Digitalisierung des Handels: mühsam, experimentell und unvermeidbar

Verknüpfung von On-und Offline-Kanälen

von - 17.11.2017
An dieser Stelle wird ein weiterer Punkt deutlich, an dem Händler derzeit arbeiten: die Verknüpfung von On- und Offline-Handel. Gerade in diesem Bereich werde es in den kommenden Jahren zahlreiche neue Technologien geben, glaubt Birken.
Auf die Verbindung von On- und Offline-Kanälen hat sich auch das Software-Unternehmen commercetools spezialisiert. Ziel ist es, überall E-Commerce-Funktionalitäten zu implementieren. An dieser Stelle geht es auch wieder darum, vom Kunden aus zu denken. Denn dieser soll genau dort abgeholt werden, wo er sich im Moment befindet. Aus diesem Grund will das Unternehmen überall dort E-Commerce-Optionen integrieren, wo es für die Zielgruppe des jeweiligen Händlers Sinn macht. Das Potenzial, das hinter dieser Geschäftsidee liegt, hat die Rewe Group früh erkannt und commercetools 2014 gekauft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Gruppe selbst gerade erst am Anfang ihrer digitalen Transformation. Erst 2013 gründete sich Rewe Digital, die sich seither um die Bereiche Omnichannel, Innovation & Ventures, Digital Marketing sowie den Online-Food-Lieferservice kümmert.
John Gerosa und Dunja Hayali
John Gerosa, Director Retail Markets bei Google Germany mit Moderatorin Dunja Hayali
(Quelle: Management Forum / Foto: Jörg Sarbach)
Doch obwohl es immer mehr Technologien gibt, durch die man die Online- mit der Offline-Welt verknüpfen kann, nutzen sie zurzeit noch zu wenig Händler. Ein Beispiel sind dafür auch Googles Shopping Ads. Denn diese können nicht nur von Online Pure Playern genutzt werden. Sucht ein Kunde auf Google ein paar schwarze Boots und der Nutzer hat dabei Google den Zugriff auf seinen Standort erlaubt, könnten auch stationäre Händler an dieser Stelle ihre Werbebotschaften platzieren und den Kunden so in ihr Geschäft locken. "Das Problem ist, dass die stationären Händler diese Anzeigen noch zu wenig nutzen. Da steckt noch eine Menge vergebenes Potenzial drin", sagt John Gerosa, Director Retail Markets bei Google Germany.

Umdenken in allen Hierarchieebenen

Eine Botschaft ist in allen Vorträgen und Panles deutlich geworden. Unternehmen werden mit ihren Omnichannel- und digitalen Strategien nur dann erfolgreich sein, wenn ein Umdenken bis in die oberste Hierarchieebene stattfindet. Es muss klar werden, dass es keine Unterscheidung zwischen On- und Offline-Kanälen gibt. "Auch stationäre ist heute noch sexy, wenn man den Laden mit dem Webshop verbindet und den Kunden vor Ort ein echtes Erlebnis bietet", sagt Eben Sermon, Vice President eBay Germany. Offline muss eine Weiterführung des Online-Shopping-Erlebnisses sein - und umgekehrt.
Dass solche Erlebnisse mit hohen Kosten verbunden sind, macht das Ganze für kleine und mittelständige Händler aber zu einer echten Herausforderung und ist ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber Big Playern wie Otto, Rewe, Amazon und Co.
Eine echte Wahl haben die Unternehmen aber nicht. Wer nicht in der Lage ist, mit der technologischen Entwicklung in unserem digitalen Zeitalter mitzuhalten, wird langfristig nicht am Markt bestehen können. Egal, ob es sich dabei um einen stationären Händler, Online Pure Player oder Omnichannel-Händler handelt. "Wer nicht spätestens heute mit der Transformation ins digitale Zeitalter beginnt, den wird es in spätestens fünf Jahren nicht mehr geben. Der Weg ist mühsam, aber absolut notwendig, um erfolgreich zu bleiben", prognostiziert der Vorstandsvorsitzende der Otto Group.
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