Alles läuft auf Hybrid Clouds hinaus
Komplexes Management
von Thomas Hafen - 04.08.2017
Hybride Umgebungen haben aber auch Nachteile: „Kunden handeln sich mit hybriden Cloud-Modellen eine massive Steigerung der Komplexität ein, vor allem was Management-, Security- und Compliance-Aspekte betrifft“, sagt Heiko Henkes von der Experton Group, „die heute dafür verfügbaren Management- und Orchestrierungs-Tools sind leider noch nicht so weit, wie wir uns das wünschen würden.“
Auch Jörg Jakobi von Dimension Data glaubt, dass es an der notwendigen Unterstützung der Anwender bei der Umsetzung hybrider Konzepte mangelt: „Ohne vernünftige Integration wird der Betrieb einer hybriden Umgebung so komplex, dass der zusätzliche Managementaufwand die Vorteile der Cloud-Nutzung zunichtemacht.“
Diesen Aufwand scheinen viele Unternehmen jedoch zu scheuen. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmen 451 Research im Auftrag von Dimension Data gaben nur 15,5 Prozent der weltweit über 1500 teilnehmenden Unternehmen an, in den kommenden zwei Jahren eine tief integrierte Hybrid-Lösung zu planen, in der sie ihre Betriebsabläufe nahtlos über multiple Cloud-Umgebungen hinweg ausführen können.
29 Prozent der befragten Unternehmen wollen immerhin Workloads und Daten zwischen verschiedenen Infrastrukturumgebungen migrieren.
Weitere 30 Prozent der Firmen planen ein Nebeneinander unterschiedlicher Cloud-Umgebungen ohne eine nennenswerte Integration.
Hilfe bei der Umsetzung
Das Einrichten, Verwalten und Überwachen von hybriden Lösungen ist jedoch keine leichte Aufgabe. Hybrid-Cloud-Management-Systeme (HCM) sollen die Anwender dabei unterstützen.
Laut Experton-Director-Advisor Henkes entwickeln sich diese Lösungen zunehmend zu Multi-Cloud-Orchestrierungs-Tools: „Gerade die gesetzten Lösungsanbieter wie beispielsweise VMware positionieren sich auf der gesamten Management-Stack-Klaviatur und binden dabei sogar OpenStack neben der eigenen Lösungspalette mit ein.“ Aktuelle Systeme für das Hybrid-Cloud-Management integrieren aber nicht nur externe Cloud-Ressourcen als Ganzes, sondern sie können auch über entsprechende APIs einzelne Services selektiv aggregieren.
„Dadurch kann die interne IT die Themen Governance, Risk und Compliance im Griff behalten und trotzdem eine ganze Reihe an unterschiedlichen Diensten bereitstellen“, sagt Henkes. Dies sei ein idealer Kompromiss, um den Spagat zwischen zentraler Steuerung und größtmöglicher Auswahl an Cloud-Services zu schaffen.
Auch Dienstleister können beim Aufbau und Betrieb hybrider Infrastrukturen helfen. „Im Kern steht meist ein Managed Service, der Public-Cloud-Ressourcen in hybrider Form an On-Premise-IaaS-Ressourcen anbindet“, so der Experton-Analyst weiter. Vom Service-Provider als „Hybrid-Cloud-Broker“ mag allerdings nach dem Scheitern der Deutsche Börse Cloud Exchange niemand mehr sprechen. Die Broker-Angebote tun sich nach Henkes Ansicht im deutschen Markt ohnehin schwer: „Das liegt zum Großteil daran, dass lokale Kunden bisher meist keine echte Multi-Cloud-Strategie verfolgen und daher keinen Bedarf an einer Broker-Lösung sehen.“