GAIA-X soll zur Europa-Cloud werden
Partner und Strukturen
von Ingrid Schutzmann - 13.01.2020
Welche feste Struktur GAIA-X erhalten soll, ist noch unklar, ebenso, wie und wann das geschehen soll. Die Projektteilnehmer diskutieren noch darüber, in welche Form GAIA-X „gegossen“ werden soll. Die Broschüre spricht von einer „Organisation mit Rechtsfähigkeit“. Eine Möglichkeit ist die Gründung einer „Europäischen Genossenschaft“. Das BMWi erklärt, dass es eine zügige Gründung im Frühjahr 2020 anstrebt.
Jeder Cloud-Dienstanbieter kann durch den Einsatz der GAIA-X-Technologie und deren Referenzarchitektur zu einem Knoten des Netzwerks, einem GAIA-X-Knoten, werden. Das Projekt ist offen für weitere Partner aus Deutschland und Europa und auch für außereuropäische Unternehmen und Organisationen, denn schließlich sind die Wertschöpfungsketten in der Industrie global angelegt. Voraussetzung ist, so teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage mit, dass „sie unsere Ziele und Werte der Datensouveränität und Datenverfügbarkeit teilen“.
Die Architektur
Jeder Knoten der vernetzten Infrastruktur bildet eine eigenständige Einheit, die eindeutig identifizierbar und erreichbar ist. Eine Selbstbeschreibung vermittelt Spezifika und Fähigkeiten der einzelnen Knoten. Sie enthält Aussagen zum Ort der Speicherung und der Verarbeitung der Daten, zu den verwendeten Technologien, zur Rechen- und Speicherleistung sowie zur bereitgestellten Funktionalität. Aus der Selbstbeschreibung soll beispielsweise hervorgehen, ob die Datenspeicherung im Inland oder zumindest im Geltungsbereich der EU-Datenschutz-Grundverordnung erfolgt. Zudem soll die Selbstbeschreibung Informationen über die Echtzeitfähigkeit, zum Preismodell, zum zertifizierten Schutzgrad des Knotens und zur Energieeffizienz liefern. Die Knoten können eine Public oder eine Private Cloud oder ein Edge-Knoten sein.
Kosten, Budget, Förderung
Zu den Kosten, zum Budget und zu den Fördermitteln äußerte sich das BMWi auf Anfrage nicht. Das Projekt solle aber hauptsächlich von der Wirtschaft getragen werden, teilte das Wirtschaftsministerium bislang mit. Angaben zu den Startkosten könnten derzeit noch nicht gemacht werden. Geklärt werden müsse auch noch, wie hoch die laufenden Kosten sein werden, wie Gebühren- oder Geschäftsmodelle aussehen und ab wann sich GAIA-X finanziell selbst tragen soll. Mit Hinweis auf die Haushaltsverhandlungen im Parlament sagt das BMWi auch nichts dazu, welches Budget es für GAIA-X eingeplant hat oder ob Unternehmen und Verbände Fördermittel für GAIA-X beantragen können.
Der Zeitplan
Die GAIA-X-Organisation soll im Frühjahr 2020 gegründet werden. Im zweiten Quartal sollen erste Tests des technischen Konzepts erfolgen (Proofs of Concept). Noch 2020 soll der Live-Betrieb mit ersten Anwendern und Anbietern beginnen.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärt, dass das Interesse an GAIA-X aus Industrie und Wirtschaft groß sei. Nach der Veröffentlichung hätten viele Unternehmen Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Nun sollen weitere Partner in Europa gewonnen werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will mit der französischen Regierung die Einzelheiten des Projekts besprechen und dann an Regierungen und Unternehmen in anderen europäischen Ländern herantreten, damit sie sich ebenfalls beteiligen. „Diese Infrastruktur wird dazu beitragen, dass wir unsere digitale Souveränität wiederherstellen“, ist der Bundesminister überzeugt.