Kernprozesse in die Cloud verlagern
Die Migration richtig vorbereiten
von Thomas Hafen - 03.02.2017
Eine eigene Infrastruktur in eine Cloud-Umgebung zu migrieren, erfordert eine klar definierte Planungs- und Migrationsphase, sagt Nadja Risse von Vodafone: „Häufig werden beim Infrastrukturwechsel gleichzeitig auch Applikationen ausgebaut oder aktualisiert und ältere Datenbanken zum Beispiel durch In-Memory-HANA-Datenbanken ausgetauscht. Hier gilt es sicherzustellen, dass die Umstellung störungsfrei läuft und die alten Systeme sauber auf der neuen Plattform aufgesetzt werden.“
Kearns rät, beim Aufbau einer Cloud für unternehmenskritische Anwendungen den Aspekten Resilienz und Skalierbarkeit große Aufmerksamkeit zu schenken. „Überdies sollten Sie ein umfassendes Services-Ökosystem errichten, das die Entwicklung individueller Anwendungen Ihren Geschäftsanforderungen entsprechend ermöglicht.“
Amazon empfiehlt seinen Kunden, unternehmenskritische Anwendungen möglichst auf mehrere sogenannte Availability Zones zu verteilen – Rechenzentrums-Cluster, die geografisch so weit voneinander entfernt liegen, dass ein Katastrophenfall in einer Availability Zone die Verfügbarkeit der anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beeinträchtigen kann. „Das ist im Prinzip das Konzept verteilter Rechenzentren, allerdings mit deutlich besserem Risikoprofil“, sagt Gonzalez. Auch was die Latenz angeht, kann die Cloud mit dem eigenen Betrieb mithalten oder diesen sogar übertreffen, so der AWS-Architekt. Cloud-Nutzer könnten beispielsweise ihre Applikationen viel näher zu ihren Kunden bringen, indem sie diese in regionalen Rechenzentren vor Ort betreiben lassen. Das sei vor allem für den deutschen Mittelstand eine Chance, international besseren Service bieten zu können. „Statt wie bisher seine Anwendungen in einem oder zwei Rechenzentren in Deutschland zu betreiben, kann er sie nun aus weltweiten IT-Knoten heraus erbringen und dadurch mit deutlich niedrigeren Latenzen anbieten.“ Die Reaktionsschnelligkeit von Applikationen ließe sich darüber hinaus durch den Einsatz eines Content Delivery Networks (CDN) verbessern, so Gonzalez weiter. „Selbst wenn die Daten einer Webapplikation immer aktuell sein müssen und nicht gecacht werden können, lässt sich die Latenz mit einem CDN im Vergleich zum normalen Internet deutlich reduzieren.“ Kunden aus der Werbe- oder Gaming-Branche mit sehr hohen Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit ihrer Applikationen seien gute Beispiele dafür, dass sich kurze Latenzzeiten und Cloud-Nutzung nicht ausschließen müssen.
Cloud-Plattformen für unternehmenskritische Anwendungen (Auswahl) |
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Anbieter / Produkt |
Kunden (Auswahl) |
DB Regio, Netflix, Siemens Healthcare Diagnostics |
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Airbus, Aktion Mensch, Leica |
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Allianz, Daimler, Monsanto |
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Accelera Solutions, HarperCollins, CDM Smith |
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Airbus Defence and Space, Philips, Spotify |
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20th Century Fox, Accenture, Euronext |
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Avnet, Capgemini, Citi Bank |
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arvato Financial Solutions, Spiegel-Gruppe, ThyssenKrupp Elevator |
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keine Angabe |
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Orange, KPMG, Panasonic |
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Bauspargruppe, BiBa, GRTgaz Deutschland |
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Great Western Railway, Metro Bank, Redox Digital |
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Alcatel-Lucent, B. Braun, BOA Group |
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Schwaiger GmbH, Koramis GmbH, Octopus Cloud AG |
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DAV Summit Club, Lufthansa Systems, Siemens |
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Fitness First, Trinity Mirror, Ladbrokes |