Kernprozesse in die Cloud verlagern

Die Migration richtig vorbereiten

von - 03.02.2017
Eine eigene Infrastruktur in eine Cloud-Umgebung zu mi­grieren, erfordert eine klar definierte Planungs- und Migrationsphase, sagt Nadja Risse von Vodafone: „Häufig werden beim Infrastrukturwechsel gleichzeitig auch Applikationen ausgebaut oder aktualisiert und ältere Datenbanken zum Beispiel durch In-Memory-HANA-Datenbanken ausgetauscht. Hier gilt es sicherzustellen, dass die Umstellung störungsfrei läuft und die alten Systeme sauber auf der neuen Plattform aufgesetzt werden.“
Kearns rät, beim Aufbau einer Cloud für unternehmenskritische Anwendungen den Aspekten Resilienz und Skalierbarkeit große Aufmerksamkeit zu schenken. „Überdies sollten Sie ein umfassendes Services-Ökosystem errichten, das die Entwicklung individueller Anwendungen Ihren Geschäftsanforderungen entsprechend ermöglicht.“
Amazon empfiehlt seinen Kunden, unternehmenskritische Anwendungen möglichst auf mehrere sogenannte Availability Zones zu verteilen – Rechenzentrums-Cluster, die geografisch so weit voneinander entfernt liegen, dass ein Katastrophenfall in einer Availability Zone die Verfügbarkeit der anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beeinträchtigen kann. „Das ist im Prinzip das Konzept verteilter Rechenzentren, allerdings mit deutlich besserem Risikoprofil“, sagt Gonzalez. Auch was die Latenz angeht, kann die Cloud mit dem eigenen Betrieb mithalten oder diesen sogar übertreffen, so der AWS-Architekt. Cloud-Nutzer könnten beispielsweise ihre Applikationen viel näher zu ihren Kunden bringen, indem sie diese in regionalen Rechenzentren vor Ort betreiben lassen. Das sei vor allem für den deutschen Mittelstand eine Chance, international besseren Service bieten zu können. „Statt wie bisher seine Anwendungen in einem oder zwei Rechenzentren in Deutschland zu betreiben, kann er sie nun aus weltweiten IT-Knoten heraus erbringen und dadurch mit deutlich niedrigeren Latenzen anbieten.“ Die Reaktionsschnelligkeit von Applikationen ließe sich darüber hinaus durch den Einsatz eines Content Delivery Networks (CDN) verbessern, so Gonzalez weiter. „Selbst wenn die Daten einer Webapplikation immer aktuell sein müssen und nicht gecacht werden können, lässt sich die Latenz mit einem CDN im Vergleich zum normalen Internet deutlich reduzieren.“ Kunden aus der Werbe- oder Gaming-Branche mit sehr hohen Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit ihrer Applikationen seien gute Beispiele dafür, dass sich kurze Latenzzeiten und Cloud-Nutzung nicht ausschließen müssen.

Cloud-Plattformen für unternehmenskritische Anwendungen (Auswahl)

Anbieter / Produkt

Kunden (Auswahl)

Amazon / Amazon Web Services

DB Regio, Netflix, Siemens Healthcare Diagnostics

Claranet / Cloud Hosting

Airbus, Aktion Mensch, Leica

Cloud Foundry / Cloud Foundry

Allianz, Daimler, Monsanto

Equinix / Equinix Cloud Exchange

Accelera Solutions, HarperCollins, CDM Smith

Google / Google Cloud Platform

Airbus Defence and Space, Philips, Spotify

HPE / Helion Hybrid Cloud

20th Century Fox, Accenture, Euronext

IBM / Bluemix

Avnet, Capgemini, Citi Bank

Microsoft / Azure

arvato Financial Solutions, Spiegel-Gruppe, ThyssenKrupp Elevator

NetGrow / NetGrow Cloud

keine Angabe

Oracle / Oracle Cloud

Orange, KPMG, Panasonic

Pironet / Hosted BusinessCloud

Bauspargruppe, BiBa, GRTgaz Deutschland

Rackspace / Managed Cloud

Great Western Railway, Metro Bank, Redox Digital

SAP / Cloud Computing

Alcatel-Lucent, B. Braun, BOA Group

Telekom / Open Telekom Cloud

Schwaiger GmbH, Koramis GmbH, Octopus Cloud AG

VMware / vCloud Air

DAV Summit Club, Lufthansa Systems, Siemens

Vodafone / Total Cloud Fusion

Fitness First, Trinity Mirror, Ladbrokes

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