Silicon Valley

Start-ups mischen die Cloud-Szene auf

von - 05.02.2019
Cloud-Computing
Foto: cybrain / Shutterstock.com
Neue Technologien und junge Firmen beleben den Markt für Cloud-Infrastrukturen. com!-professional-Kolumnist Hartmut Wiehr zeigt, wer im Silicon Valley derzeit ganz hoch gehandelt wird.
Die Cloud lebt. Wie sehr, ist umstritten. Das legen zumindest Äußerungen einiger Experten nahe. Ein Streifzug durchs Silicon Valley, den ich im Dezember unternehmen konnte, macht eines klar: Die Entwicklung der Cloud-Infrastruktur ist noch längst nicht zu Ende. Innovative Start-ups haben den Ehrgeiz, die Cloud auf ganz neue Grundlagen zu stellen.
DataDirect Networks (DDN), ein Storage-Spezialist für High Performance Computing, will Container und Cloud zusammenbringen. Dazu hat sich DDN 2018 das bankrotte Start-up Tintri einverleibt, das auf „VM-Aware Storage“ und damit nicht zuletzt auf Container spezialisiert war. Die haben sich zu einem weit verbreiteten Baustein des Distributed Computings entwickelt, weil Cloud und Container effektiver sein sollen als Cloud und virtuelle Maschinen (VMs).
Vexata will mit seiner „Active Data Archi­tecture“ CPU-Prozesse für die modernen Datenprozesse unterstützen – auch das ein Thema für die Cloud, denn nur dort, darin sind sich die meisten Hersteller einig, lassen sie sich effektiv, schnell und günstig abwickeln. Man denke nur an die riesigen Cloud-Fabriken von Google oder AWS. Fujitsu, schon länger auf der Suche nach Business-Alternativen in der Cloud, hat kräftig in Vexata investiert. Im Fujitsu Solutions Lab nimmt Vexata denn auch eine besondere Rolle ein.
Das im November 2014 gegründete Minio entwickelt den Object-Storage-Ansatz in Richtung Deep Learning und Cloud Storage weiter. Geldspritzen durch Finanziers wie Dell, IBM und Intel haben jetzt eine neue Phase eingeläutet, in der viele Sales- und Marketing-Leute angeheuert werden. Zudem bestehen Hardware-Partnerschaften mit Cisco, Dell, HPE und Lenovo, um den Software-Ansatz von Minio schnell an möglichst viele Kunden zu bringen.
CloudGenix, ebenfalls seit 2014 im Geschäft, will den Cloud-Umgebungen der Unternehmen eine adäquate Netzwerktechnologie zur Verfügung stellen. Bislang seien die Netzwerke zu langsam, nicht sicher genug oder zu teuer, nicht zuletzt für die 20 Millionen Remote Offices (Büros und Zweigstellen) weltweit. CloudGenix bietet als Alternative eine auf Software statt Hardware beruhende Lösung an: das Instant-On Network (ION). Dieses Policy-basierte, zentral gesteuerte Wide Area Network für das Cloud-Zeitalter soll die fragmentierten hardwarebasierten Netzwerke ablösen. Das kommt bei Kunden und Investoren gut an: In der C-Finanzierungsrunde sammelte das Start-up 65 Millionen Dollar Funding-Gelder etwa von Intel und Bain Capital ein.
RStor, ein 2017 gegründetes Start-up, das  erst vor ein paar Monaten an die Öffentlichkeit getreten ist, erklärt gleich das ganze bisherige Cloud-Modell für gescheitert. Cloud-Provider wie AWS und Azure würden die Kunden mehrmals zur Kasse bitten – für das Speichern ihrer Anwendungen und Daten und für deren Benutzung. Und die Provider drängten, so Tim Harder, General Manager bei RStor, ihre Kunden in eine neue Lock-in-Situation. Die Antwort von RStor ist eine neue Architektur aus privaten Rechenzentren, Cloud-Provider-Services und „Trusted Supercomputing Centers“. In einer ersten Finanzierungsrunde hat RStor 45 Millionen Dollar eingenommen, unter anderem von Cisco. Harder: „Das war eine der größten A-Serien von Venture Capital.“
Nimmt man die Beispiele zusammen, dann ist das Fazit eindeutig: Auch wenn die Cloud keinen Neuigkeitspreis mehr gewinnt, so ist die Szene nach wie vor in großer Bewegung. Auch jetzt noch dreht sich (fast) alles in puncto IT-Infrastruktur um die Cloud.
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