Die eigene Private Cloud in der Firma

Die verschiedenen Varianten einer Private-Cloud

von - 06.11.2014
Private Cloud heißt nicht notwendigerweise, dass ein Unternehmen die Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum betreibt und adminis­triert. Insgesamt lassen sich folgende Ansätze unterscheiden:
  • Das Cloud-Modell im Überblick: Zwei Parameter definieren die unterschiedlichen Varianten der Cloud-Services: Das Betreibermodell (selbst oder gemanagt) und die Nutzung der Infrastruktur (allein oder mit anderen Kunden zusammen).
    Das Cloud-Modell im Überblick: Das Betreibermodell (selbst oder gemanagt) und die Nutzung der Infrastruktur (allein oder mit anderen Kunden zusammen) definieren die unterschiedlichen Varianten der Cloud-Services.
    Das Unternehmen betreibt und verwaltet alles selbst.
  • Die Cloud-Infrastruktur steht zwar im Unternehmen, wird aber von einem Dienstleister verwaltet.
  • Das Equipment befindet sich im Rechenzentrum des Dienstleisters, gehört aber dem Nutzer und ist auch physikalisch von der Infrastruktur anderer Kunden getrennt.
  • Der Dienstleister stellt die Infrastruktur, hält aber für jeden Kunden dedizierte Systeme vor.
  • Mehrere Private Clouds basieren auf derselben physikalischen Infrastruktur und sind nur durch eine Virtualisierungsschicht getrennt.
Vielen Unternehmen scheint die erste Variante die beste zu sein, schließlich haben sie so die volle Kontrolle über Hard- und Software. „Der entscheidende Punkt ist sicherlich die Datensicherheit“, sagt VMware-Manager Schorer, und Rudolf Hotter, COO von Cancom, pflichtet ihm bei: „Die Daten liegen nicht in einer virtuellen Wolke irgendwo auf der Welt außerhalb jeglicher Kontrolle des zugehörigen Unternehmens.“ Diese Sicherheit kann jedoch trügerisch sein, meint IBM-Manager Rindle. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) seien oft nicht in der Lage, ihre IT wirkungsvoll gegen aktuelle Bedrohungen abzusichern: „Insbesondere kleine Außenstellen erweisen sich als Schwachpunkte.“ Für KMUs sei es deshalb besser, eine Private Cloud bei einem spezialisierten Dienstleister zu betreiben: „Die Sicherheit ist dort größer.“
„Der Kostenvorteil im Betrieb einer modernen Private-Cloud-Architektur liegt oftmals bei mehr als 30 Prozent.“ - Rudolf Hotter, COO Cancom SE, www.cancom.de
„Der Kostenvorteil im Betrieb einer modernen Private-Cloud-Architektur liegt oftmals bei mehr als 30 Prozent.“ - Rudolf Hotter, COO, Cancom SE
Je nach Ausprägung der gemanagten oder gehosteten Private Cloud bleibt der Kunde alleiniger Herr über Infrastruktur und Daten oder teilt sich Systeme mit anderen Kunden. Stellt der Dienstleister beispielsweise dedizierte Hardware in einem physikalisch getrennten Bereich des Rechenzentrums zur Verfügung, zu dem nur der Kunde Zugang hat, gibt es kaum einen Unterschied zur Datensicherheit im eigenen Rechenzentrum. Ist dagegen die Private Cloud nur virtuell von anderen Diensten des Service-Providers getrennt, ist es wesentlich schwieriger, eine durchgängige Datensicherheit zu gewährleisten und zu dokumentieren – wenn auch nicht unmöglich.

Die Anforderungen entscheiden

Bei der Entscheidung für oder gegen eine Private Cloud – gehostet oder im eigenen Rechenzentrum – spielt neben der Datensicherheit vor allem die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Die Investition kann sich schnell amortisieren, meint Cancom-COO Hotter: „Der Kostenvorteil im Betrieb einer modernen Private-Cloud-Architektur liegt oftmals bei mehr als 30 Prozent.“ VMware-Manager Schorer setzt die Einsparmöglichkeiten gegenüber einem traditionellen Rechenzentrumsbetrieb sogar noch höher an: „VMware-Kunden konnten nach der Einführung einer Private Cloud in der Regel bis zu 70 Prozent Kosten einsparen.“

Varianten der Private Cloud

Eigene Private Cloud: Ein Unternehmen betreibt und verwaltet die Cloud-Infrastruktur in eigener Verantwortung.
 
Managed Private Cloud: Ein Dienstleister verwaltet die Cloud-Infrastruktur und garantiert deren Verfügbarkeit. Die Hardware kann im Rechenzentrum des Kunden oder beim Provider stehen.
 
Hosted Private Cloud: Ein Service-Provider stellt Cloud-Dienste dediziert für ein Unternehmen zur Verfügung. Die Infrastruktur ist beim Dienstleister lokalisiert. Die Abgrenzung von anderen Private Clouds oder Public-Cloud-Diensten ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von physikalisch getrennter Hardware, die in einem nur dem Kunden zugänglichen Rechenzentrumsbereich steht, bis zu virtuellen Private Clouds, die auf der allgemeinen Infrastruktur des Anbieters laufen.

Solch signifikante Einspareffekte lassen sich nur in sehr großen Umgebungen realisieren, meint dagegen IBM-Manager Rindle: „Das ist im Mittelstand kaum zu erreichen.“ Für KMUs liegen die Vorteile einer Private Cloud eher in der Flexibilität und weniger bei der Kostenersparnis. „Ich glaube, dass eine Private-Cloud-Infrastruktur schon für kleine Mittelständler sinnvoll ist“, sagt Herbert Bild, Solution Marketing Manager EMEA bei NetApp Deutschland. Nur für sehr kleine Unternehmen sei es nicht unbedingt ratsam, auf eine Private Cloud umzusteigen: „Ein Handwerksbetrieb oder eine Arztpraxis braucht sich mit dem Thema noch nicht zu beschäftigen, aber wer weiß, was die Zukunft bringt.“ Pauschale Grenzwerte für die Unternehmensgröße lassen sich nach Ansicht von Klaus Berle, Director Cloud-Computing bei HP Deutschland, ohnehin nicht nennen: „Manche Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern, aber großen Workloads, können sehr wohl von Cloud-Computing profitieren.“
Verwandte Themen