Hybrid- und Multi-Clouds liegen im Trend

Die Multi-Cloud als technische Herausforderung

von - 13.02.2017
com! professional: Herr Henkes, der zweite große Trend sind Multi-Cloud-Strukturen. Wie können Unternehmen hier profitieren?
Henkes: Bei diesem Konzept verbinden Unternehmen Cloud-Infrastrukturen verschiedener Anbieter miteinander. Sie picken sich die Provider und die Services heraus, die am besten zu den Anforderungen der einzelnen Fachabteilungen passen. So kann ein Unternehmen beispielsweise seine besonders sensiblen Daten in die Hände eines lokalen Cloud-Anbieters legen, der die hiesigen Datenschutzanforderungen erfüllt. Weniger kritische Informationen speichert es dagegen in der Public Cloud eines amerikanischen Providers. Neben diesem Best-of-Breed-Ansatz kommt aber noch ein weiterer Aspekt zum Tragen: Die Unternehmen streuen durch die Buchung unterschiedlicher Dienstleister ihr Risiko und vermeiden so einen Vendor-Lock-in. Und auch in Sachen Disaster Recovery kann die Multi-Cloud von Vorteil sein: Fällt beispielsweise das Rechenzentrum eines Cloud-Anbieters aus, kann ein Unternehmen relativ leicht zu einem der anderen Provider wechseln.
Khaled Chaar
Managing Director Business Strategy
bei Pironet
www.pironet.com
Foto: Pironet
„Viele Unternehmen haben bereits hybride Cloud-Strukturen, jedoch ohne es zu wissen.“
com! professional: Das klingt alles sehr vernünftig. Warum setzen dann heute nicht schon viel mehr Unternehmen auf Multi-Cloud-Szenarien?
Henkes: Gute Frage. Ich denke, die Umsetzung ist ganz einfach eine sehr große technische und organisatorische Herausforderung. Schließlich muss die IT-Abteilung zahlreiche Systeme auf mehreren Plattformen unterschiedlicher Provider bereithalten. Insbesondere mittelständischen Unternehmen fehlte dafür bisher oft das notwendige Know-how, die richtigen Fachkräfte, der Überblick über die Prozesse sowie Erfahrung im Umgang mit modernen Organisationsstrukturen. Dazu kommt, dass sich die Angebote am Markt sehr schnell entwickeln und einen immer bunteren Strauß an Lösungen zu sehr attraktiven Konditionen bieten. Ich gehe daher davon aus, dass Multi-Cloud-Szenarien trotz ihrer Komplexität stark an Fahrt aufnehmen werden.
com! professional: Können sich Unternehmen hierbei Unterstützung von externen Partnern einholen?
Chaar: Ja, Cloud-Brokerage ist hier das Stichwort. Dabei setzen Unternehmen auf das Know-how eines Cloud-Anbieters, der für das Unternehmen als strategischer Partner die optimalen Pakete von unterschiedlichen Cloud-Anbietern verschiedener Ausprägungen wie IaaS (Infrastructure as a Service), PaaS (Platform as a Service) oder SaaS (Software as a Service) sowie Deployment-Modellen wie Public, Private oder Managed zusammenstellt. Schwerpunkte, zum Beispiel bei den Datenschutz- und Compliance-Bestimmungen, können sie dabei individuell setzen.
com! professional: Eine Lösung bietet Pironet mit dem Business Cloud Marketplace. Was ist das genau?
Chaar: Der Business Cloud Marketplace ist eine Plattform, über die Unternehmen sowohl Geschäftsanwendungen großer Software-Hersteller wie Microsoft oder Google, als auch spezialisierte Applikationen deutscher Software-Anbieter beziehen können. Der Vorteil für die Nutzer des Portals: Statt für jede Anwendung andere Zugangsdaten zu verwenden und Verträge mit mehreren Herstellern abzuschließen, können unsere Kunden mit einem Login sämtliche Anwendungen nutzen.
Zudem kümmern wir uns auch zentral um die Abrechnung der Leistungen und um den Support.
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