Die Cloud löst klassische TK-Anlagen ab
Vermehrte UCaaS-Nachfrage
von Thomas Hafen - 17.08.2017
Ausgaben für UCaaS in Deutschland: Die Nachfrage nach Unified Communications as a Service wächst zwischen 2016 und 2018 um rund 50 Prozent auf 483 Millionen Euro.
(Quelle: Experton Group AG/ISG, 2017 )
Laut dem Marktforschungsunternehmen Markets & Markets sollen 2021 weltweit knapp 28,7 Milliarden Dollar mit Unified-Communications-Diensten umgesetzt werden.
Neben dem Nachfrageschub durch die All-IP-Umstellung ist es vor allem die Flexibilisierung und Mobilisierung des Arbeitens, die den Bedarf an ebenso flexiblen Kommunikationslösungen wachsen lassen. „Arbeitskräfte müssen zunehmend mobil und über verteilte Standorte hinweg nahtlos zusammenarbeiten können“, sagt Jan Hickisch von Unify.
Besonders interessiert an UCaaS sind laut Axians-Consultant Langer Unternehmen, die weltweit agieren. „Das betrifft insbesondere Firmen, die ihren Mitarbeitern flexibles Arbeiten ermöglichen.“ Laut NFON-Vice-President Krammer ist dies aber längst nicht mehr die einzige Zielgruppe für Unified Communications aus der Cloud: „Die Nachfrage entwickelt sich sehr gut, besonders in den Bereichen Smalloffice und Homeoffice sowie in kleinen Unternehmen und dem Mittelstand.“ Thomas Muhr, Country Manager DACH bei ShoreTel, hat in dieser Zielgruppe allerdings andere Erfahrungen gemacht: „Nach meiner Beobachtung sind gerade mittelständische Unternehmen noch zurückhaltend in der Nachfrage und dem Einsatz von UCaaS.“
Typische Cloud-Vorteile
Kunden greifen aus denselben Gründen zu Kommunikationsdienstleistungen wie sie auch für andere Cloud-Services gelten: „Mit UCaaS können Unternehmen zum einen Investitions- und Betriebskosten sowie zum anderen Administrations- und Wartungsaufwände reduzieren“, sagt Swyx-CTO Claßen. Ebenso wichtig sei den Anwendern laut Unify-Manager Hickisch die damit einhergehende Flexibilität: „Sie können bei Unternehmenswachstum schneller skalieren und genau die Lösungen nutzen, die sie brauchen.“
Auch die Bereitstellung geht laut Philipp Langer von Axians IT Solutions wesentlich schneller: „Was in der Cloud mit ein paar Klicks für einen Anwender aktiviert werden kann, bedeutet bei einer On-Premise-Bereitstellung oft mehrere Tage Arbeit und große Installationsaufwände.“ Schließlich sei auch die einfache Anbindung der Anwender ein Kriterium, das für UCaaS spreche: „Alle Nutzer verbinden sich direkt über das Internet mit der UC-Lösung in der Cloud, es muss keine Verbindung in das eigene Rechenzentrum aufgebaut werden. Gerade Mitarbeiter an Außenstandorten oder im Homeoffice profitieren davon.“
Eine Frage der Verfügbarkeit
Der Umstieg auf All-IP ist allerdings nicht immer einfach. „Gerade wenn die Kommunikationsstruktur veraltet ist, kommt es zu Problemen“, sagt Langer und rät, das interne Netzwerk und die Internetanbindung, aber auch Proxies und Firewalls vor der Entscheidung für eine Unified-Communications-as-a-Service-Lösung auf deren Kompatibilität mit den Anforderungen der Echtzeitkommunikation zu prüfen. „Sind diese Komponenten nicht in der Lage, den anfallenden Realtime-Traffic schnell genug zu verarbeiten, (…) bedarf es einer Optimierung der Netzwerkinfrastruktur.“
Hinzu kommt, dass viele Service Level Agreements (SLA) für Internetanschlüsse eine Verfügbarkeit von lediglich 98 Prozent garantieren. Der Anschluss ans Internet kann im schlimmsten Fall also über eine Woche im Jahr ausfallen, ohne dass sich der Provider irgendeiner Vertragsverletzung schuldig machen würde.
„Wir würden Unternehmen daher nicht empfehlen, ihr Netzwerk nur über das Internet zu betreiben“, sagt Michael Hartmann, Country Manager beim UCaaS-Anbieter Interoute, „stattdessen sollten sie eine MPLS(Multiprotocol Label Switching)- oder SD-WAN(Software-defined WAN)-Verbindung verwenden, um die Verfügbarkeit zu garantieren.“
Anders als beim Betrieb einer eigenen Telefonanlage haben die Nutzer von Unified Communications as a Service allerdings den Vorteil, dass sie selbst dann noch über ihre Festnetznummern erreichbar sind, wenn die eigene Verbindung zum Internet gekappt ist, das interne Netz Schwierigkeiten macht oder sogar der Strom ausfällt. Die TK-Infrastruktur in der Cloud läuft weiter und kann Anrufe zumindest entgegennehmen.
Gute UCaaS-Lösungen sind ohnehin unabhängig vom Festnetztelefon nutzbar, weiß Axians-Consultant Langer: „Ist der Firmeninternetzugang gestört, kann auf mobile Devices und das Mobilfunknetz ausgewichen werden.“