Alles läuft auf Hybrid Clouds hinaus

Cloud allein schafft keine Mehrwerte

von - 04.08.2017
Matthias Herkommer
Matthias Herkommer, Principal Enterprise Architect und Presales Manager bei Qlik.
(Quelle: Qlik)
Matthias Herkommer, Principal Enterprise ­Architect und Presales Manager beim Business-Intelligence-Spezialisten Qlik erklärt im Interview mit com! professional, warum hy­bride Infrastrukturen nicht per se Vorteile bringen und warum Qlik dennoch eine hybride Analytics-Lösung anbieten will.
com! professional: Sie haben angekündigt, Ihre Visualisierungs-Software Qlik Sense künftig als Hybrid-Cloud-Lösung anzubieten. Was hat Sie dazu bewogen? Es gibt durchaus Konzerne, die ihre Rechenzentren abschaffen und komplett in die Cloud umziehen.
Matthias Herkommer: Nur weil ich meine IT-Infrastruktur in die Cloud verlagere, habe ich noch keinen fachlichen Mehrwert geschaffen. Das ist einfach nur ein anderes Deployment-Modell. Es mag Vorteile bei den operationalen Kosten und der Flexibilität bieten, der Business-Nutzen an sich ist aber erst einmal gleich null. Das Gleiche gilt für hybride Umgebungen. Wir behaupten nicht, dass ein Unternehmen allein dadurch Vorteile erzielt, dass es eine hybride Infrastruktur betreibt.
com! professional: Warum bieten Sie dann überhaupt eine Hybrid-Lösung an?
Herkommer: Wir wollen den Kunden nicht vorschreiben, welche Cloud-Strategie sie verfolgen müssen – angefangen von der Wahl des Cloud-Providers bis zum Deployment-Modell. Unser Ziel ist es, alle Spielarten zu ermöglichen – den klassischen On-Premise-Betrieb ebenso wie Private und Public Cloud oder Mischformen.
com! professional: Welche Vorteile bietet nun konkret das hybride Modell?
Herkommer: Mit einer hybriden Lösung lassen sich Lastspitzen leichter abfangen, da man
Kapazität mehr oder weniger automatisiert ­innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden hinzubuchen kann, statt teure Infrastruktur ­vorzuhalten, die vielleicht nur ein oder zwei Mal im Monat wirklich benötigt wird. Lastspitzen können sowohl durch hohe Zahlen gleichzeitiger Nutzerzugriffe wie auch durch extrem große ­Datenmengen entstehen, wie sie in Big-Data- oder IoT-Projekten auftreten können.
Ein weiterer Vorteil ist die erleichterte Zugänglichkeit. In vielen Firmen können Mitar­beiter, Kunden und Partner nicht oder nur mit hohem Aufwand von außen auf das interne Netz zugreifen. Wenn man nun Analysemöglichkeiten über die Cloud schafft, bietet man dieser Zielgruppe einen einfachen Zugang, ohne die Sicherheit des internen Netzes zu gefährden.
Schließlich hat ein ­hybrides Modell dann Vorteile, wenn die Quelldaten ohnehin schon in der Cloud liegen, weil ich zum Beispiel Salesforce als CRM verwende.
com! professional: Wie nutzen Sie die Vorteile des hybriden Modells für Ihre Lösung?
Herkommer: Da wären fünf Kernfunktionen zu nennen: Die erste ist der „Unified Hub“. Über ihn kann der Anwender seinen Zugriffsrechten entsprechend auf Daten und Analysen zugreifen, unabhängig davon, wo er sich befindet und ob diese Informationen lokal oder in der Cloud vorliegen. Die zweite nennen wir „Location Enforcement“. Über zentral verwaltete Sicherheits- und Synchronisationsregeln lässt sich definieren, welche Inhalte das Rechenzentrum nicht verlassen dürfen und welche zusätzlich oder auch ausschließlich im Public-Cloud-Bereich liegen sollen. Punkt drei heißt bei uns „Orchestrated Entitlement“. Das bedeutet, dass Berechtigungen und Zugriffsregeln einheitlich über die gesamte hybride Umgebung gelten und über eine gemeinsame Admin-Oberfläche gemanagt werden. Viertens wird es eine zentrale Management-Konsole geben und fünftens schließlich wird die Hybrid-Cloud-Analytics-Lösung die bidirektionale Migration von Inhalten zwischen Cloud und On-Premise-Installation erlauben.
com! professional: Wie stellen Sie in einer so komplexen Umgebung die Datenkonsistenz sicher?
Herkommer: Qlik Sense bietet eine In-Memory-ETL-Engine (Ex­tract, Transform, Load), die solche Konsistenzprüfungen durch­führen kann, um die Datenqualität sicherzustellen oder die Datenquellen mit dem aktuellen Stand im BI-System zu vergleichen.
Man muss aber auch beachten, dass Qlik in den meisten Fällen ein lesendes System ist. Viele Herausforderungen, die man bei Datenbanken mit Schreibzugriffen hat, fallen deshalb weg. Wenn man in Qlik Daten eingeben möchte, bieten wir entsprechende Schnittstellen für Drittanbieter, die ihrerseits dann die Datenkonsistenz sicherstellen.
com! professional: Wie wird sich die Hybrid-Cloud-Anwendung von den aktuellen Angeboten unterscheiden?
Herkommer: Grundsätzlich werden wir in unserem Hybrid-Cloud-Angebot die gleiche In-Memory-Engine anbieten wie On-Premise. Es kann sein, dass es bezüglich Dateigröße und Erweiterungen eine Zeit lang noch Einschränkungen geben wird, dazu gibt es aber noch keine Details. Was das Datenmanagement angeht, sind wir schon jetzt sehr flexibel. Die Datenaktualisierung kann an beliebiger Stelle erfolgen, am besten natürlich möglichst nahe an der Quelle. Danach kann die aktualisierte Applikation automatisch oder zeitgesteuert wieder über verschiedene Umgebungen hinweg synchronisiert werden.
com! professional: Wie ist die Applikation aufgebaut, um in einer Hybrid-Cloud-Umgebung lauf- und leistungsfähig zu sein?
Herkommer: Da wir mit Qlik Sense von Anfang an eine Cloud-first-Strategie verfolgt haben, sind die wichtigsten Eigenschaften einer auch hybrid lauffähigen Anwendung bereits vorhanden. Die meisten Kunden virtualisieren ohnehin auch ihre On-Premise-Um­gebungen, sodass dort im Prinzip die gleichen Voraussetzungen gelten. Unsere Memory-Engines sind beispielsweise mittlerweile auf einer Microservices-Architektur aufgebaut und in der Qlik Cloud bereits nicht mehr als monolithischer Windows-Service ausgelegt. Wir können Anwendung und Engine kurzfristig in Docker- Containern auf verschiedenen Linux-Distributionen ausliefern und so ­dynamisch an die notwendige Kapazität anpassen.
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