Unklare Business-Strategie

Digitalisierung ist für den Mittelstand ein IT-Thema

Digitale-Transformation
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Obwohl die ­Digita­li­sierung sämtliche Unternehmensbereiche umfasst, wird sie von kleinen und mittelständischen Unternehmen oft als reines IT-Thema angegangen.
KMU
KMUs: Mittelständler sehen sich angesichts der Digitalisierung etlichen Problemen ausgesetzt. Das größte: der Mangel an IT-Kompetenz im Haus.
(Quelle: ZEW/Infas Institut )
Das Bundeswirtschaftsministerium gab zuletzt ein wenig Entwarnung. In einem aktuellen Report wies Staatssekretär Matthias Machnig darauf hin, dass es mit der Digitalisierung der heimischen Wirtschaft bergauf geht. Ob in Großunternehmen oder mittelständischen Firmen, überall seien Fortschritte festzustellen. Dennoch bleibe viel zu tun, die Potenziale, die sich im Zuge der Digitalisierung ergeben, würden längst nicht ausgeschöpft.
Vor allem im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, liegt viel brach. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat soeben eine Studie vorgelegt, die den Status quo bei den kleineren Firmen detailliert beschreibt. Danach gilt etwa ein Drittel des deutschen Mittelstands als Nachzügler; bei ihnen bestehen Defizite selbst in der grundlegenden digitalen Infrastruktur wie einer eigenen Webseite oder einer Enterprise-Resource-Planning-Software (ERP). Deutlich wird dies auch bei Aussagen, die Social-Media-Kanäle betreffen. Nicht einmal jeder dritte Mittelständler hat dort ein eigenes Profil.
Die Unternehmensberatung McKinsey kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Sie ließ eine Befragung durchführen, wonach zwar jedes zweite Unternehmen den eigenen Digitalisierungsgrad hoch einschätzt, das Thema gilt aber intern als eines, das vor allem die IT-Abteilung angeht. „Viele Unternehmen sehen die Digitalisierung immer noch als IT-Phänomen und reines Mittel zur Produktionsverbesserung“, sagt Niko Mohr, Partner im Düsseldorfer Büro von McKinsey. Dabei sei das Thema viel umfassender. Man müsse neue Geschäftsfelder erschließen, die Organisation anpassen und die Unternehmenskultur runderneuern. Mohr: „Die Mittelständler müssen auf die digitale Überholspur wechseln, um im Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren.“
Mit solchen Aussagen wird natürlich auch für das eigene Business getrommelt. Denn längst haben Consulting-Firmen – und nicht nur sie – erkannt, dass hier erhöhter Beratungsbedarf besteht. Auch die Telekom beispielsweise schreibt dem Bereich viel Potenzial zu und bietet kleinen Betrieben unter so klangvollen Namen wie MagentaBusiness POS Lösungen an, die Geschäftsprozesse durchgängig digitalisieren.

Marketing ist zentral

Vermarkter wie United Internet Media sehen den Mittelstand ebenfalls als potenziellen Kunden und haben eine Art Baukasten entwickelt, mit dem sich kleinere Firmen Display-Anzeigen selbst basteln können. „Mittelständler, die in ihrem Betrieb nicht über die Ressourcen oder das Know-how verfügen, können sich nach dem Do-it-yourself-Prinzip Werbemittel in wenigen Minuten in verschiedenen Formaten zusammenstellen“, sagt Rasmus Giese, CEO von UIM. „Gerade das Marketing ist ein zentrales Spielfeld der Digitalisierung und Mittelständler tun sich hier oft schwer“, bestätigt Robert Jacobi, Managing Director, The Nunatak Group. „Heute ist es aber entscheidend, mit datengetriebenen Ansätzen bestehende Kunden öfter zu erreichen und neue Leads zu gewinnen.“ Das Problem: Dafür sind Investitionen in nicht vorhandene oder veraltete CRM-Systeme erforderlich, ebenso wie viel personelles Know-how für das Lead-Management. Das alles kostet eine Menge Geld.
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