Aufs Digital-Know-how der Mitarbeiter kommt es an

Aus den Augen, aus dem Sinn

von - 05.08.2019
Digitale Weiterbildung
(Quelle: Bitkom Research für VdTÜV (n = 504) )
Trotz dieser Hindernisse ist die Zurückhaltung der Unternehmen auf diesem Gebiet kaum nachzuvollziehen. Unisono sehen die Experten der verschiedenen Beratungshäuser nämlich in der Fähigkeit der Angestellten, ihren Digital Workplace und seine technologischen Vorteile voll auszureizen, einen großen Wettbewerbsvorteil. Laut Gartners Bericht „Digital Dexterity at Work“ beispielsweise lassen sich 90 Prozent der Top-Prioritäten von Führungskräften heutzutage nur mit Hilfe von Technologie erreichen.
„Lösungen, die auf neue Arbeitsweisen abzielen, erschließen ein wachstumsstarkes Feld“, versucht Craig Roth, Research Vice President bei Gartner, Unternehmen mehr Engagement in diese Richtung schmackhaft zu machen. Noch läuft es aber meist ganz anders, wenn Unternehmen sich Digital Dexterity als Ziel setzen. Sitzungen zur Entwicklung der Unternehmensstrategie finden gewöhnlich in einem noblen Hotel statt. Am Ende der Tagung haben die Teilnehmer viele interessante Persönlichkeiten getroffen, eine Menge Neues gelernt und können sich die gesammelten Erkenntnisse gebündelt in einem dicken Buch auf den Schreibtisch legen - das dann ohne weitere Folgen ab ins Regal wandert. „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Zwölf Monate später stellen sich Firmenlenker dann die Frage, wie viel von der letztjährigen Corporate-Strategy zur Digital Dexterity umgesetzt werden konnte - und erhalten dann meist die Antwort: rein gar nichts.
Förderung für Fortbildung
(Quelle: Bitkom Research für VdTÜV (n = 504) )
Dieses wenig rühmliche Szenario gilt für die USA und Europa gleichermaßen. In weniger als 18 Prozent der Firmen in Deutschland - noch weniger in den meisten anderen Ländern - wird die angestrebte Digital Dexterity erreicht. Anders gesagt: In gut vier von fünf Fällen geht das Vorhaben schief. Laut Gartner kann im weltweiten Schnitt nur bei 7 bis 18 Prozent der Unternehmen von Digital Dexterity die Rede sein. Deutschland kommt in diesem Ranking mit einer Quote von 17,6 Prozent immerhin auf Platz zwei vor Großbritannien.
Kein Wunder, dass viele Unternehmen nach tatkräftiger staatlicher Unterstützung rufen. In der erwähnten Studie von Bitkom Research und VdTÜV fordern 82 Prozent der 504 befragten Firmen, die Beratung der Bundesagentur für Arbeit (BA) müsse sich „stärker am tatsächlichen Qualifizierungsbedarf des Arbeitsmarktes“ orientieren, 81 Prozent wünschen sich steuerliche Vergünstigungen für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Und 73 Prozent hätten gern, dass auch ihre Beschäftigten Weiterbildungen ohne Höchstgrenze steuerlich absetzen können.
Checkliste Digital Dexterity
Die Führungsetage kann die „digitale Fingerfertigkeit“ des Unternehmens auf  mehreren Ebenen fördern:
Den Ton angeben: Führungskräfte sollten die Vorteile digitaler Fingerfertigkeit und die Meilensteine auf dem Weg dahin in Worte fassen, um das Thema ins Gespräch zu bringen und das richtige Klima für das mittlere Management zu schaffen, sich damit auseinanderzusetzen.
Vorleben: Die Führungsetage gibt das Tempo vor, sollte aber vor allem durch sein eigenes Verhalten mit gutem Beispiel vorangehen.
Kollaborative Arbeitsweisen: Autonome Teams können Probleme durch iterative Verbesserungen lösen. Die Unternehmensführung sollte daher Collaboration fördern.
Wissenstransfer erleichtern: Der offene Zugang zu externen wie internen IT-Experten sichert einen kontinuierlichen Zufluss von neuen digitalen Kompetenzen.
Autonomie stärken: Digital Dexterity verträgt sich nicht mit strikten Kontrollmechanismen gegenüber den Mitarbeitern, sondern benötigt vielmehr Freiräume für experimentelle Ini­tiativen; anstelle starrer Strukturen braucht es ein partnerschaftliches Arbeitsklima.
Operativ einbetten: Arbeitsabläufe, Anreize, Budgets, Me­triken (KPIs) und Richtlinien sollten die digitale Fingerfertigkeit fördern, nicht behindern.
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