Von analog nach digital transformieren

Beispiel: Reifen as a Service

von - 06.09.2019
Welche digitalen Geschäftsmodelle im Rahmen der vernetzten Fertigung entstehen können, zeigt die Initiative Plattform Industrie 4.0 im Ergebnispapier „Digitale Geschäftsmodelle für die Indus­trie 4.0“ auf.
Als ein Beispiel wird darin das Szenario„Tire as a Service“ für Logistikunternehmen und Betreiber von Fahrzeugflotten beschrieben: Ein Reifenhersteller verkauft Reifen an einen Service-Provider. Dieser überträgt die Nutzungsrechte an die Betreiber von Fuhrparks. Der Provider baut dazu ein Reifenmanagement auf, das die Nutzer (Kunden) und den Lieferanten (Reifenhersteller) mit einbezieht. Der Service-Provider übernimmt somit Aufgaben wie Bestellung, Montage und Zustandsüberwachung der Reifen. Um die Werkstattleistungen auszuführen, greift er auf ein Wartungsnetzwerk zurück. Ob ein Reifensatz ausgetauscht werden muss, ermittelt der Service-Anbieter mit Hilfe einer IoT-Plattform. Damit lässt sich der Zustand der Reifen aus der Ferne überprüfen. Die IoT-Daten werden in der Cloud analysiert und für die Rechnungsstellung sowie die Koordination der Service-Leistungen verwendet.

IoT als Türöffner

Eine ganze Reihe vergleichbarer Ansätze und damit neuartiger Wertschöpfungsketten ist im produzierenden Gewerbe zu beobachten. Statt Reifen könnte ein Service-Provider Werkzeugmaschinen ordern und sie zur Nutzung einem Industrieunternehmen überlassen. Abgerechnet wird beispielsweise nach dem Pay-per-Use-Modell, etwa auf Basis der Betriebsstunden. Wie lange eine Maschine genutzt wird, ermittelt eine IoT-Plattform. Über sie lassen sich weitere Services bereitstellen, etwa im Bereich Predictive Maintenance (proaktive Wartung).
Oliver Fuhrmann
Head of Business Development
bei Trevisto
www.trevisto.de
Foto: Trevisto
„Geschäftsmodelle kommen heute meist als Hybride vor: Produkte werden durch Services ergänzt.“
Immerhin 44 Prozent der deutschen Firmen sind der Auffassung, dass sie mit Hilfe des IoT neue Geschäftschancen erschließen können. Das ergab eine Umfrage von Avanade, einem Anbieter von digitalen Services und Cloud-Lösungen. Ernüchternd ist dagegen, dass nur 21 Prozent der Unternehmen in Deutschland das Internet der Dinge als Option betrachten, Services wie Predictive Maintenance anzubieten. In den USA sind es 30 Prozent der Unternehmen, in Großbritannien sogar 39 Prozent. Als Hindernisse führen deutsche Firmen den Mangel an IoT-Fachkräften und das Fehlen passender Daten an.
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