Daten-Tuning für neue Geschäftsmodelle
Content Services statt ECM
von Bernd Reder - 07.09.2018
Mittlerweile haben Marktforscher wie Gartner und Hersteller die nächste Evolutionsstufe der Informations- und Wissensverarbeitung ausgerufen. Gartner führte Anfang 2017 den Begriff Content Services Platform (CSP) ein. Solche Plattformen stellen Dienste beziehungsweise Mikroservices bereit, die entweder separat oder über eine integrierte CSP-Lösung zur Verfügung gestellt werden. Die eigentliche Plattform verfügt über Repositories sowie Funktionen für das Dokumentenmanagement, das Indizieren und Kategorisieren von Inhalten und eine Versionskontrolle. Auch Suchfunktionen sind integriert.
Hinzu kommen Content-Services-Anwendungen. Dazu zählen beispielsweise ein Vertragsmanagement und die Verwaltung der Unterlagen von neuen Mitarbeitern beim sogenannten Onboarding. Das dritte Element sind Service-Komponenten. Nach Einschätzung von Hyland, einem der laut Gartner führenden CSP-Anbieter, sind das zum Beispiel Übersetzungsprogramme und Anwendungen, die automatisch Inhalte analysieren und mit Tags versehen.
„Heute werden traditionelle ECM-Systeme durch deutlich flexiblere Plattformen für Content Services abgelöst, die übergreifend über viele Datenquellen einheitliche Dienste anbieten“, erklärt Bernd Hoeck, IT-Analyst und seit 20 Jahren Fachmann im Bereich ECM. Der Trend in Richtung CSP komme dem Wunsch von Nutzern entgegen, die Zahl der ECM-Systeme zu reduzieren und flexiblere Lösungen einzusetzen. Dazu zählen auch Content-Dienste, die über die Cloud zugänglich sind – im Rahmen von SaaS-Angeboten oder über eine Hybrid Cloud.
Kombination mit Collaboration
Zu den Faktoren, die die plattformübergreifende Bereitstellung von Dokumenten und Informationen immer wichtiger machen, zählt der Einsatz digitaler Arbeitsplätze, sogenannter Digital Workplaces. Mitarbeiter müssen unterwegs oder vom Homeoffice aus mit unterschiedlichen Endgeräten wie Notebook, Tablet und Arbeitsplatzrechner auf diese –Workplaces zugreifen, und damit auch auf Dokumente und Dateien. „Ein weiteres hilfreiches Element ist Whiteboarding, bei dem Teilnehmer einer Telefon- oder Videokonferenz gemeinsam an einem virtuellen Reißbrett Konzepte ausarbeiten, besprechen und Veränderungen ausprobieren können, ohne das Original verändern zu müssen“, erläutert Kai Kielhorn, Head of Digital Workplace beim französischen IT-Service-Anbieter Atos. „Insbesondere hier sehen wir noch ein erhebliches Potenzial für Firmen, solche innovativen Technologien und kreativen Techniken einzusetzen.“
Ebenso wie Microsoft mit Office, SharePoint, OneDrive und Yammer kombiniert Atos bei seiner Collaboration-Lösung Circuit Elemente aus diversen Bereichen zu einem Ganzen: das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten, Chat-Funktionen, Whiteboards sowie Video- und Audiokommunikationskanäle. „Bei der gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten nutzen Kunden in der Regel Formate der Microsoft-Office-Suites oder die entsprechenden Google-Formate“, so Kielhorn. Eine umfassende Versionsverwaltung von Dokumenten kommt durch die Anbindung an eine Dokumentenmanagement-Lösung hinzu. „Ein Nutzer kann einzelne Abschnitte eines Dokuments herauslösen und später wieder zusammenfügen“, betont Kielhorn.