Vom Kistenschieber zum Cloud-Service-Provider

Status quo und Beispiele

von - 01.12.2017
Interessant ist ein Blick auf die aktuelle Situation. Wie weit sind die deutschen Systemhäuser bei ihrer Transformation? Inwieweit stehen sie erst am Anfang, inwieweit sind sie bereits zum Managed-Public-Cloud-Provider geworden?
Das Bild ist vielfältig. Die befragten Experten sind sich einig, dass die kleinen und mittleren Systemhäuser hier noch großen Nachholbedarf haben, während die Größen der Branche wie Atos, Bechtle, Computacenter oder Cancom (Pironet) die Transformation zum Cloud-Service-Provider im Prinzip bereits vollzogen haben.
All for One Steeb: Die All for One Steeb AG ist mit der größten betreuten Mittelstandskunden-Basis die Nummer eins im deutschsprachigen SAP-Markt. Das Systemhaus konzentriert sich auf Schlüsselbranchen wie Maschinen- und Anlagenbauer, Automobilzulieferer und die Konsumgüterindustrie. „Im Kern steht All for One Steeb für ERP. Unser Lösungsportfolio umfasst das Digital Framework von SAP, das wir mit Hunderten von selbst entwickelten Geschäftsprozesslösungen speziell für unsere Kunden ergänzt haben. Cloud-Services sind ein stark wachsendes Kernelement unseres Komplett­angebots“, so Lars Landwehrkamp, Vorstandssprecher von All for One Steeb.
Lars Landwehrkamp
Lars Landwehrkamp
Vorstandssprecher von All for One Steeb
www.all-for-one.com/de
Foto: All for One Steeb
„Unser ERP-Lösungsportfolio umfasst das Digital Framework von SAP, das wir mit selbst entwickelten Geschäftsprozess-Lösungen speziell für unsere Kunden ergänzt haben. Cloud Services sind ein stark wachsendes Kernelement unseres Komplettangebots.“
Als Partner für IT und Business deckt All for One Steeb die gesamte IT-Wertschöpfungskette ab, angefangen bei den Geschäftsprozessen über die Applikationslandschaft bis hin zum IT-Betrieb. Das Unternehmen betreibt selbst keine eigenen Rechenzentren, sondern rückt in seinen „Co-Location-Datacenters“ eng an die großen Public-Cloud-Provider he­ran. „Wir investieren stark in die Connectivity zu Amazon Web Services und Microsoft Azure. Unsere Kunden erhalten damit ein Höchstmaß an Skalierbarkeit und Flexibilität für ihre Cloud-Services, für die wir so on demand Compute-Power zu- und abbuchen können“, betont Lars Landwehrkamp. Das Cloud-Portfolio für die Zusammenarbeit am digitalen Arbeitsplatz basiert vor allem auf Microsoft SharePoint, Exchange, Skype für Business sowie Office 365. Für die Zukunft setzt All for One Steeb vor allem auf IoT- und Big-Data-Szenarien zur intelligenten Analyse von Daten. „Hier kommen Plattformen wie die SAP Cloud Platform oder Microsoft Azure ins Spiel und gleichzeitig unsere erweiterte Rolle. So wollen wir zukünftig verstärkt auch eigene Lösungen anbieten und schlanke ERP-Systeme in der Cloud mit Smart Data – generiert aus Big Data – versorgen. Für solche Szenarien rechnen wir uns bei unseren Kunden große Zusatzchancen aus.“
Bechtle: Das Systemhaus hat ein Cloud-Portal gestartet, das das bestehende Private-Cloud-Portfolio des Systemhauses mit Public-Cloud-Services von Anbietern wie Microsoft verknüpft. Damit positioniert sich Bechtle als Multi-Cloud-Provider. Das Portal ermöglicht die einheitliche Bereitstellung, Verwaltung und Abrechnung unterschiedlicher Cloud-Services aus einer Hand. „Mit Bechtle Clouds muss sich der Kunde weder um komplizierte Backend-Prozesse oder die Service-Konfiguration noch um das Managen verschiedener Partner und Verträge kümmern, sondern hat alles auf einer Plattform konsolidiert“, sagt Bernd Krakau, Geschäftsführer Bechtle Clouds GmbH.
Cancom (Pironet): Das Unternehmen bietet seit 2016 über seinen Business Cloud Marketplace Software, Platform und Infrastructure as a Service aus der Public Cloud an, darunter auch Dienste von Partnern wie Microsoft oder Amazon. Seit Oktober 2017 gibt es ein spezielles Reseller-Modell, über das Wiederverkäufer diese Public-Cloud-Dienste ihren Endkunden selbst anbieten können.
Dieser Service ist für Systemhäuser sehr interessant. Sie erhalten eine eigene Landingpage zu den Cloud-Services, können mit ihren Kunden eigenverantwortlich abrechnen sowie eigene Services über den Marketplace platzieren. Große IT-Systemhäuser und Franchise-Unternehmen können eine vollständige Marketplace-Plattform als dedizierte Lösung nutzen und unter eigenem Label vermarkten.
Computacenter: Das Systemhaus positioniert sich als Berater der IT-Bereiche für den Aufbau und das Management einer agilen IT auf der Basis von Cloud-Services. Computacenter selbst ist kein Anbieter von Public-Cloud-Services, hat aber etliche Lösungen und Leistungen rund um die Cloud im Portfolio. Dazu zählen Hybrid-Cloud-Services mit einem übergreifenden Beratungsmodell, Architektur, Design und Umsetzung von hybriden Cloud-Umgebungen wie Azure und AWS und Managed-Cloud-Services mit Betriebsleistungen für Private Cloud und Hybrid Cloud. Auch fungiert das Systemhaus als Reseller für Services von AWS, Microsoft und ServiceNow.
Computacenter sieht nach eigenen Angaben das Management von Multi-Cloud-Umgebungen als das zentrale Thema für Kunden, und zwar kaufmännisch und technologisch. Man werde weiterhin als Berater seine Dienstleistungen ausbauen und Kunden bei Multi-Cloud-Umgebungen un­terstützen.
Cloud-Dienste von Systemhäusern
Systemhäuser, die ihr Geschäft um Cloud-Lösungen erweitert haben, bieten ihren Kunden folgende Services an:
  • Planung und Design der (Multi-)Cloud-Architektur
  • Migration der Anwendungen und Systeme
  • Entwicklung und Implementierung neuer Applikationen und Systeme
  • Betrieb und Monitoring der Infrastruktur-Umgebung
  • Permanente Optimierung der IT-Umgebung, Anwendungen und Systeme
  • Schulungen und Workshops rund um die Digitalisierung wie agile Methoden oder DevOps
  • Hilfe bei der Auswahl von Technologien
  • Beratung zu Themen rund um Datenschutz, IT-Security und Compliance
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