gibt im Jahr weniger als 10.000 Euro für die Digitalisierung aus. Sogar nur jedes zehnte Unternehmen lässt 40.000 Euro oder mehr springen. Hochgerechnet, so fasst dies das ZEW ernüchtert zusammen, investiert der deutsche Mittelstand also lediglich rund 10 Milliarden Euro pro Jahr in die Erweiterung und Verbesserung der Digitalisierung. Eine Fahrt auf der digitalen Überholspur ist das nicht gerade.
Wer allerdings die Ausgabebereitschaft kritisiert, verkennt die Mentalität des Mittelstands, die ihn letztendlich so stark gemacht hat. Der Unternehmer investiert gern, wenn er fest mit einem Ertrag rechnen kann. Doch den hohen Ausgaben, die im Übrigen sofort anfallen, steht eine unsichere Zukunft in weiter Ferne gegenüber. Keiner kann derzeit genau sagen, in welche Richtung sich die Geschäfte bewegen und welche technischen Entwicklungen sich durchsetzen.
Die jüngere Wirtschaftsgeschichte ist voll mit Beispielen von Unternehmen, die plötzlich von Start-ups überrollt wurden, weil diese mit überraschenden Business-Modellen um die Ecke kamen und jahrzehntelang bewährte Geschäfts­ideen überflüssig machten. Diese Unsicherheit führt zu halbherzigen Entscheidungen. So wird häufig nur punktuell in die Digitalisierung investiert, um das Investment in einem überschaubaren Rahmen zu halten.
Dieses Vorgehen aber kann nach Ansicht vieler Experten nicht funktionieren. Denn die Digitalisierung betrifft schließlich die gesamte Wertschöpfungskette – von der Anschaffung neuer Software bis hin zur Einstellung von Spezialisten mit Digital-Know-how.

Talente gehen in die Großstädte

Dabei fehlt es nicht an ermutigenden Prognosen. McKinsey hat errechnet, dass sich bis zum Jahr 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 126 Milliarden Euro ergibt, wenn sämtliche Mittelständler in Deutschland die Chancen der Digitalisierung konsequent nutzen.
Zudem haben Mittelständler durchaus Startvorteile. Inhaber können Entscheidungen schneller treffen als Manager in Großkonzernen, wo man sich gern in Endlos-Meetings verzettelt und mit anderen Abteilungen mühsam Kompromisse aushandeln muss. Eine kleinere Unternehmensgröße erlaubt auch einen schnellen Informationsaustausch. Und: Eigentümer denken strategisch, während Entscheider in Großunternehmen oft einer kurzfristigen Agenda folgen, um Investoren zufriedenzustellen.
Ein Nachteil in diesem Wettbewerb ist der Standort. Mittelständler in der Provinz tun sich oft schwer, digitale Talente anzulocken. Die zieht es meist in die großen Städte, dorthin, wo die großen IT-Konzerne sitzen. Auch beim Recruiting ist also Einfallsreichtum gefragt – keine einfachen Zeiten für den Mittelstand.

Die Stufen der Digitalisiserung

Externe
Digitalisierung

Interne
Digitalisierung

1. Digitalisierungsstufe: Grundlegend

– stationäres Internet

– Homepage

– PC

– ERP-Software

– automatisierte Datenverarbeitung

2. Digitalisierungsstufe: vernetzte Information und Kommunikation

– mobiles Internet

– Internetanwendungen für Information und Kommunikation

– externe Social Media (zum Beispiel Blog)

– Analyse großer Datenmengen

– Cloud-Computing

– interne Social
Media (zum Beispiel Wiki)

3. Digitalisierungsstufe: vernetzte Produkte und Dienste

– Geschäftsmodelle basierend auf digi- talen Produkten

– Apps

– Industrie 4.0

– Industrie 4.0

Verwandte Themen