Vendor-Lock-in beim Cloud-Computing vermeiden

Ursachen für Vendor-Lock-in

von - 05.03.2018
Der Vendor-Lock-in hat tech­nische und organisatorische Gründe: Es mangelt an Standardschnittstellen und offenen APIs. Zudem erschweren unterschiedliche Formate für Daten, Container und virtuelle Maschinen eine Migration, Einrichtung und Verwaltung der Cloud-Ressourcen erfolgen über proprietäre Systeme und Bedienoberflächen und die eigenwillige Architektur der unterschiedlichen Clouds erfordert Expertenwissen. „Je mehr Produkte eines Providers ein Unternehmen nutzt und je stärker die Verschränkung der Dienste ist, desto komplexer wird ein Umzug“, sagt Global-Access-CEO Kessler.
Die größten Bedenken gegen Cloud-Computing
Wachsende Sorge: 2015 zählte bei 22 Prozent ein Vendor-Lock-in zu den Top-3-Bedenken gegen Cloud-Compting - gegenüber 7 Prozent in 2012
(Quelle: Bain & Company, The Changing Faces of the Cloud, 2017 )
Die Situation sei heute allerdings deutlich besser als noch vor wenigen Jahren, beobachtet Patrick Schidler, Business Manager Cloud & Enterprise Group bei der Microsoft Deutschland GmbH: „Mittlerweile haben offene Standards und im Web geschaffene Quasi-Standards viele alte Protokolle abgelöst. Früher war beispielsweise allein die Authentifizierung von Benutzern über System- und Anwendungsgrenzen hinweg noch ein schwieriges Problem. Heute bietet der Hybrid-Cloud-Ansatz fertige Lösungen dafür.“
Ein weiterer Faktor, den Kunden berücksichtigen müssen, ist die „Data Gravity“. „Terabyte oder Petabyte an Daten wieder, aus welchen Gründen auch immer, wegzubewegen oder gar der vollständige Rückzug aus der Public Cloud kann extrem teuer, langwierig und schwierig sein“, warnt Nutanix-CTO Pleier. Das Problem wird sicher noch zunehmen, denn das Datenwachstum ist nicht zu stoppen. „Die Menge der bei uns gespeicherten Daten verdoppelt sich alle 1,5 Jahre“, sagt Manfred Kessler vom Cloud-Provider Global Access.
Patrick Schindler
Patrick Schidler
Business Manager Cloud &
Enterprises Group bei Microsoft Deutschland
www.microsoft.de
Foto: Alex Scheibert
„Offene Standards haben die ­Integration von Multi-Cloud-­Lösungen deutlich vereinfacht.“
AWS Architect Gonzalez erklärt, dass Kunden sowohl beim Import als auch beim Export von Daten unterstützt werden, gibt allerdings zu, dass der Transfer in die Cloud preisgünstiger ist als umgekehrt. „Es ist etwas teurer, die Daten aus der Cloud herauszubekommen, das ist aber nicht nur bei uns so.“ Wer zum Beispiel 30 TByte in die Cloud transferieren möchte, kann sich für eine einmalige Gebühr von 250 Dollar die AWS-Speicherlösung Snowball schicken lassen. Beim Weg aus der Cloud über das öffentliche Netz werden pro GByte 3 bis 4 US-Cent fällig, was sich bei 30 TByte auf 900 bis 1200 Dollar summiert. Das sei aber keine Strafgebühr, betont Gonzalez: „Wir berechnen nur die Kosten, die wir selber aufbringen müssen, um den Dienst zu erbringen.“
Die Abhängigkeit von einem Provider kann nicht nur beim Export von Daten teuer werden. Auch Preiserhöhungen oder Tarifänderungen können das Budget erheblich und unerwartet belasten. „Es ist nicht zwangsläufig so, dass ein Vendor-Lock-in zu massiven Kostensteigerungen führt, aber es kann durchaus passieren“, sagt Global-Access-CEO Kessler.
Neben den Kosten ist es aber auch die Produktpolitik eines Providers, die Kunden Sorgen machen kann. „Für Anwender ist es natürlich ungünstig, wenn nicht abzusehen ist, wie die Servicequalität von Plattformen sich in einigen Jahren entwickelt oder falls die Strategie eines Anbieters von der eines Anwenders abweicht“, sagt Frank Strecker, Senior Vice President Cloud Partner Products & Ecosystems bei T-Systems, der das Cloud-Geschäft der Telekom verantwortet. Veränderungen im Serviceangebot oder eine Erhöhung der Preise müssen womöglich akzeptiert werden, weil die Kosten und die Risiken einer Migration weit höher liegen. „Wie teuer ist der Kompromiss zwischen Lock-in und Nutzen wirklich?“, sei immer die Kernfrage, erklärt Rackspace-Director Sommer.
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