Agilität durch Culture Hacking

Hacks von oben …

von - 16.10.2019
Erfolgserwartung
(Quelle: Wipo "Digital Transformation Survey 2019" )
Wer Beispiele für mehr oder weniger gelungene Hacks sucht, der wird auf Seiten wie Bizculturehackers.com und Hackthe.org fündig. Auch Gartner, die CIO-Plattform The Enterprisers Project und das Beratungsunternehmen Smartminds liefern Anschauungsmaterial. Hier nur eine kleine Auswahl:
CEO-Blog: Der neuen Geschäftsführerin eines Unternehmens missfiel der steife und formelle Umgang im Unternehmen. Sie startete daraufhin einen Unternehmens-Blog, der bewusst in einem lockeren Ton gehalten war. Bereits ihr erster an die Belegschaft gerichteter Blog-Beitrag schockierte viele Mitarbeiter, die solche persönlichen und informellen Mitteilungen aus der Führungsetage nicht gewohnt waren. Sie machte damit nicht nur die Kultur, die sie sich wünschte, direkt erfahrbar, sondern stieß darüber hinaus unter den Mitarbeitern eine Diskussion über angemessenes Verhalten und richtige Kommunikation an. (Quelle: Gartner)
Der wandernde CIO: Viele CIOs entwickeln ambitionierte Transformationsstrategien, die dann in der Schublade verstauben. Ein Manager wollte sich damit nicht abfinden und erfand seinen persönlichen Hack. Einen Tag nachdem die neueste Strategie verkündet worden war, ging er von Konferenzraum zu Konferenzraum und nahm an praktisch jedem Meeting teil - nur um immer dieselbe Frage zu stellen: „Wie bringt dieses Meeting unsere neue Strategie voran?“ Natürlich hatten die meisten Besprechungsteilnehmer keine Antwort darauf, weil das Meeting lange vor der neuen Strategieankündigung geplant worden war. Der CIO beendete darauf hin die Besprechungen, da sie im Lichte der neuen Strategie unsinnig waren, und wartete, bis alle Teilnehmer den Raum verlassen hatten. „Eine solche Aktion bleibt den Mitarbeitern im Gedächtnis und lässt sie darüber nachdenken, welche Auswirkungen ihr tägliches Tun auf die neue Strategie hat“, erklärt Mary Mesaglio von Gartner. (Quelle: Gartner)
Mary Messaglio
Mary Mesaglio
Distinguished VP Analyst bei Gartner
www.gartner.com
Foto: Gartner
„In den meisten Fällen sollte man einen Hack in weniger als 48 Stunden entwerfen und aus­­führen können.“
Wechselnde Inneneinrichtung: Der Wasserpumpenhersteller Grundfos arbeitet an seiner digitalen Transformation und hat dazu neben der Zentrale eine eigene „digitale Fabrik“ aufgebaut, die IoT-Lösungen entwickelt. Die Einrichtung der Gebäude unterscheidet sich im Stil deutlich von den übrigen Firmengebäuden und wird außerdem regelmäßig verändert, um die Innova­tionskraft der Mitarbeiter zu fördern. (Quelle: The Enterprisers Project)
Das institutionalisierte Ja: Wenn Führungskräfte bei Amazon den Projektvorschlag eines Mitarbeiters bewerten, ist eine Zustimmung Standard. Lehnt ein Manager die Idee ab, muss er eine zweiseitige Begründung für sein Nein schreiben und diese im Intranet veröffentlichen. Das Unternehmen will es damit schwerer machen, Vorschläge einfach nur aus Gewohnheit oder Ignoranz abzulehnen. (Quelle: The Enter­prisers Project)
Umgekehrtes Mentoring: Bei IBM begleiten Führungskräfte einen halben oder ganzen Tag lang junge Mitarbeiter - nicht um sie zu coachen, sondern um von ihnen zu lernen. Die Erkenntnisse sollen in neue Führungskonzepte und Innova­tionsprozesse einfließen. (Quelle: The Enterprise Project)
Tipps zum Culture Hacking
  • Gute Hacks sind klein und kommen aus dem Bauch he­raus. Sie lösen bei den Adressaten emotionale Re­ak­tionen aus.
  • Gute Hacks führen schnell und ohne großen Aufwand zu sichtbaren Veränderungen. Vermeiden Sie es, sich unrealistische Ziele zu setzen, etwa die komplette Unternehmensorganisation zu verändern.
  • Machen Sie einen Notfallplan, falls der Hack schiefgeht.
  • Haben Sie eine klare Vorstellung davon, welche kultu­relle Veränderung Sie erreichen wollen.
  • Bitten Sie im Vorfeld nicht um Erlaubnis, sondern notfalls im Nachhinein um Entschuldigung.
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