Digitale Transformation in der HR

Jasager und Einknicker

von - 14.09.2017
Rund 17 Prozent zeigten ein Risikoverhalten, soll heißen, bis zu einem Sechstel der von Despite geprüften Bewerber entsprechen nicht den hohen Anforderungen der Auftraggeber. Konkret bedeutet das, dass ein Kandidat beispielsweise nichts hinterfragt und gegenüber Aufträgen unkritisch ist. „Viele stellen keine Fragen, denken nicht mit und machen alles, was man ihnen sagt“, so die Beraterin. „Derartiges Verhalten steht meist nicht im Einklang mit den Firmenwerten.“
Andere wiederum hätten kein Rückgrat, knickten vor Autoritäten ein und schöben die Schuld anderen in die Schuhe, um ihr Gesicht zu wahren. „Vor allem in der IT-Abteilung kann so ein Verhalten verheerende Folgen nach sich ziehen.“ Für Projekte steht immer weniger Zeit zur Verfügung, der Chef drängt auf termingerechten Abschluss, wer neigt hier nicht dazu, mal einen Testlauf ausfallen zu lassen oder etwas freizugeben, bevor beispielsweise die Sache mit dem Copyright abgeklärt ist? „In sicherheitssensiblen Bereichen geht es nicht, dass man eine Abkürzung nimmt“, warnt Eva Häuselmann. Es drohen sicherheitsrelevante oder rechtliche Desaster.
Peter Kummer
Peter Kummer
CIO bei den SBB
www.sbb.ch
„Führungskompetenzen prüfen wir aktuell auch mit Unterstützung externer Assessments.“
Hauptsächlich im IT-Bereich eines Unternehmens reicht es also bei Weitem nicht aus, wenn nur die Technologie sicher ist. Man müsse sich auch die Menschen, die damit arbeiten, ganz genau ansehen, so die Beraterin.

Drittmeinung erwünscht

Gelegenheit macht Diebe, heißt es, aber nicht jeder nimmt die Gelegenheit auch wahr. Es lohne sich deshalb, genau hinzuschauen. Der Schweizer Logistikkonzern Valora beispielsweise lege auf eine gesamtheitliche Beurteilung eines potenziellen Mitarbeiters Wert, sagt CIO Roberto Fedele. Neben Fachkenntnissen würden daher auch Werte systematisch in die Entscheidungsbasis einfließen, „um mit situativer Unterstützung durch externe Berater auch Funktionen mit erhöhten Anforderungen (Führungskräfte oder Spezialisten) nachhaltig besetzen zu können“, so der Valora-CIO.
Das Unternehmen Switzerland Global Enterprise (S-GE) prüft die Integrität potenzieller Mitarbeiter ebenfalls über eine unabhängige Drittmeinung, wenn auch erst auf Geschäftsleitungsstufe. Weitere Tools für alle Stufen würden aber geprüft.
Bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB werden Fachkompetenzen im Rahmen der Vorstellungsgespräche durch Vorgesetzte und Peers geprüft. „Damit sind wir bisher gut gefahren“, sagt CIO Peter Kummer: „Führungskompetenzen prüfen wir aktuell auch mit Unterstützung externer Assessments.“
Das macht auch das Industrieunternehmen Sulzer so: Bei höheren Positionen führt es ein eintägiges Assessment-Center bei einer externen Firma durch. Das Software-Unternehmen Netcetera schließlich führt bei der Fachkräfterekrutierung intern vertiefte Befragungen und Tests durch, bei der Besetzung von Führungspositionen auch externe Assessments. Denn: Auch in den Chefetagen muss sich etwas bewegen.
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