Algorithmen pflegen statt Mandanten betreuen?
Eine Frage der Generationen
von Jürgen Mauerer - 20.08.2019
Doch einfach weitermachen wie bisher können Anwälte nicht. Sie müssen sich mit Legal Tech, seinen Chancen und Risiken auseinandersetzen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Auch die Mitarbeiter müssen bei der Digitalisierung mitziehen. Bremser sind oft die mittelalten bis älteren Führungskräfte, die nur noch zehn bis 15 Jahre bis zur Rente haben und sich fragen, ob sie sich noch vertieft mit Legal Tech beschäftigen sollen. Christian Solmecke formuliert es etwas drastischer: „Anwälte stehen ohnehin seit jeher auf Kriegsfuß mit moderner Technologie. Auch hier muss erst das Denken verändert werden.“
Auf der anderen Seite steht die junge Generation, die wie Leah Becker und Maria Petrat erst in den Beruf einsteigt. Sie sieht Technik als wichtigen Teil des Berufs. „Legal Tech verändert die Arbeitsweise von Juristen und erfordert ein neues Mindset. Wir wissen, dass wir künftig interdisziplinär mit Informatikern zusammenarbeiten müssen und dies auch wollen. Es geht darum, Dinge auszuprobieren, mitzugestalten, und die Digitalisierung als Chance zu sehen, nicht als Risiko“, resümiert Leah Becker.
Das Problem: Legal Tech steht noch nicht im Lehrplan der Jura-Ausbildung und ist noch nicht ausreichend in den Köpfen der Studierenden angekommen. „Der Apparat ist schwerfällig, die gängigen Strukturen bremsen. Wir bräuchten eine eigene Professur für das Thema und interdisziplinäre Gruppenarbeiten. Das dauert allerdings noch“, bedauert Maria Petrat. Um diese Lücke zu schließen, investieren die beiden Frauen viel Zeit und Energie in die Munich Legal Tech Student Association. Beim Start in das Berufsleben würden sie sich eher für eine Kanzlei entscheiden, die Legal Tech bereits umsetzt. Dazu Maria Petrat: „Legal Tech ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für mich. Es sagt aus, wie offen für Neues eine Kanzlei ist, wie dynamisch und zukunftsorientiert sie arbeitet.“