Der Cloud fehlt es an Transparenz

IaaS: Open-Source-Alternativen

von - 11.07.2017
Weil immer mehr Unternehmen die Nachteile der Abhängigkeit von einzelnen Anbietern und Technologien erkennen, setzen sie – vor allem bei Infrastructure as a Service – auf Open-Source-Software. Vier quelloffene Projekte spielen hier eine Rolle: Eucalyptus, Nimbus, OpenNebula sowie OpenStack. Nach Ansicht von Branchenkennern dürfte jedoch nur OpenStack als ernsthafter Konkurrent aus dem Open-Source-Umfeld übrig bleiben.
„OpenStack erfährt derzeit eine sehr große Nachfrage und wird sich durchsetzen“, so die Einschätzung von Olaf Reimann. Das liege schon an der recht großen Verbreitung. „Da haben es andere Anbieter schwer, denn OpenStack verfügt bereits über eine sehr große gewachsene Community – da sich so viele Spezialisten und Unternehmen daran beteiligen, entwickelt sich die Lösung rasant immer weiter.“ Bei diesem Tempo könnten andere Lösungen kaum aufholen. OpenStack ist nach Einschätzung von Olaf Reimann eine gute Möglichkeit, sich vor einem Vendor-Lock-in zu schützen.
Rudolf Hotter
Vorstand/COO bei Cancom
www.cancom.de
Foto: Cancom
„Es gibt keine offiziellen Standards, es gibt Hersteller und deren Produkte, die sich selbst zum Standard erklärt oder das versucht haben.“
Ähnlich sieht es Cancom-Vorstand Hotter: „OpenStack hat sich sicherlich als Automatisierungswerkzeug durchgesetzt.“ Seiner Ansicht nach haben aber noch weitere Werkzeuge eine gewisse Bedeutung: „Wenn man zum Beispiel Container veröffentlichen, managen und automatisieren will, gibt es noch viele zusätzliche Open-Source-Werkzeuge und Bereitstellungsmechanismen, die sicherlich noch lange auf dem Markt sein werden und auch ihre Berechtigung haben.“ Als Beispiel nennt Hotter etwa das Cloud-Management-Tool Puppet und bei der Virtualisierung KVM. „Wie sehr diese Werkzeuge in Zukunft eine Rolle spielen, wird der Markt zeigen.“
Doch was genau ist OpenStack? Für das Open-Source-Projekt, das ursprünglich aus einer Kooperation der US-Raumfahrtbehörde NASA und dem Webhoster Rackspace entstanden ist, gibt es viele und teilweise sehr komplexe Begriffs­definitionen. Laut Andreas Nemeth, Head of Technology & Operations der Group Innovation Business Applications & Cloud Services bei der Deutschen Telekom, lässt sich OpenStack am einfachsten mit einem Betriebssystem vergleichen. Das, was Windows für den Computer ist, das ist OpenStack für die Cloud: Während Windows die Ressourcen eines einzelnen Rechners verwaltet, übernimmt OpenStack diese Aufgabe für die Ressourcen vieler Rechner und bildet so die Plattform für eine Cloud-Umgebung.
OpenStack bietet die bekannten Vorteile von Open-Source-Lösungen: Unternehmen können sich in der Entwickler-Community einbringen und Lösungen aktiv mitentwickeln. Zu den namhaftesten Unterstützern von OpenStack zählen unter anderem Cisco und IBM.
Der größte Vorteil von OpenStack: Man muss als Unternehmen keinen Vendor-Lock-in fürchten. Wenn beide Cloud-Anbieter – der aktuelle sowie der neue Dienstleister – OpenStack unterstützen, dann ist ein Anbieterwechsel meist jederzeit möglich.
„Offizielle“ Standards
Mehrere internationale Standardisierungs-Organisationen und Gremien erarbeiten umfangreiche Cloud-Standards. Sie spielen aber noch so gut wie keine Rolle.
Ob ISO-Standard 27018, die Cloud Security Alliance (CSA, www.cloudsecurityalliance.org) oder der Cloud Standards Customer Council (CSCC, www.cloud-council.org) – zahlreiche Gremien und Organisationen arbeiten an Standards für das Cloud-Computing, etwa in Bezug auf den Datenschutz oder Zertifizierungsprogramme.
Auf europäischer Ebene befasst sich das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (European Telecommunications Standards Institute, ETSI, www.etsi.org) mit der Schaffung von Standards für das Cloud-Computing. Ziel ist es, zunächst bestehende Standards und deren Anwendbarkeit im Cloud-Umfeld sowie fehlende Regeln zu analysieren.
Das Problem von Standardisierungs-Organisationen und Gremien ist, dass die in der Regel relativ trägen Abläufe den zügigen Entwicklungen auf dem Cloud-Markt hinterherhinken. Hinzu kommt, dass, etwa bei internationalen Gremien, die Standardisierungsprozesse zum Teil antiquiert sind. Die Folge: Die vielen Standards gehen an den tatsächlichen Gegebenheiten der Unternehmen vorbei und spielen daher momentan in der Praxis
so gut wie keine Rolle.
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