Cloud-Desaster können jeden treffen

Kampf mit Zertifikaten und Webmail-Probleme

von - 23.03.2018
Abgelaufene Zertifikate können die besten und redundantesten Clouds in die Knie zwingen. Dies musste Microsoft im Februar 2013 bitter erfahren. Der Speicherbetrieb von Azure fiel ganze zwanzig Stunden weltweit aus, weil es zu Fehlern beim Einspielen erneuerter SSL-Zertifikate kam. Insgesamt zweiundfünfzig Services, die auf die verschlüsselte Datenübertragung in die Azure Storage Cloud angewiesen sind, waren während dieser Zeit nicht verfügbar. Auch hier war schlussendlich menschliches Versagen die Ursache. Die SSL-Zertifikate waren zwar rechtzeitig erneuert worden, die zuständigen Systemadministratoren vergaßen aber, die betroffenen Systeme für das nötige Update zu kennzeichnen. Zu allem Übel funktionierten die Warnsysteme nicht richtig, sodass die Systemverwalter nicht auf die noch ausstehenden Updates hingewiesen wurden.
Speziell an diesem Ausfall war darüber hinaus, dass genau ein Jahr zuvor Azure bereits schon einmal einen zwölf Stunden dauernden Ausfall hatte, der auf Zertifikate zurückzuführen war. Bei diesem war das Problem offenbar auf den Schalttag am 29. Februar zurückzuführen.

Wenn das Webmail-Konto plötzlich leer ist

Wer denkt, Mails sind in der Cloud besonders gut aufgehoben, wird gleich eines Besseren belehrt. Denn praktisch alle größere Webmaildienste hatten in der Vergangenheit mit verlorener oder verlegter elektronischer Post zu kämpfen.
Das krasseste Beispiel lieferte dabei wohl Yahoo anno 2013. Nach einem größeren Redesign beklagten sich Nutzer über fehlende Mails. Yahoo gab später bekannt, dass gut ein Prozent der Mailkonten von der Störung betroffen seien. Bei einem Dienst wie Yahoo Mail handelte es sich dabei aber um gut eine Million Anwender. Schlussendlich führte der Fehler dazu, dass Mails nie mehr oder erst nach Monaten ausgeliefert wurden.
Vor einem leeren Mailkonto fanden sich auch gut 150.000 Gmail-Anwender im Jahr 2011 wieder. Alle persönlichen Mails und Ordner waren plötzlich aus der Cloud verschwunden. Erst nach gut vier Tagen gelang es den Googlern, die Mails zu bergen. Allerdings fanden sie sich mit mehreren Problemen konfrontiert. So hatte ein Software-Fehler nicht nur eine Kopie der Daten vernichtet, sondern gleich mehrere, in unterschiedlichen Rechenzentren gespeicherte Versionen. Zuletzt mussten sie auf physikalische Sicherungen zurückgreifen, um die Daten wiederherzustellen.
Die Liste wäre nicht vollständig, wenn Hotmail unerwähnt bliebe. Der Webmaildienst von Microsoft bescherte Ende 2010 Zehntausenden von Anwendern leere Posteingänge. Laut Microsoft war ein fehlerhaftes Skript Grund für den Ausfall, der bei einigen Benutzern ganze sechs Tage dauerte. Die Skripts waren für interne Testkonten gedacht und sollten diese nach einer gewissen Zeit automatisch löschen. Dummerweise machten sich die Skripts an gut 17.000 Mail-Accounts von echten Benutzern zu schaffen.
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